von Dr. Bernd Kregel

Im “African Explorer” durch Namibia

Als eine der ältesten Sandwüsten der Welt wuchert die Namib mit ihren üppigen landschaftlichen Reizen.

Mandela-Statue in Pretoria

Nelson Mandelas runder Geburtstag elektrisiert seine Fangemeinde im südlichen Afrika. Selten zuvor hat jemand eine solche Wertschätzung erfahren wie er. Und damit zugleich ein Ansehen erworben, das heute bereits Züge der Heiligenverehrung in sich trägt. Seine riesige freistehende Skulptur unterhalb der Regierungsgebäude von Pretoria bestätigt diesen Eindruck. Gleich einem Heilsbringer steht er da mit erhobenen Armen, als wolle er der Stadt und den Erdkreis seinen persönlichen Segen erteilen.

Die Botschaft kommt an und bahnt sich ihren Weg bis hinunter zu den Gleisen und Hallen der „Rovos Rail Station“ von Pretoria. Hier steht der „African Explorer“ schon bereit, um nach einer feierlichen Aufbruchszeremonie die erwartungsvollen Gäste in seine Abteile aufzunehmen. So bleibt nach dem Füllen der Fächer noch eine kurze Verschnaufpause, bevor der „African Explorer“ mit seinem langen Anlauf beginnt über Kimberley bis nach Namibia. Schon ertönt das Signal zum Aufbruch, und gemächlich setzt sich der Zug in Bewegung.

Wegenetze und Schienenstränge

Dabei ergibt sich genügend Zeit, um sich mit dem bevorstehenden Wüstenabenteuer innerlich vertraut zu machen. Mit jenem kargen afrikanischen Landstrich, in dem einst deutsche Kolonialherren bis hinein in den Ersten Weltkrieg ihre nicht immer rühmlichen Spuren hinterließen. Und doch hat sich, so Zugleiter Thorsten, bei aller historischen Kritik in der Erinnerung auch eine Wertschätzung erhalten, die sich besonders auf die Infrastruktur des einstigen „Deutsch-Südwest“ bezieht. Vor allem in den Bereichen der Wegenetze und der Schienenstränge.

Speisewagen des „Shongololo Express“

Davon profitiert heute auch der „African Explorer“ mit seinen traditionsreichen Waggons. Dazu gehören natürlich auch die beiden Speisewagen, der Salon- und Barwagen sowie die Aussichtsplattform am Ende des Zuges. Allesamt Treffpunkte, die während der gesamten Reise dem guten Ausblick, der inneren Einkehr oder aber dem Gedankenaustausch dienen. Ja, hier lässt es sich in der Tat stilvoll leben, umgeben von einer wilden Landschaft, die sich in ihrer Vielfalt als eine eigene Welt zu präsentieren weiß.

Diamanten in Kolmanskoop

Einen tiefen Eindruck von der deutschen Vergangenheit hinterlässt im Süden des Landes das Städtchen Lüderitz, gelegen an einer kleinen Meeresbucht des Atlantischen Ozeans. Hier thront auf einem Abhang die lutherische Felsenkirche, zu der einst Kaiser Wilhelm II. höchstpersönlich ein kostbares Glasfenster beisteuerte. Hier gibt es, so erklärt es augenzwinkernd Reisebegleiter Günther, nur zwei Jahreszeiten: die windige und die stürmische. Diese rauen Bedingungen machen selbst der Herde von Wildpferden zu schaffen, die sich seit der Kolonialzeit den klimatischen Bedingungen der Sandebene hinter der Stadt weitgehend angepasst haben.

Villen in der Geisterstadt Kolmanskoop

Größte Sensation zwischen Lüderitz und der Bahnstation von Aus ist jedoch die Pionierstadt Kolmanskoop, die sich heute als Fantasie anregende Geisterstadt präsentiert. Spätestens seit der Entdeckung eines riesigen Diamantenvorkommens war es hier aus mit der Normalität. Auf dem Bauch liegend wurden in der Stoßzeit des Diamantenrausches Unmengen von Marmeladengläsern mit den kostbaren Rohdiamanten gefüllt. So lange bis der Spuk vorbei war und neben maroden Villen vor allem  historische Erinnerungen hinterließ.

Aufhebung der Schwerkraft

Zu diesem Ende trugen nicht zuletzt die Ausläufer der Namib Wüste bei, die noch heute die Straßen und Bahngleise mit prickelnden Sandschwaden überwehen. Doch was sind diese schon im Vergleich zu den feuerroten Dünenbergen, die sich weiter nördlich im Namib Naukluft Nationalpark zu einem ausgedehnten Dünenmeer verdichten? Als höchste Wanderdünen der Welt wird ihr scharfer Kamm je nach Windrichtung von roten Sandwolken umtost. Kein leichtes Unterfangen, sich bei flimmerndem Sonnenlicht auf der Dünenkante hinauf zu arbeiten.

Steilkante einer Namib-Düne

Als besonders attraktiv erweist sich der Aufstieg auf die lang geschwungene Sicheldüne am Rande des Sossusvlei-Beckens. Mit mehr als dreihundert Metern Höhe erschließt sie Stück für Stück eine reizvolle Aussicht, bis sich vom Dünengipfel her das volle Ausmaß dieses faszinierenden Landschaftstyps offenbart. Als nicht minder abenteuerlich wie der Aufstieg erweist sich das sanfte Hinabgleiten auf direktem Wege hinunter ins Sossusvlei. Dabei stellt sich ein beglückendes Naturerlebnis ein, bei dem das Gesetz der Schwerkraft für kurze Zeit aufgehoben zu sein scheint.

Architektur der Wüste

Mit dem Weg in Richtung Norden ändert sich auch das Landschaftsbild. Hier hat sich der Sand verfestigt zu soliden Sandsteinformationen, aus denen heraus sich die Spitzkoppe als das „Matterhorn Namibias“ vor dem blauen Himmel abhebt. Versteinerte Dünen oder einstige Sandablagerungen auf einem Meeresgrund? Darüber haben sich die Buschmänner früherer Zeiten wohl kaum die Köpfe zerbrochen, als sie ihre stilvollen Felsmalereien hier anbrachten.

Und doch werden sie sich gewundert haben über die Formenvielfalt der Erosion, die in der Mythologie früherer Zeiten sicherlich die Kunstfertigkeit eines Schöpfergottes voraussetzte. Und in der Tat rufen die durchbrochenen Gesteinswände, die nahezu perfekt abgerundeten Gesteinskugeln sowie die weiten Felsbögen noch heute Erstaunen hervor. So lädt die Architektur der Steinwüste auch heute noch dazu ein, ihre Ursprünge und Gesetzmäßigkeiten umgehend zu erforschen.

Erbe der Kaiserzeit

Und doch tut es schließlich wieder gut, die Stadtarchitektur von Swakopmund auf sich wirken zu lassen. Jene Stadt an der Nordküste Namibias, in der sich das deutsche Erbe selbst nach mehr als hundert Jahren noch deutlich erhalten hat. In Türmen und Kirchen, in Häuserfassaden und Kaufläden. Es ist ein Rückblick in die alte kaiserliche Zeit, selbst wenn Kaiser Wilhelm II. in der Straßenbezeichnung inzwischen Präsident Sam Nujoma Platz machte.

Seebrücke in Swakopmund

Doch wo lässt sich in dieser architektonischen Vielfalt heute die Seele der Stadt ausmachen? Sie ist zweifellos zu finden an der historischen Seebrücke, die vom breiten Sandstrand aus weit in das Meer hinaus ragt. Es ist der Ort, an dem auch Durchreisende zum Sonnenuntergang ihre Seele baumeln lassen können, um sodann bestens entspannt zum geduldig wartenden „African Explorer“ zurück zu kehren.

Wasserstelle als Garten Eden

Auch wenn sich der Abschied von Land und Leuten bereits ankündigt, erweist sich die Etosha-Pfanne als ein letzter Höhepunkt der Zugreise, an dem sich ein geradezu unwirkliches Spiel zwischen Wahrnehmung und Fantasie entfaltet. Denn wie einem irrealen Bild Salvador Dalis entlehnt, vermischt sich ihr weißer Grund unmerklich mit dem Dunst des Horizonts. Eine trostlose Landschaft, die jedoch deutlich kontrastiert mit dem unerwarteten Tierreichtum an den jeweiligen Wasserlöchern.

Elefanten an der Wasserstelle

Die Wasserstelle von Okaukuejo erweist sich dabei als ein wahrer Garten Eden. Hier herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, wenn Giraffen, Elefanten, Zebras und Gazellen ihren Durst stillen. So bedarf die alte These, dass „die Wüste lebt“, zumindest in der Namib Wüste und ihren Ausläufern keines weiteren Beweises. Auch die Erfahrung, dass es sich im „African Express“ stilvoll leben lässt, findet bis Windhoek, dem Zielpunkt der Reise, ihre Bestätigung.

 

 

 

HIER GEHTS ZUR FOTOSTRECKE NAMIBIA:

Reiseinformationen “Namibia /African Explorer”:

 Anreise: Günstige Anreise mit South African Airways (SAA) nach Johannesburg oder Kapstadt, je nach Abfahrtsort des Zuges.

Einreise: Kein Visum erforderlich. Ein noch mindestens 6 Monate gültiger Reisepass ist ausreichend für Südafrika und Namibia.

Reiseveranstalter: „Lernidee Erlebnisreisen GmbH“, 10787 Berlin, Kurfürstenstraße 112, www.lernidee.de  

Reisezeit: Über Reisedaten informiert der Reiseveranstalter. Vor- oder Verlängerungsreisen können dazu gebucht werden.

Übernachtung: Übernachtet wird in eleganten und komfortablen Abteil-Suiten des Zuges, Deluxe-Hotels und Komfort-Safari-Lodges.

Sprache: Bordsprache ist deutsch.

Auskunft: www.lernidee.de, Jakob Rastetter, Tel. 030-786000-24, j.rastetter@lernidee.de,  

 

- ANZEIGE -