150. Gedenktag des österreichischen Komponisten am 22. Juli 2020

Josef Strauss

„Der Pepi ist der Begabtere von uns beiden, ich bin bloß populärer“, soll Johann Strauss über seinen Bruder Josef einmal gesagt haben. Und tatsächlich: In der breiten Bevölkerung ist der jüngere Bruder des bekannten Walzerkomponisten weitgehend unbekannt. Dabei übernahm der gelernte Ingenieur wegen des zunehmend schlechten Gesundheitszustandes seines berühmten Bruders die Leitung der Strauss-Kapelle und führte diese auf zahlreiche Tourneen, unter anderem nach Russland. Josef Strauss war zudem selbst ein talentierter Komponist.

Josef Strauss war ein Sohn von Johann Strauss (Vater) und dessen Frau Anna sowie der um zwei Jahre jüngere Bruder des berühmten „Walzerkönigs“ Johann Strauss (Sohn). Der dritte und jüngste der Strauss-Söhne war Eduard. Alle Strauss-Söhne waren wie schon der Vater hervorragende Komponisten, deren Werke noch heute regelmäßig u. a. in den Neujahrskonzerten der Wiener Philharmoniker aufgeführt werden.

Josef Strauss strebte keine musikalische Karriere an, sondern absolvierte ein Studium am Wiener Polytechnikum (heute Technische Universität Wien), arbeitete als Bauleiter bei der Errichtung eines Wehrs in Trumau, Niederösterreich, und konstruierte zwei Straßenkehrmaschinen. Als jedoch Johann Strauss (Sohn) im Spätherbst 1852 von einer Konzertreise völlig erschöpft zurückkehrte, musste Josef im folgenden Jahr als Kapellmeister der Strauss-Kapelle einspringen. Damals komponierte er sein erstes Werk, den Walzer Die Ersten und die Letzten (in der irrigen Meinung, dies sei sein erstes und zugleich
Eduard, Johann und Josef Strauß © Zeitgeössisches Foto

letztes Werk). Die nächste Walzerfolge op. 12 nannte er dann folgerichtig Die Ersten nach den Letzten; er komponierte schließlich über 300 Werke. In den folgenden Jahren vertrat er immer häufiger seinen Bruder Johann als Kapellmeister. Er nahm Unterricht in Kompositionslehre und lernte Violine spielen. Am 8. Juni 1857 vermählte sich Josef Strauss mit Caroline Pruckmayer in der Johann-Nepomuk-Kirche an der Praterstraße. Ihnen wurde am 27. März 1858 eine Tochter, Karoline Anna, geboren.

Der häufig kränkelnde Josef Strauss erlitt am 22. Februar 1870, als seine Mutter starb, einen Zusammenbruch an ihrem Sterbebett und musste sich am folgenden Tag beim alljährlichen Studentenball in den Redoutensälen der Hofburg vertreten lassen. Vier Monate später fiel er während einer Konzertreise in Warschau bewusstlos vom Dirigentenpodest. Er starb kurze Zeit später in Wien. Die Todesursache blieb ungeklärt, da seine Witwe einer Autopsie nicht zustimmte.

Er wurde auf dem Sankt Marxer Friedhof im Grab seiner Mutter bestattet. Am 12. Oktober 1909 wurden die sterblichen Überreste beider in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

Josef Strauss schrieb rund 300 Tänze und Märsche für Orchester sowie rund 500 Arrangements fremder Werke für Orchester. Sein besonderes Interesse galt Richard Wagner. 1860 war es Josef Strauss, der erstmals Fragmente aus „Tristan und Isolde“ dirigierte.

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