Unverrückte haben unsere Welt kaputt regiert“

Udo Lindenberg

Die lebende Rock-Legende Udo Lindenberg feierte vor zehn Jahren ein legendäres Comeback und brachte Ende letzten Jahres sein neues Live-Album „MTV Unplugged 2 – Live vom Atlantik“ raus. Ab Mai geht der Panik-Rocker mit Hut, Sonnenbrille und grünen Socken auf große Stadion-Tour – und das mit 72 Jahren. In einem Interview mit „Mein Bahnhof“ blickt der Eierlikör-Liebhaber auf die chaotische Welt im Jahr 2019 und findet Panik unangebracht. „Es gibt Typen auf der Welt wie Trump und Putin mit ihrem Nationalgedröhn. Gerade wir in Deutschland sind verpflichtet, friedenspolitisch einen Schritt voranzugehen“, so Udo. In seiner „Bunten Republik Deutschland“ gebe es nach Ansicht des Sängers „an den Rändern zwar ein paar Gestörte“, er trete dennoch für ein weltoffenes Deutschland ein. Heimat ist für Lindenberg immer dort „wo meine Freunde sind“, egal wo auf der Welt er gerade „rumrattert“. Rückblickend findet die Rocklegende gut, dass er kein besonders guter Sänger war, denn „Vibrato im Hals“ passe nicht so gut zu deutschen Texten. Den ersten Auftritt erlebte Udo volltrunken: „Mir war gut schwindlig. 15 Doppelkorn im Kopf. Den Leuten war Rock auf Deutsch so fremd, dass sie fast meinten, das sei illegal“, erinnert sich der Künstler zurück. Das erste Liebeslied „Cello“ nahm Lindenberg 1973 auf – dann erneut 2011 mit „Clueso“ – ein Bombenerfolg. „Ich habe sehr berauschende Zeiten der Liebe erlebt, aber auch sehr zerstörerische.“ Das Mädchen aus „Cello“ ist übrigens Udos erste große Liebe. Schade: Sie wurde nicht erwidert. „So hat sich schon ganz früh eine Trauer in mich hineingeschlichen. Deswegen kann ich noch heute so gut Liebeslieder singen“, findet Lindenberg. Allein ist Udo nicht – seit fast 20 Jahren begleitet ihn seine Leibfotografin Tine Acke. Sie liebt Udos großes Herz. „Alle Gestrandeten können bei ihm ankommen. Einen treueren Freund findet man nicht.“ Und der Rocker ist von dem künstlerischen Talent und der Einfühlsamkeit der zierlichen Powerfrau fasziniert. Man lebt in getrennten Wohnungen, aber die 40-Jährige ist immer da. Tine half ihrem Partner durch Entziehungskuren und schwere Zeiten. An Hochzeit und Kinder dachte das ungleiche Paar nie. „Das ist doch nix für ’n Indianer-Streuner wie mich, Ehe und bordeigene Kids. Ich habe mein Leben schon ganz früh in den Dienst des Rock’n’Rolls gestellt. Abgesehen davon: Promikinder haben es oft ganz schön schwer. Dann setzt man so ’nem Lindenzwerg ’nen Hut auf und sagt ihm: ‚Nun, sing mal so schön wie dein Alter! ‘“

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