Rohbau

In seinem Spielfilmdebüt „Rohbau“ führt uns der 1985 in München geborene Regisseur Tuna Kaptan auf Basis eines Drehbuchs von Fentje Hanke in ein Milieu, das sonst nur sehr selten im Kino beleuchtet wird: die Welt deutscher Großbaustellen. Das Werk wirft einen Blick hinter die Kulissen einer Baufirma, zeigt den enormen Druck und die permanente finanzielle und mentale Ausnahmesituation. Dies geschieht wiederum nicht als großes Ensemblestück, sondern wird in erster Linie durch eine einzelne Figur veranschaulicht.

Eine Baustelle, irgendwo im Süden der Republik, ein Rohbau, harte Arbeit. Wie so oft sind es auch hier Schwarzarbeiter, die zur Senkung der Kosten Verwendung finden, deren Notlage ausgenutzt wird. So auch von Projektleiter Lutz (Peter Schneider), der mit mäßigem Erfolg versucht, im Leben voran zu kommen, nach höherem strebt und dafür Risiken eingeht. Auf der Baustelle eines Luxusbauprojektes kommt es zu einem tragischen Unfall. Ein unter Druck stehender Bauleiter hat illegale Arbeiter angeheuert, um Kosten zu sparen. Einer dieser Arbeiter kommt ums Leben. Am nächsten Tag steht ein wichtiges Treffen mit den Investoren an, aber das wird durch die 14-jährige Irsa (Angjela Prenci) gestört, die verzweifelt ihren Vater sucht. Um sie von seiner Baustelle fernzuhalten, beschließt er, sie wegzubringen. Auf ihrer gemeinsamen Reise entwickelt sich eine Verbindung zwischen ihnen, dabei weiß das Mädchen nicht, dass sie dem Mann vertraut, der kurz zuvor die Leiche ihres Vaters verschwinden ließ.
Regiekommentar
»ROHBAU erkundet die komplexe Verflechtung der beiden drängenden sozialen Fragen unserer Zeit: Migration und der Mangel an Wohnraum. Die Baubranche mit ihren vielen illegal beschäftigten unsichtbaren Arbeiter*Innen bildet die Kulisse für Lutz und Irsa. Der tragische Unfall in der Hafencity Hamburg im November 2023 mit fünf Toten verdeutlicht die Vulnerabilität illegal beschäftigter Migrant*Innen, insbesondere derer aus Herkunftsländern, die weder EU- noch Schengen-Mitglied sind. Irsas Suche nach ihrem Vater und ihrem Grundbedürfnis nach einem Dach über dem Kopf stehen im krassen Kontrast zu Lutz‘ Streben nach beruflichem Erfolg. Die erzwungene Verbindung zwischen ihnen wirft Fragen nach Schuld und dem System der Ausbeutung auf: Kann Lutz seine Rolle als kleines Zahnrädchen im System überwinden? Kann es eine wahrhaftige Verbindung zwischen den beiden geben? «
Deutschland | 2023 | 86 Min.
Start Deutschland: 26.September
Regie Tuna Kaptan
Buch Fentje Hanke
Schauspiel Angjela Prenci, Peter Schneider, Michael Kranz, Beat Marti, Heinrich Horwitz, Kasem Hoxha
Kamera Ben Bernhard
Schnitt Beatrice Babin
Ton Tom Weber, Marc Fragstein
Szenenbild Uli Friedrichs
Kostümbild Gudrun Leyendecker
Musik Chiara Strickland
Casting Ruth Hirschfeld, Odeta Kunaj, Anila Balla
Redaktion Claudia Gladziejewski (BR), Jan Berning (SWR), Daniela Muck (ARTE)
Produzent:in Karoline Henkel, Jasper Mielke, Arto Sebastian
Produktion Wood Water Films
Koproduktion Bayerischer Rundfunk, Südwestrundfunk, ARTE
Verleih missingFILMs
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