von Dr. Bernd Kregel

Kultur und Kulinarik von Passau bis Budapest

Bei einer Flusskreuzfahrt auf der Donau bilden Kulinarik und Lebensfreude eine genussreiche Einheit.

Nibelungendenkmal an der Donaulände in Pöchlarn © Geoprofi/Wikipedia

Hochmut kommt vor dem Fall! Schonungslos enthüllt der Verfasser des Nibelungenliedes den Wesenskern seiner Helden und lässt dabei kein gutes Haar an ihnen. Gunther, Kriemhild, Siegfried und Hagen, sie alle sind für den Autor Getriebene ihrer jeweiligen Charakterschwächen. Mit Verrat und Betrug torkeln sie ihrem Untergang entgegen, bis die von Kriemhild gestellte Falle gnadenlos zuschnappt.

Denn offenbar hat Gunthers Schwester noch alte Rechnungen zu begleichen. So tarnt sie ihre Rachegelüste als gut gemeinte Familieneinladung an den ungarischen Hof ihres Ehemannes, des Hunnenkönigs Etzel. Die List gelingt, und die über die Donau angereisten Gäste fallen an ihrem Ziel einem blutigen Gemetzel zum Opfer. Die Donau wird damit für sie zum Schicksalsstrom. Noch heute erinnert der Nibelungengau bei Pöchlarn an die fest in der Sagenwelt verankerten Geschehnisse.

Stadt der drei Flüsse

Eine Flusskreuzfahrt im heutigen Sinne war die damalige Anreise nach Ungarn sicherlich nicht. Denn in deren Mittelpunkt standen nicht die kulturellen und landschaftlichen Höhepunkte entlang den damals eher bescheiden ausgestatteten Donaumetropolen. Und eine Genussreise war es erst recht nicht, bei der heute die kulinarischen Höhepunkte der Donauregion mit ihren vielfachen Verlockungen im Mittelpunkt stehen. Genauso wie es nun für die Reise mit der „MS Heidelberg“ vorgesehen ist.

Die Donau in Passau

Als Ausgangspunkt dient die Grenzstadt Passau, nach heutigem Kenntnisstand der Entstehungsort des Nibelungenliedes. Zugleich erhebt sie der Zufluss von Inn und Ilz in die Donau empor in den Rang einer „Stadt der drei Flüsse“. Ein Umstand, durch den die Donau bis zu ihrem Delta am Schwarzen Meer einen zusätzlichen Schub erfährt. In der Fantasie meint man beim stimmungsvollen Ablegen des Schiffes noch einmal die fanfarenhaften Klänge der Passauer Domorgel über sich hinwegrauschen zu hören.

Torten und Krapfen

Doch gut Ding will Weile. Denn auf der Strecke flussabwärts nach Linz gilt es gleich drei Schleusen und damit einen Höhenunterschied von 38 Metern zu überwinden. Unweit der neuen Schiffsanlegestelle ist der barocke Hauptplatz der Linzer Altstadt mit nahezu magischer Anziehungskraft ausgestattet. Einer Kompassnadel gleich verweist die prunkvolle Trinitätssäule auf die prächtigen Hausfassaden der Stadt, die wesentlich dazu beitrugen, deren Ruf als UNESCO-Weltkulturerbe zu begründen.

Auch wenn aus den Auslagen der Kaffeehäuser gelegentlich verführerische Linzer Torten herüberwinken, ist vorerst Standhaftigkeit angesagt. Denn zunächst gilt es, im ländlichen Mühlviertel das Geheimnis einer „Krapfen-Schleiferei“ zu lüften. Wer würde dahinter schon eine Mehlspeise vermuten, die zur Herstellung ihrer runden Form zunächst noch „geschliffen“ werden müsste? Belegt mit Schinken und Käse oder gefüllt mit pikanter Konfitüre ist dies für Naschkatzen aller Art ein geradezu aufregendes Geschmacks-Erlebnis.

Kaffeehäuser und Weinkeller

Die Kunst des Krapfen-Schleifens

Doch schon richtet sich während der Weiterfahrt durch die romantische Wachau das Augenmerk auf Wien. Und damit auf jene liebenswerte österreichische Landeshauptstadt, die in Sachen Lebensqualität keine internationale Konkurrenz zu fürchten braucht. Besonders seit Kaiser Franz-Joseph die zu eng gewordenen Stadtmauern schleifen ließ und an ihrer Stelle legendäre Prachtbauten entstanden. Stephansdom und Fiaker vervollständigen das Stadtbild ebenso wie die zahlreichen Kaffeehäuser. Die verbreitete Vorstellung, deren Existenz gehe zurück auf die von den Türken zurück gelassenen Kaffeesäcke, gehört allerdings längst der Vergangenheit an.

Die einladende Wiener Kaffeehauskultur wird wunderbar ergänzt durch eine reichhaltige Weinkultur. Als besonders stilvoll erweist sich ein Besuch von Stift Klosterneuburg, dem ältesten Weinguts Österreichs. Einzigartig wie die ausgedehnten Kellergewölbe sind auch die zur Verkostung gereichten Weine. Beispielsweise der Zweigelt 2020/21, der sich mit samtigen Tanninen und fruchtigem Unterton als sehr charmant und trinkfreudig erweist. Oder der Patronis 2019/20, eine Cuvée aus St. Laurent, Zweigelt und Merlot, mit dem das Weingut bei fortgeschrittener Stimmung die größte Zustimmung erfährt.

Burg und Bajgel

Als weiteres Genusszentrum präsentiert sich wenig später die slowakische Landeshauptstadt Bratislava, das einstige Pressburg. Bereits aus der Ferne sichtbar ragt die imponierende Burg als Wahrzeichen über der Altstadt empor. Spötter wollen in ihr wegen ihrer vier Ecktürme gar einen umgedrehten Tisch erkennen. Doch ein Spaziergang im angrenzenden Barockgarten und der damit verbundene Blick auf die gemächlich dahinfließende Donau bringen jeden Spötter schnell zum Schweigen.

Reiterstandbild vor der Burg in Bratislava

Bei der Erforschung der Altstadt mit ihren Gassen und Gässchen ist der kleine Hunger zwischendurch natürlich nicht auszuschließen. Abhilfe schafft in diesem Fall das am Hauptplatz gelegene Traditionskaffee Mayer. Mit seiner anheimelnden Atmosphäre versetzt es den Gast weit zurück bis ins vorletzte Jahrhundert. Aus den Köstlichkeiten des Hauses ragen vor allem die „Pressburg bajgel“ heraus, die hier den Kaffeehausaufenthalt versüßen.

Ausgelassenheit und Sentimentalität

Mit der ungarische Hauptstadt Budapest ist der östlichste Punkt der Donaukreuzfahr erreicht. Geradezu weihevoll gleitet das Schiff durch die Außenbezirke in die Innenstadt hinein. Jeder an der Reling des Oberdecks versucht, soviel wie möglich von der prächtigen Stadtkulisse in sich aufzusaugen: die individuell gestalteten Brücken, das prächtige Parlamentsgebäude, die Fischer-Bastei oder den Friedensengel oberhalb des Hotels Gellert. Unverkennbar offenbart sich hier die ungarische Metropole als die sprichwörtliche „Königin der Donau“.

Und die hat auch eine heitere Seite, wie sie auf den Folklorebühnen der Stadt ihren Niederschlag findet. So zum Beispiel im „Szeged“ in unmittelbarer Nähe des Hotels Gellert. Schmissige Musik und wehende Röcke geben hier die ausgelassene Stimmungslage vor, die bei manchem Geigensolo auch schnell einmal ins Sentimentale überwechselt. Serviert wird dabei die original Szegediner Gulaschsuppe, die sämtliche Geschmacksknospen automatisch zum Blühen bringt.

Leib und Seele

Parlamentsgebäude in Budapest

Woher die Küche ihre Zutaten bezieht, zeigt sich am nächsten Morgen beim Besuch der zentralen Budapester Markthalle. Paprika, Knoblauch, Zwiebeln und was sonst noch zu einem schmackhaften Mahl dazu gehört, füllen hier die bunten Marktstände. Einladend geleiten Sie den Besucher hinauf in das Marktrestaurant, wo ein üppiges zweites Frühstück für Leib und Seele bereits auf ihn wartet.

Darauf einen „Unicum“! So heißt der überaus wirkungsvolle Kräuterlikör der Familie Zwacke, der vor langer Zeit wegen seiner Heilkraft vom Kaiser persönlich als „Unicum“ bezeichnet wurde. Und schon hatte er seinen Spitznamen weg, der als Markenname bis heute Gültigkeit besitzt. In großen Probierfässern lagern die Kostproben auf dem Produktionsgelände der Firma, soweit sie nicht in ihren unverwechselbaren schwarzen Flaschen in mehreren Geschmacksrichtungen zum Verkauf angeboten werden.

Zauber der Fischer-Bastei

Nächtliche Fischer-Bastei in Buda

Ein Unicum anderer Art ist, wenn man so will, auch die Weinstadt Budafok unweit des Stadtzentrums. In heutiger Zeit eher ein Weinmuseum, präsentiert sich hier eine legendäre Weintradition, die sich besonders durch ihren Tokayer-Weinanbau hervortut. Besonders der „Tokaji Szamorodni“ findet wegen seines fruchtigen Aromas bei der Verkostung Anklang. So würden nicht wenige bei der stimmungsvollen Atmosphäre gern etwas länger in den kühlen Kellergewölben verweilen.

Doch der Abschied aus Budapest naht, und wo ließe der sich besser feiern als auf der nächtlichen Fischer-Bastei des Stadtteils Buda? Hell spiegelt sich von hier aus betrachtet die hell angestrahlte Parlamentsfassade in der glitzernden Donau, bis der Blick sich in der Ferne zwischen Kuppeln und Türmen zu verlieren scheint. Wer wollte sich da nicht an diesen Anblick klammern am Ende einer romantischen Genussreise entlang der Donau?

 

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Reiseinformationen „Donau“:

Anreise

Mit PKW oder Bahn nach Passau, weiter mit Taxi zur Schiffs-Anlegestelle Passau.

Reisezeit

8.Tage; optimal zur Sommersaison von Frühling bis Herbst.

Reiseunterlagen

Persönliches Ausweisdokument sowie Corona-Impfunterlagen

Reiseverlauf

Passau – Linz – Wien – Budapest – Bratislava – Pöchlarn – Schallaburg – Passau

Kabinen

geräumige Außenkabinen mit Ausstattung in modernem Design bei verstellbaren Doppelbetten

Auskunft

Nicko cruises Schiffsreisen GmbH; Mittlerer Pfad 2, 70499 Stuttgart, Tel. +49 711 248980 0, Fax -77,

info@nicko-cruises.de, www.nicko-cruises.de

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