von Dr. Aide Rehbaum

Der erste Eindruck täuschte nicht: Die Zahl der Aussteller war 2025 deutlich ausgedünnt. Waren es 2018 noch 2600 Aussteller aus 46 Ländern gewesen, die Gänge eng und keine Lücken auf den Stellflächen, so gab es diesmal mit etwas über 2000 Ausstellern (aus 45 Ländern) zumindest an den ersten zwei Tagen der Messe ausreichend Platz, sowohl was die Imbissmöglichkeiten anging, als auch die Beinfreiheit für Rollstuhlfahrer. Fürs Wochenende waren allerdings die Online-Ticketverkäufe begrenzt worden. Am Ende meldete die Messe gestern 296.000 Besucher. Viele kleine Verlage sparten sich dieses Jahr die Kosten, aber auch die großen waren nicht alle da. Dafür war außer dem besonderen Gastland Norwegen der Ostblock sogar mit der Ukraine vertreten.

Tahsim Durgun

Natürlich knubbelten sich die Massen an vielen Leseinseln bzw. der großen Bühne der Fernsehanstalten. Es hatte nicht mehr jeder Sender einen eigenen Stand, so dass wie früher die Empore komplett bestückt gewesen wäre, sondern letztere war nahezu frei und auf der gemeinsamen großen Bühne (statt blauem Sofa) folgten insgesamt 70 Gespräche und Präsentationen, u.a. von Denis Scheck, der ausnahmsweise ohne Abfalleimer angereist war und nur seine Lieblingsbücher empfahl, oder Tahsim Durgun, der mit seinem Buch „Mama, bitte lern Deutsch“ auf der Spiegel-Bestsellerliste gelandet ist. Bei letzterem tummelten sich auch viele SchülerInnen mit Migrationshintergrund und Buchexemplar in der Hand. Claudia Roth fand sich auf den Stühlen zur Preisverleihung ein und Dieter Hallervordens Signierstunde konnte man an Tisch 1 in Halle 4 glatt verpassen. Am Wochenende waren dann auch Hape Kerkeling, Sebastian Fitzek oder Gregor Gysi zu hören.

Voll war es dort, wo sich die Manga-Community konzentrierte und auf dem Weg dorthin. Ja, schon eine Stunde vor Einlass bildeten sich hunderte Meter lange Schlangen von teilweise bizarr Kostümierten von den Parkplätzen oder S-Bahn-Stationen zum Eingang. Die Organisation war wie immer hervorragend, die Ausleihe eines Rollstuhls war unproblematisch, die Freundlichkeit des Personals und der Wachmannschaft vorbildlich. Ein bisschen schwieriger war es, mit Wohnmobil und Gehbehinderung einen eingangsnahen Parkplatz zu finden, denn die großen Kisten verbannt man gern abseits der PKWs. Leider sind nachts die Parkplätze gesperrt, aber ein Stellplatz war in der Stadt beizeiten reserviert. Die Toilettenangebote der Messe waren etwas unterdimensioniert. Anstehen war hier vorprogrammiert. Glücklich der, dessen Verdauung mitspielte.

Denis Scheck

Als Autorin ist man dennoch begeistert, so viele Buchinteressierte auf einen Haufen zu sehen. Vor allem junge Leute (Young Adult) waren deutlich überrepräsentiert und warteten geduldig selbst innerhalb der Hallen an einigen Ständen mit Zugangsbeschränkung, um an die begehrte (Fantasy- oder Romantik-) Literatur zu kommen. Für Lesungen und Diskussionsrunden standen den Verlagen Areale zur Verfügung, auf denen nach Genres oder Themen sortiert gelesen wurde.

Manche Verlage setzen ihren (noch unbekannten) Autor allein vor weitgehend leere Stuhlreihen, andere kümmern sich intensiver mit Getränken, Moderatoren oder lassen mehrere Autoren über ihre Themenfindung diskutieren und finden ein breiteres Publikum. Wir hatten den Eindruck, dass Gewalt, Krieg, Propaganda mit Fake News und KI dominante Themen waren, die aus allen Blickwinkeln beleuchtet wurden, und auch bei der Nominierung für die Preisverleihung eine Rolle spielten.

Die „Mörderischen Schwestern“ löcherten eine bayerische Richterin hinsichtlich ihrer Erfahrungen, Entscheidungsgesichtspunkten und Anekdoten aus dem Gerichtsalltag. Eine der Schwestern wusste in der Diskussion mit einem Verleger und einer Buchhändlerin, die selbst schreibt, Interessantes für Selfpublisher zu berichten, wie Buchhandlungen ihre Auswahl treffen, was man beim Klinkenputzen als Autor unterlassen sollte, um Enttäuschungen zu vermeiden, und wie wichtig ein Lektorat ist. Per App gab es die Möglichkeit sich eine To-hear-Liste zusammenzustellen, um auch entsprechend Promis zu sehen. Das setzt u.U. in Stress, besser ist eine kleine Auswahl, zwischen der man sich treiben lässt. Leicht kommt man ins Gespräch mit Besuchern oder Autoren, sammelt Prospekte und Inspirationen. Kurzum, schön war es mal wieder.

 

- ANZEIGE -