Die Jahre der Leichtigkeit
Rezension von Dr. Aide Rehbaum
Elizabeth Jane Howard: Die Jahre der Leichtigkeit
Der Roman ist der erste Band des erfolgreichsten Werks der 2014 verstorbenen Autorin. Sie wurde 1923 in London geboren und verwertet Autobiographisches von 1937 und in weiteren Bänden bis 1957.
Das Buch schildert die gemeinsamen ländlichen Sommervergnügungen einer wohlhabenden Großfamilie, während die Welt auf einen neuen Krieg zusteuert. Szenen gleichen Filmschnitten. Die verwirrende Menge an Personen, die ständig wechselnd an einem vorbeispringen, versucht der zu Beginn eingefügte Stammbaum überschaubar zu machen.
Die verschiedenen Akteure sind in ihren zeit- und milieutypischen Wertvorstellungen und Geheimnissen gefangen. Ein echter Handlungsfaden fehlt, ebenso abgerundete Geschichten mit Spannung und Höhepunkten. Szenen werden kaleidoskopartig aneinandergereiht wie Kinderanekdoten, die in Familien immer wieder kolportiert werden. Es passiert auch nicht viel mehr als in einer Kindheit üblicherweise eben geschieht. Konflikte bleiben oberflächlich, ähnlich diffus wie sie Kinder wahrnehmen, man ist höchstens unpässlich aber nicht erschüttert. Ein Riechfläschchen gereicht und schon ist alles wieder in Ordnung. Keiner fällt aus der Rolle, eine Geliebte hier, ein unbeabsichtigter Seitensprung dort, mal eben eine unproblematische Hausgeburt. Bei Pilcher ist mehr los.
Die Erzählweise und Beurteilungen scheinen überwiegend dem Teenageralter angenähert. Ob das von der Autorin beabsichtigt ist, bleibt dahingestellt. Es könnte zum Teil auch an der Übersetzung liegen. Auf weiten Strecken stehen Höflichkeit, Bescheidenheit und das Vermeiden von Kränkungen anderer Menschen im Fokus.
Der drohende Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kommt bei den Erwachsenen genauso unspektakulär daher wie bei den Kindern, obwohl die Väter den Ersten Weltkrieg versehrt oder traumatisiert überstanden haben. Darüber wird nicht gesprochen. Der Leser erhält keinen Blick hinter die Stirn. Da bricht nichts auf, da ist keiner depressiv oder verfällt in Panik. Die Oberlippe zittert noch nicht mal, obwohl der Plot all dies hergegeben hätte. Das ist die Schwierigkeit bei Benutzung von autobiographischem Material, man klebt zu sehr an der oftmals banalen Realität und schreckt zurück vor der dramatischen Analyse. Der Leser findet Unterhaltung in der Kulisse bekannter britischer Serien, aber ohne mitfiebern zu müssen.
Elizabeth Jane Howard wurde am 26. März 1923 in London geboren. Sie arbeitete als Schauspielerin und Modell, bevor sie 1950 ihren ersten Roman, ›The Beautiful Visit‹, schrieb, für den sie 1951 mit dem John Llewellyn Rhys Prize ausgezeichnet wurde. Am 2. Januar 2014 verstarb Howard mit 90 Jahren in ihrem Haus in Suffolk.
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