von Dr. Margit Ramus

Baugeschichte

1884 Fahrradkarussell Foto1920 © Sammlung Dering

1905 erwarb der ostdeutsche Schausteller Ernst Bernhard Weber ein Fahrradkarussell. Das Karussell soll bereits 1884 gebaut worden sein. Nicht auszuschließen ist, dass es eines der ersten Karussellbauten von Fritz Bothmann war. Allerdings ist fundiert über die Herkunft und den späteren Verbleib nichts bekannt. Die Familie Weber gab an, dass  das Karussell vermutlich mit einigen anderen Karussells beim Ansturm der russischen Soldaten im Osten Deutschlands,  als Panzersperren überrollt worden ist.

Baubeschreibung

Detailaufnahme der Velocipides des Fahrradkarussells. Foto 2006 © Margit Ramus

Ein feststehender Rundbau mit Zeltdach und umlaufender Schmuckdachkante. Die Bildträger der Schmuckdachkante boten Möglichkeiten zur Bemalung. Die Dachkonstruktion wurde von einem Mittelaufbau und einem Stützenkranz getragen. Im Inneren waren an einer sternförmigen Konstruktion ein kreisrunder Rahmen befestigt an dem Fahrräder montiert wurden und über eine flache Fahrbahn im Kreis fuhren. Waren alle Fahrräder mit Personen besetzt, erhöhte sich die Geschwindigkeit der Umdrehung. Ein schmaler Umgang führte in die Einstiegsebene.

Dekoration

Detailaufnahme der Schmuckdachkante des Fahrradkarussells. Foto 2006 © Margit Ramus

Der eher nüchtern wirkende Rundbau war mit einer Schmuckdachkante dekoriert. Sie schloss mit geradem Abschluss nach oben ab und nahm die Achsen des umlaufenden Stützenkranzes auf. Auf den Bildtafeln waren Kartuschen gemalt, die den Blick in  romantische Landschaften freigaben. Im Vordergrund waren fahrradfahrende Personen zu erkennen. Es ist anzunehmen, dass zum Zeitpunkt der Fotoaufnahme ein Teil der ursprünglichen Dekorationen verloren gegangen war. So fehlen zum Beispiel die üblichen Übergänge dereinzelnen Bildtafeln. Zweiarmige Petroleumlampen, die in den umlaufenden Stützenkranz eingebracht, beleuchteten am Abend das Karussell. Anzumerken ist, dass zu diesem Zeitpunkt die Karussells eher für Erwachsende gebaut wurden, als für Kinder.

Ergänzung

Im Musée des Arts Forains Paris befindet sich ein Fahrradkarussell eines französischen Herstellers. 
Die Fahrräder erreichen bei vollem manuellem Antrieb eine Geschwindigkeit von fast 60 Stunden km. Das Fahrrad-Karussell bot im 19. Jahrhundert dem einfachen Volk die Möglichkeit, Fahrräder auszuprobieren, deren Anschaffung sich bis dato nur die vermögende Gesellschaft erlauben konnte.
Das Karussell ist noch voll funktionstüchtig. Heute wird das Fahren auf dem historischen Karussell als eine der beliebtesten Attraktionen des Museums von den Besuchern eifrig genutzt und damit die Vergangenheit wieder lebendig gemacht.

Quelle: www.kulturgut-volksfest.de

 

Name(n) des Geschäftes Fahrradkarussell
Typologische Bauaufgabe  Rundfahrgeschäft
Bauform Rundbau
Baujahr 1884
Hersteller möglicherweise Bothmann
Maler möglicherweise Specht
Dekorationsstil Romantische Malerei
Dekorationsthema Landpartie per Fahrrad
Bauherr / Inhaber Bernhard Weber
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