von Dieter Weirich

Dieter Weirich ©seppspiegl

US-Präsident Donald Trump ist ständig im Kampfanzug. Militärisch betrachtet ist er eine „unguided missile“ , eine ungelenkte Rakete, die mit ihrer schwer kalkulierbaren Sprengkraft überall Verwüstungen anrichtet. Mit seinem „Globall paradox“ lädt er jetzt die ganze Welt zu einem Tanz auf dem Vulkan ein. Seine aggressive Handelspolitik, ein ökonomischer Blindflug ohnegleichen, ist ein wutentbrannter Kampf gegen die Globalisierung, der die Weltwirtschaft in eine schwere Krise stürzen kann. Auch der Abschluss der Koalitionsverhandlungen in Deutschland werden von Trumps finanzpolitischem Amoklauf, der in seiner Tragikomik nicht einmal vor Pinguinen und Robben im Südlichen Ozean Halt macht und vor allem auch dem eigenen Land Schaden zufügt, überschattet.

Zu den Reaktionen zählen Gegenzölle, aber auch Verhandlungen. Ausgerechnet Elon Musk versucht sich als „dealmaker“ , schlägt eine transatlantische Freihandelszone mit Europa vor. Trumps Ego wird es aber kaum zulassen, ein strategisches Eigentor einzuräumen.

Viele Milliarden Dollar haben die Vereinigten Staaten in den leztzten Jahrzehnten in die „soft power“ ihrer Außenpolitik investiert, der imagebildenden Kraft einer wertegeleiteten Nation. Jetzt zählen nur noch an Interessen orientierte deals. Uncle Sams freundliches Gesicht hat sich in eine Fratze verwandelt, China wird sich die Chance einer Charme-Offensive nicht entgehen lassen.

Trump hat den Europäern die Augen geöffnet. Er hat vor allem uns Deutsche gelehrt, dass wir uns auf die Schutzmacht in Übersee nicht mehr verlassen können. Amerika scheint sich selbst genug zu sein, isoliert sich. Von nun an haben Anstrengungen für eine gemeinsame europäische Verteidigung politische Priorität.

Wie sollte unsere Antwort auf die engstirnig-nationalistische Zollpolitik Washingtons lauten: Wir kämpfen unverdrossen für freien und fairen Welthandel, der auf Arbeitsteilung und gleichgewichtigem Wettbewerb beruht. Gleichzeitig sollten verstärkt Wirtschaftsregionen deutsches Interesse wecken, die ausreichend groß sind, um Skaleneffekte nutzen zu können. Beispiele hierfür sind Mercosur in Lateinamerika, ASEAN, Indien und auch China. Auch die Wachstumspotentiale in manchen afrikanischen Staaten sollten nicht unterschätzt werden.

Dieter Weirich (Jg. 1944), gelernter Journalist, kommentiert jede Woche mit spitzer Feder seine Sicht auf das aktuelle Geschehen in rantlos; mit freundlicher Genehmigung der “Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO)”. Weirich war von 1989 bis 2001 Intendant des deutschen Auslandsrundfunks Deutsche Welle. Zuvor gehörte er eineinhalb Jahrzehnte als CDU-Abgeordneter dem Hessischen Landtag und dem Deutschen Bundestag an, wo er sich als Mediensprecher seiner Partei und als Wegbereiter des Privatfernsehens einen Namen machte. Außerdem nahm er Führungspositionen in der PR-Branche in Hessen wahr. Weirich, der sich selbst als „liberalkonservativen Streiter” sieht, gilt als ebenso unabhängig wie konfliktfreudig.

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