Wenn aus Vernunft Unsinn wird
Die verbreitete Ansicht, Goethe sei, anders als etwa Schiller, ein unpolitischer Schriftsteller gewesen, ist verkehrt. Goethes Werk ist reich an politischen Grundeinsichten, über die nachzudenken sich selbst dann lohnt, wenn der Dichter sie dem Teufel in den Mund legt. Es ist Mephistopheles, der in Faust I dem Schüler Bedenkenswertes vorträgt: "„Es erben sich Gesetz und Rechte wie eine ew´ge Krankheit fort; Sie schleppen von Geschlecht sich zu Geschlechte und rücken sacht von Ort zu Ort. Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage“. Goethe formuliert hier eine Anforderung, die der Politik als unerlässliches Minimum gelten sollte. Nämlich immer wieder das, was man einmal für richtig angesehen und in Gesetze gegossen hat, auf den Prüfstand zu stellen. Leider wird die Regel selten beachtet - sei es aus Trotz, Trägheit oder ideologischer Verbohrtheit. Ein Lehrbeispiel ist die Asylpolitik.
Grüne Heilige Kühe
Runde Geburtstage sind ein Zwischenstopp. Wie geschaffen, einmal in Ruhe über sich selbst nachzudenken, über die Zeit und was diese aus einem gemacht hat. Die Grünen begehen dieser Tageden vierzigsten Jahrestag ihres Einzugs in den Deutschen Bundestag. Für eine Partei, die eigentlich nie eine sein wollte, ein respektables Etappenziel. Und doch ist den Grünen nach Feiern nicht zumute.