Brutus gesucht
Augen zu und durch – mit diesem Hail-Mary-Ausruf lässt sich die Stimmungslage der Regierungspartei vor US-Zwischenwahlen in der Regel gut auf den Punkt bringen. Von außen mögen die midterm elections zwar wie ein gewaltiger Stimmungstest nach Art eines politischen Halbjahreszeugnisses erscheinen; zumeist stellt sich hier aber nur die Frage, ob die Fußtruppen des amtierenden Präsidenten bloß schlecht oder gleich katastrophal abschneiden und welche Kongressmehrheiten ihnen dabei womöglich abhandenkommen.
Kein Nachfolger in Sicht
Sommerliche Temperaturen mag es in Washington, D.C. derzeit geben, eitel Sonnenschein herrscht für die Biden-Regierung aber kaum. Mehr als anderthalb Jahre nach Amtsantritt sieht sich der 46. US-Präsident vielmehr mit einer durchwachsenen Fast-Halbzeitbilanz konfrontiert: Das leidige Thema Corona ist zwar inzwischen weitgehend ad actagelegt, doch viele der ehrgeizigeren Programmvorhaben der neuen Regierung sind entweder in den Mühlen des Tagesgeschäfts versandet oder einen stillen Tod in den Senatsausschüssen gestorben.
Sehnsucht nach autoritärer Ordnung
Amerika hat gewählt, die Demokraten dieser Welt sind erleichtert, und doch hat der Wahlausgang die liberalen Eliten abermals in einen Schockzustand versetzt. Der Amtsinhaber, der in den letzten vier Jahren keine Gelegenheit ausgelassen hat, seine Verachtung für demokratische Spielregeln unter Beweis zu stellen, hat bei einer Wahlbeteiligung in Rekordhöhe nahezu die Hälfte aller Stimmen auf sich vereinen können.
Die Amerikanerin
Die Kandidatur Donald Trumps implodiert. Kann sich Hillary Clinton nun zurücklehnen, weiter Geld einsammeln und am 8. November den demographischen Vorteil der Demokraten auskosten?