Sonnenaufgang bei Cefalu, im Norden Siziliens ©seppspiegl

Der 21. Juni ist der Tag im Jahr, an dem die Sonne – auf der Nordhalbkugel der Erde – am längsten scheint und die Nacht am kürzesten ist. An diesem Tag ist die Sommersonnenwende. Das bedeutet, dass von nun an die Tage wieder kürzer und die Nächte länger werden.  Alljährlich lodern um den 21. Juni herum in Europa Sonnwendfeuer. Die Feiern erstrecken sich bis zum Johannistag, dem 24. Juni, – zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers. Dieser Brauch ist seit dem 12. Jahrhundert belegt. Es wird gesungen, getanzt und gegessen!

Schrägstellung der Erdachse

Das liegt an der Schrägstellung der Erdachse. Auf dieser Grafik könnt ihr erkennen, wo die Sonnenstrahlen am 21. Juni auf die Erde treffen: die Gegend rund um den Nordpol hat rund um die Uhr Sonne. Es herrscht Mitternachtssonne. Mitteleuropa ist lange auf der Tag- und kurz auf der Nachtseite.

Sonnwendfeuer

© Hans Braxmeier auf Pixabay.com

Als Symbol für die Sonne – oder in christlicher Deutung für Christus – werden in der Nacht des Johannistages große Scheiterhaufen angezündet. Um das Feuer zu tanzen oder darüber zu springen soll Glück bringen. Wer Holz ins Feuer wirft, wird damit gleichzeitig all sein Unglück los. Diese Johannisfeuer waren schon im Mittelalter üblich. Im 18. Jahrhundert wurden sie verboten, da man sie als abergläubischen Kult betrachtete. Doch schon im 19. Jahrhundert setzte sich dieser Brauch wieder durch.

Geheimnisvolle Nacht

Die Johannisnacht gilt jedoch nicht nur als glücksbringend, sondern auch als geheimnisvoll und unheimlich. In dieser Nacht sollen ganz ungewöhnliche Dinge geschehen: Berge öffnen sich und geben ihre Schätze preis, Menschen können die Sprache der Tiere verstehen und versunkene Glocken beginnen zu läuten. Außerdem heißt es, dass Hexen und Dämonen in dieser Nacht umher ziehen und Gelage feiern. Um sich vor ihnen zu schützen solle man sich auf Kreuzwegen aufhalten oder die Glocken läuten.

 Mittsommer

In den skandinavischen Ländern wird die Sonnwende besonders ausgiebig gefeiert. Zum Mittsommerfest ist ein ganzes Wochenende lang Party angesagt. In Schweden werden die Häuser mit Birkenlaub und Blumen geschmückt und in jedem Ort wird ein Maibaum aufgestellt. Wer es möglich machen kann, fährt aufs Land. Überall tanzt man und singt traditionelle alte Lieder.

Die schönsten Bräuche zur Sommersonnenwende

Vielerorts werden Strohpuppen verbrannt, um Dämonen zu verscheuchen und Unwetter abzuwenden. In Dänemark und Norwegen brennt beim “Sankt Hans Feuer” symbolisch eine Strohhexe mitsamt ihrem Besen und wird auf diesem Wege zurück auf den Harzer Blocksberg geschickt. In Bayern brennen oftmals erst am 29. Juni ähnliche “Petersfeuer”.

Schweden: “Midsommar” vereint Freunde und Familie

Menschen in Skandinavien und dem Baltikum erleben Mitte Juni die “weißen Nächte”, denn es wird kaum dunkel. Entsprechend ausgelassen sind die Feiern. Die Schweden tanzen um einen Maibaum-ähnlichen geschmückten Baumstamm, bevor auch dort die Sonnenwendfeuer entzündet werden. “Midsommar” gilt in Schweden als wichtigstes Fest nach Weihnachten.

Russland und Spanien: Der Sprung ins Glück

© Erik Witsoe – unsplash.com

In Russland, Belarus, Polen und der Urakine feiern die Menschen die Sommersonnenwende erst am 7. Juli, weil sie sich nach dem gregorianischen Kalender richten. Nichtsdestoweniger lodern auch dort die traditionellen Feuer. Junge Paare springen sogar darüber hinweg! Den gleichen Brauch kennen die Spanier. Hier landet Ungeliebtes im Feuer. Und ganz Mutige springen darüber hinweg und wünschen sich etwas. Die Feuerfeste in den spanischen Pyrenäen, die “Fallas del Pirineo”, sind sogar Immaterielles Kulturerbe der UNESCO! Teilnehmer der Feste laufen mit großen brennenden Fackeln von einem Berg ins Dorf hinunter. Die Menschen feiern dann die ganze Nacht durch. Diese Fackelläufe symbolisieren je nach Ortschaft den Eintritt ins Erwachsenenalter, Reinigung oder Fruchtbarkeit.

Philippinen: Schlamm und Schweine im Kostüm

Reichlich bizarr feiern die Philippinen den Johannistag. Südlich von Manila werden hunderte Schweine gegrillt, kostümiert und durch die Straßen gefahren. Dank unzähliger Wasserpistolen, mit denen die Feiernden sich gegenseitig beschießen, bleibt niemand trocken.

In der Kleinstadt Aliaga beschmieren sich gläubige Katholiken mit Schlamm und hüllen sich in Bananenblätter. Diese Aufmachung soll an eine angeblich durch Regen verhinderte Hinrichtung von 14 Dorfbewohnern durch japanische Soldaten 1944 erinnern – für die Gläubigen ein Wunder Johannes des Täufers.

Essen, trinken, Kräuter sammeln

© Sandra Petersen auf Pixabay.com

Wo Menschen sind im Sommer zu Festen versammeln, wird gegessen! So ist es kein Wunder, dass jetzt in Süddeutschland die Krapfen Hochsaison haben. Die Schweden mögen es etwas herzhafter: Zu den ersten frischen Kartoffeln reicht man Hering, Sauerrahm, Knäckebrot, Käse und ordentlich Schnaps! Zum Nachtisch gibt es Erdbeeren.

Den Mittsommer-Nächten wohnt etwas Magisches inne – so glaubt man. Heilkräuter, die jetzt gesammelt werden, sollen eine stärkere Wirkung haben. Der Volksmund nennt diese Kräuter “Johanniskräuter”. In Schweden und Lettland schmückt man Mensch, Tier und Haus mit Kränzen aus Blumen und Gräsern.

Blumen pflücken für den Zukünftigen

Unverheiratete schwedische Mädchen pflücken in der Nacht sieben Sorten wilder Blumen von sieben verschiedenen Wiesen und legen sie unter ihr Kopfkissen. In dieser Nacht werden sie von ihrem zukünftigen Ehemann träumen. Sie müssen aber beim Pflücken ganz still sein und am nächsten Tag dürfen sie niemandem erzählen, von wem sie geträumt haben – sonst geht der Traum nicht in Erfüllung.

Sepp Spiegl

- ANZEIGE -