Philipp Hübl – Moralspektakel
von Richard Fischels
Philipp Hübl – Moralspektakel
Wie die richtige Haltung zum Statussymbol wurde und warum das die Welt nicht besser macht.
Ich weiß nicht ,wie es Ihnen geht: Bei Sachbüchern zwingt sich am Ende der Lektüre eher selten der Eindruck auf, dass einem der Text durchgängig „gefiel“ Anders als bei Romanen zum Beispiel. Ein Roman mag Höhen und Tiefen haben, sich hinziehen, mal spektakulär und dann wieder eher langweilig . Am Ende steht meist ein eher eindeutiges Gesamturteil. Für mich. Beim Sachbuch enttäuschen manche Kapitel, andere begeistern. Man liest, was anspricht, überzeugt und gefällt. Ganz anders – für mich – Philipp Hübel`s Moralspektakel. Es ist durchgängig lesenswert. Weil es neben einer ebenso detaillierten wie ausführlichen Beschreibung der Entstehung, Bedeutung und Entfaltung von Ethik und Moral im Zusammenhang mit dem öffentlichen Diskurs entfaltet, wie auch plausible Hinweise für die historischen Veränderungen in ihrem „Zusammenspiel“ erläutert. Moralgetränkte Selbstinszenierung erobert zunehmend den öffentlichen Diskurs. Empörung kennt keine Nachdenklichkeit, Rigorosität keine Zweifel, Fakes statt Fakten. Argumente mutieren zur intellektuellen Ramschware, Kommunikation verengt zur permanenten Klage und Anklage. Bekenntnis ist gefragt. Vernunft hin oder her. Die sogenannten sozialen Medien markieren eine wirkliche Zeitenwende. Sie ermöglichen unmittelbare und weltweite Aufmerksamkeit. Sie bieten dem Ego bis dato verschlossene öffentliche Showroom`s. Bühne frei für ein Moralspektakel, die dem „Gut-sein“ des einzelnen nicht die wirkliche Anstrengung tatsächlich hilfreichen Engagements für Schwache, Beeinträchtigte, das Klima etc. abverlangt, sondern drei Sätze unverbrüchlicher Solidarität schon als Tat anrechnet. Und ein kleiner Klick genügt. Moral, von wegen Anleitung und Kompass tatsächlich wirksamen und nachprüfbaren Handelns. Der Schein genügt. zumal er zur Demonstration eigener moralischer Überlegenheit völlig genügt. Wen interessiert es schon. Was zählt, sind Likes!
Philipp Hübl
Moralspektakel
Wie die richtige Haltung zum Statussymbol wurde und warum das die Welt nicht besser macht
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