Die Les Humphries Singers sind eine Gesangsgruppe, die 1969 von dem damals in Hamburg lebenden Engländer Les Humphries gegründet wurde. Sie fiel durch die große Zahl ihrer Sänger verschiedener ethnischer Herkunft auf, die etwas vom Flair der Hippiebewegung und des damals populären Gospel nach dem Vorbild der Edwin Hawkins Singers in die Popmusik brachten. In der ersten Hälfte der 1970er Jahre war die Gruppe vor allem im deutschsprachigen Raum sehr erfolgreich.
Ihren ersten großen Hitparadenerfolg hatten die Les Humphries Singers 1970 in den Niederlanden mit dem Gospelschlager To My Father’s House, der dort sechs Wochen lang auf dem ersten Platz stand. Vor allem im deutschsprachigen Raum erzielte die Gruppe zahlreiche weitere Single-Hits. Zu den erfolgreichsten und bekanntesten Titeln zählen (We’ll Fly You to the) Promised Land, We Are Goin’ Down Jordan, Old Man Moses, Mexico, Mama Loo und Kansas City.
Ihr Repertoire bestand neben Humphries selbstverfassten Songs aus Traditionals, Gospels und Evergreens. Die Gruppe nahm außerdem eine Reihe von Alben mit Medleys von damals aktuellen Hits anderer Interpreten auf. Bandleader Humphries begleitete seinen Chor oft am Piano oder betätigte sich hin und wieder auch selbst als Sänger, wie bei Jennifer Adam auf der 1972er LP Mexico.

Für die erste Hitversion der Single Mexico war Les Humphries als alleiniger Autor angegeben, obwohl der Text nahezu identisch mit Jimmy Driftwoods The Battle of New Orleans war, das auch in der Version von Johnny Horton im Jahre 1959 bekannt wurde. Um wenigstens künftige Tantiemezahlungen in Anspruch nehmen zu können, verpasste Humphries dem Lied einen neuen, dem Original aber sehr ähnlichen Text.

Der Leadgesang wurde jeweils von verschiedenen Mitgliedern der Gruppe übernommen. Besonders häufig hatte diese Rolle der gelegentliche Koautor Jimmy Bilsbury (†2003) aus England, wie auf den Hits Mexico und Kansas City, und bis zu seinem Austritt aus der Gruppe Mitte 1972 Malcolm Magaron (Rock My Soul, Soolaimon, We Are Goin‘ down Jordan, Old Man Moses) aus St. Lucia/Karibik.
Die Leadsänger/innen anderer Single-Hits waren beispielsweise Dornée Edwards (†2006; Promised Land), Enry David bzw. nur im Studio Barbara Johnson (To My Father’s House), John Lawton (Mama Loo, Kansas City), Barry St. John (Take Care of Me), Earl Jordan (Carnival) und Dave O’Brien (Kansas City). Sonstige Mitglieder waren teilweise zwar auf der Bühne präsent, aber nicht unbedingt auch am Gesang beteiligt. Während des etwa siebenjährigen Bestehens der Gruppe gehörten u. a. Peggy Evers, Myrna David, Henner Hoier, Goldy Kloen, Tina Werner, Victor Scott, Judy Archer, Liz Mitchell, Christopher Yim, Jürgen Drews, Elvira „Puppa“ Herbert (†), Linda Übelherr und Sheila McKinlay dazu.

Unter musikalischer Leitung von Humphries und Hans Hammerschmid begleiteten die Singers Hildegard Knef 1971 auf deren Album Worum geht’s hier eigentlich? und traten mit der Chansonsängerin gemeinsam in verschiedenen TV-Sendungen auf. Bei Auftritten wirkte die Gruppe stets ungezwungen und gutgelaunt. Hinter den Kulissen jedoch sorgte der rigorose Führungsstil des oft als schwierig und jähzornig beschriebenen Bandleaders und früheren Royal Mariners Les Humphries häufig zu Spannungen. Die einzelnen Chormitglieder blieben in vielen Fällen nur für kurze Zeit bei der Gruppe. Ende 1974 waren von den ersten Besetzungen während des Jahres 1970 nur noch Jimmy Bilsbury, Peggy Evers, Judy Archer und Victor Scott dabei.
Im Klamauk-Gangsterfilm Es knallt und die Engel singen spielten die Singers 1974 eine Nebenrolle. John Lawton trat dabei als Sänger und Chicago-Gangster auf. Der Soundtrack zum Film bestand aus bekannten Hits der Gruppe; der Song Do You Kill Me or Do I Kill You wurde parallel dazu als Single veröffentlicht. Für einen Werbespot des Uhrenherstellers Timex spielten die Les Humphries Singers 1975 den Titel It’s Timex Time ein („ticke-ticke-timex“). Die Chormitglieder erhielten als kleines „Dankeschön“ wasserdichte und stoßfeste Uhren, während Les Humphries die vereinbarte Werbesumme kassierte.

1976 vertraten sie im holländischen Den Haag Deutschland als eines von 18 teilnehmenden Ländern beim Eurovision Song Contest mit dem von Ralph Siegel und Kurt Hertha geschriebenen deutschsprachigen Titel Sing Sang Song, der aber nur auf Platz 15 gewählt wurde.

Nach dem Misserfolg beim europäischen Schlagerwettbewerb, und da das Publikumsinteresse schon seit geraumer Zeit erheblich nachgelassen hatte, lösten sich die Singers Ende 1976 auf. Les Humphries setzte sich aufgrund von Steuerschulden in seine englische Heimat ab, und kehrte erst nach der Verjährung dieses Delikts nach Deutschland zurück. Er lud seine Singers im Oktober 1991 nach Hamburg in die NDR Talk Show ein und sie bekamen anschließend einen Plattenvertrag beim Label PILZ, wo 1992 das Album Spirit of Freedom entstand. Es folgten eine Deutschland Tournee als Vorgruppe von Howard Carpendale und einige TV-Sendungen. Im Februar 1993 war ihr letzter Auftritt in der Sendung Meine Show mit Dagmar Frederic.

Am 29. Dezember 2007 zeigte der NDR einen ausführlichen Dokumentarfilm von Andreas Fischer über die Gruppe mit dem Titel „Die Les Humphries Singers – Aufstieg und Fall einer Poplegende“.

 

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