Mit 85 Jahren immer noch cholerisch, meist vom Pech verfolgt, chronisch pleite und alleinerziehender Vater (offiziell: Onkel) von Drillingen: Donald Duck hat es nach wie vor nicht leicht. Die wohl bekannteste Comicfigur des Planeten (neben Micky Maus aus dem gleichen Haus) feiert Geburtstag.

Donald Duck © Kin Li -unsplash.com

Am 9. Juni 1934 hatte Donald Fountleroy Duck (so sein vollständiger Name) in dem Zeichentrickfilm “The Wise Little Hen”(“Die kluge kleine Henne”) seinen ersten Auftritt als Nebendarsteller. Der Erpel lebt in dem Filmchen auf einem Boot, deshalb trägt er einen Matrosenanzug. Den hat er bis heute an (und immer noch keine Hose!).
Weil Micky Maus, der ältere, große Star, mit zunehmender Bekanntheit immer seriöser, braver und farbloser werden musste, brauchte Disney einen Anti-Helden, ein Gegengewicht zur Maus. Donald war – bei aller ursprünglichen Niedlichkeit – eine Ente mit zutiefst menschlichen Schwächen: er ist unberechenbar, tollpatschig, aufbrausend und faul. Es folgten weitere Nebenrollen in den Micky-Maus-Trickfilmen, bis Donald schließlich eine eigene Trickfilmreihe bekam. Der erste Kurzfilm davon hieß “Don Donald” und wurde am 9. Januar 1937 uraufgeführt. In diesem Film hatte auch Donalds spätere Verlobte Daisy Duck ihren ersten Auftritt.

Die Ente, die ein Mensch war

Und genau diese Menschlichkeit verhalf der Figur zu rascher, enormer, bis heute andauernder Popularität. Walt Disney, ein geschickter Geschäftsmann, nutzte clever die gewerblichen Schutzrechte, um seine Schöpfungen exklusiv und effektiv zu vermarkten. Nicht nur Donald, sondern praktisch alle populären Trickfiguren der Disney-Geschichten sind markenrechtlich geschützt. Bis heute operiert Disney, mittlerweile ein Weltkonzern, sehr erfolgreich mit dem Schutz seines geistigen Eigentums und macht (nicht nur) mit Merchandising Millionen.

Im Gegensatz dazu ist Donald praktisch chronisch pleite. Sein eigentliches Profil gewann die Figur in den Comic strips des legendären Zeichners und Texters Carl Barks in den 1940er und 1950er Jahren. Barks schuf auch viele weitere Figuren, die bis heute Donalds Umfeld bevölkern: seinen Onkel Dagobert, die reichste Ente der Welt, seine Dauerfreundin Daisy, den genialen Erfinder Daniel Düsentrieb oder die kriminellen Panzerknacker – um nur einige zu nennen.

Carl Barks ©wiki-J-E Nyström

Unabhängig vom erstmaligen Erscheinen Donalds, legte Walt Disney fest, dass Donald Duck an einem Freitag, den 13. geboren wurde, um seinen Status als Pechvogel auszuschmücken. Donalds Autokennzeichen “313” spielt ebenfalls darauf an. In dem Trickfilm “Donald’s Happy Birthday” aus 1949 wird der 13. März als Geburtstag genannt. Der Trickfilm-Zeichner Don Rosa legte als Geburtsjahr 1920 fest. Verschiedene Comic-Folgen verzeichnen jedoch, dass Donald am 9. Juni Geburtstag hat, also am Tag seines ersten öffentlichen Auftritts.

Die Ente Donald Duck ist ein zu Wutausbrüchen neigender Choleriker, der immer von Geldsorgen geplagt ist. Er ist ein absoluter Pechvogel und übt keinen geregelten Beruf aus. Er hält sich mit verschiedenen Jobs über Wasser, die er mangels Begabung aber meist schnell wieder aufgibt. Er ist ziemlich faul und verbringt seine Freizeit am liebsten in der Hängematte. Gegenüber seiner Verlobten Daisy Duck empfindet er eine sehr starke Zuneigung, ohne dass die Beziehung der beiden jemals zu einer Hochzeit führt.

Staun! Klatsch! Jubel!

Zum Kultstatus der Comics trug in Deutschland nicht zuletzt die geniale Übersetzerin Dr. Erika Fuchs bei. Sie hob die im amerikanischen Original meist deutlich schlichteren Dialoge auf ein geradezu literarisches Niveau, angereichert mit Klassiker-Zitaten („Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern / in keiner Not uns waschen und Gefahr“), kultigen Wortspielen („Dem Ingenieur ist nichts zu schwör“), virtuosen Einsatz des Stabreims als Stilmittel (“Ich setze das Girl mit dem girrenden Geraune der Gitarre in Erstaunen!”).

© wikipedia

Vor allem aber bereicherte sie die deutsche Sprache um den später ihr zu Ehren so genannten „Erikativ“: Verben werden auf den Wortstamm verkürzt (Inflektive) und erhalten eine lautmalerische, suggestive und illustrative Wirkung: Schluck! Stöhn! Würg! Ächz! Das funktioniert nicht nur bei Geräuschen, sondern sogar bei inneren Vorgängen: Grübel! Studier! Frier! Schreck!
1988 gab sie die Micky-Maus-Chefredaktion und damit auch die Verantwortung für die Übersetzungen der Donald-Duck-Geschichten in die Hände von Dorit Kinkel. Seit 1988 wird Donald Duck im deutschsprachigen Raum vom Synchronsprecher Peter Krause eingesprochen. Neben seinen Tätigkeiten als Synchronsprecher ist Krause auch als Journalist tätig.

Donald Duck im deutschsprachigen Raum

Am 26. Februar 1935 kam der erste Trickfilm mit Donald Duck The Wise Little Hen in die deutschen Kinos. Dies blieb in Deutschland bis Kriegsende der einzige Donald-Film, da Disney kurz darauf aufgrund der Devisenausfuhrbeschränkungen den Export von weiteren Filmen in das Deutsche Reich stoppte. In Österreich liefen noch fünf weitere Trickfilme mit Donald Duck, bevor auch dorthin keine weiteren Filme exportiert wurden.

Einige Geschichten von Donald Duck wurden 1938 in Deutschland in der Zeitschrift Lustige Blätter unter dem Titel „Hanns der Enterich“ veröffentlicht. In der Schweizer Micky-Maus-Zeitung (1937, 19 Ausgaben) erschien Donald unter dem Namen „Schnatterich“ sowie in vier Ausgaben der österreichischen Kinderzeitschrift Schmetterling als „Emmerich“.

In der seit 1951 im Ehapa-Verlag erscheinenden Heftreihe Micky Maus nimmt Donald von Anfang an mehr Seiten ein als die titelgebende Maus. Seit 1967 werden die Abenteuer von Donald Duck und Micky Maus auch sehr erfolgreich als Lustiges Taschenbuch herausgegeben.

Die erste Ausgabe der Micky Maus von 1951 wird als Sammlerobjekt für mehrere tausend Euro gehandelt; es gibt allerdings mehrere Nachdrucke. Ein Originalexemplar befindet sich in einem Safe des Verlags.

Sepp Spiegl

 
 
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