Fußball gilt als deutscher Nationalsport, und die Zuschauerzahlen sprechen für sich. In der Saison 2018/2019 strömten insgesamt 13.295.405 Fans in die Stadien, um die Bundesligabegegnungen live zu sehen. Pro Spiel waren es im Schnitt 43.449 Leute auf den Zuschauerplätzen.

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Einen großen Anteil davon hatten die Spitzenclubs mit ihren riesigen Arenen. Allein die Allianz Arena des deutschen Rekordmeisters Bayern München, der seit Jahren auch bei den Bundesliga Quoten dominiert, bietet 70.000 Sitzplätze für Länderspiele und 75.000 Plätze für Bundesligaspiele.

Bei der großen Bedeutung des Oberhauses für deutsche Fußballfans ist es leicht zu vergessen, wie jung die Bundesliga ist und wie bescheiden ihre Anfänge waren. Während sich in anderen europäischen Ländern wie Italien, Spanien und Großbritannien schon in den 1950 Jahren die besten Kicker in den ersten Profiligen trafen und dank anständiger Bezahlung nicht auf Neben- oder gar Hauptjobs angewiesen waren, war Fußball in der Bundesrepublik noch lange reine Amateursache. Das Ergebnis waren Vereine, die es mit den Profis aus dem Ausland nicht aufnehmen konnten. Bald beherrschten die Italiener und Spanier das Geschehen im 1954 erstmals ausgespielten Europapokal der Landesmeister, dem Vorgänger der heutigen Champions League.

Es musste sich etwas tun, damit das Land des Überraschungsweltmeisters von 1954 nicht endgültig ins Hintertreffen geriet. Doch selbst als die Bundesliga 1963 gegründet wurde, war sie noch weit von Weltklassesport entfernt. Bis dato hatten die Regionalsieger aus den fünf geografisch aufgeteilten Oberligen den Meistertitel unter sich ausgespielt. Jetzt gab es zwar erstmals eine bundesweite Spitzenliga, aber der Gedanke, den Sport mit schnödem Mammon zu verbinden, war dem DFB ein Gräuel. Halb Profi-, halb Amateurkicker sollten die Fußballer sein, mit Gehältern von maximal 500 Mark im Monat und Prämien, die 1200 Mark nicht überschreiten durften. Im Vergleich zu vorher, als die Grenzen bei 400 Mark lagen, war das jedoch ein deutlicher Fortschritt, auch wenn im Ausland weitaus mehr verdient werden konnte.

Bei den Zuschauern war die neu gegründete Bundesliga von Anfang an ein Hit. Mehr als sechs Millionen Zuschauer ließen in der ersten Saison die Kassen in den Stadien klingeln.

Doch jenseits des Fußballfelds hatten es die Kicker nicht so leicht. Die Gehälter reichten bei den meisten nicht aus, um ohne weitere Einnahmequellen über die Runden zu kommen. Gerd Müller, der als „Bomber der Nation“ zur Fußballlegende geworden ist, malochte noch 1965 halbtags neben dem Training. Willi „Ente“ Lippens schätzte sich 1966 glücklich, ein billiges Zimmer unter dem Dach des Essener Stadions mieten zu können.

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Weil nicht nur die Kicker sich schlecht finanziell durchschlugen, sondern auch die Vereine allesamt im Gegensatz zu heute nicht reich waren, gab es deutlich mehr Überraschungen auf dem Spielfeld als heute. Erster deutscher Meister in der Bundesliga wurde 1964 der 1. FC Köln, doch bis 1971 wechselten sich die Vereine Jahr für Jahr ab, was den Titel anbelangte. Erst den „Fohlen“ von Borussia Mönchengladbach gelang es, zweimal in Folge Meister zu werden.

Selbst als die Gehälter in die Höhe schossen und sechsstellige Transfersummen gefordert und gezahlt wurden, blieben die meisten Bundesligakicker ihrem Heimatverein treu. Gerd Müller kickte im Fußballoberhaus ausschließlich bei Bayern München. „Uns Uwe“ Seeler war dem HSV untrennbar verbunden. Wolfgang Overath und Wolfgang Weber blieben stets in Köln.

Während die Bundesliga stets torreiche Spiele lieferte – 1963/1964 waren es im Schnitt pro Begegnung 3,57 Treffer, eine Zahl, die 20 Jahre später mit 3,59 Toren noch übertroffen wurde und zuletzt bei 3,03 lag -, dauerte es international ein bisschen, ehe die Clubs es mit den traditionsreicheren Oberhäusern Europas aufnehmen konnten. Als erster deutscher Verein holte Bayern München 1973/1974 den Europapokal der Landesmeister, und erst nach drei Titeln in Folge mussten die Bayern mit ansehen, wie die Trophäe an einen anderen Club ging.

Mit insgesamt sechs Siegen im Europapokal der Landesmeister und der Champions League stehen die Bayern gleichauf mit dem FC Liverpool heute an der dritten Stelle in der ewigen Tabelle des Wettbewerbs. Unangefochten an der Spitze liegt mit 13 Titeln der spanische Haupstadtclub Real Madrid.

Der deutsche Rekordmeister, der in der ewigen Tabelle der Bundesliga mit Riesenabstand auf Platz eins liegt, hält landesweit noch andere Rekorde. Bayern-Legende Gerd Müller ist mit 365 Toren in 427 Spielen der erfolgreichste Torjäger aller Zeiten in der Bundesliga. Einzig Bayern-Star Robert Lewandowski hat mit 308 Toren in 377 Spielen noch eine Chance, zu Müller aufzuschließen.

Obwohl Bayern nicht zu den Gründungsmitgliedern der 1. Bundesliga zählt und erst 1965/1966 ins Oberhaus aufgestiegen ist, ist der Verein seitdem ununterbrochen in der Erstklassigkeit gebleiben. Vor allem auf internationaler Ebene ist der Club schon fast synonym mit deutschem Fußball. Die meisten der Stars in der Nationalelf kicken traditionell an der Isar.

Obwohl die Bundesliga es nach Expertenmeinung nicht ganz mit der deutlich reicheren Premier League aus Großbritannien mithalten kann, deren Spitzenclubs zumeist im Privatbesitz von Multimillionären sind, gehört sie seit den 1970er Jahren zu den absoluten Fußballschwergewichten. Manuel Neuer, der seit 2009 für die Nationalmannschaft und seit 2011 für Bayern München im Tor steht, gilt bei vielen als bester und beständigster Keeper der Welt. Bayern-Stürmer und Polen-Kapitän Robert Lewandowski ist ebenfalls absolute Weltspitze.

Beständigkeit auf der einen Seite – Bayerns erneuter Titelgewinn steht so gut wie fest -, und dennoch genug Spannung, um jedes Bundesligaspiel interessant zu halten und mit den Vereinen mitzufeiern, sind ein Erfolgsrezept. Nicht umsonst ist und bleibt Fußball der deutsche Nationalsport.

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