Das weiße Gold
In Deutschland spielt Salz eine wichtige kulturhistorische Rolle
(djd-k). Lange Zeit wurde Salz auch als das „weiße Gold“ bezeichnet, denn es war rar und dadurch enorm wertvoll. Nicht nur, dass es dem Essen Würze verleiht, es konnte eben auch genutzt werden, um Lebensmittel haltbar zu machen.
Besuch im Deutschen Salzmuseum
„Fleisch, Fisch, Gemüse, das verdirbt alles relativ schnell. Im Mittelalter gab es nur wenige Möglichkeiten der Konservierung. Man konnte Lebensmittel trocknen oder räuchern“, erklärt Dr. Alexandra Hentschel, Leiterin des Deutschen Salzmuseums in Lüneburg. Hier können Besucher hautnah miterleben, wie man bereits vor 1.000 Jahren Salz gewonnen hat. Eine dritte Möglichkeit der Haltbarmachung war das Pökeln, das Einlegen in Salz sowie die Behandlung von Lebensmitteln mit Salzlake. „Salz war das wichtigste Konservierungsmittel. Es entzieht den Lebensmitteln Feuchtigkeit und damit die Lebensgrundlage von Bakterien und Pilzen“, weiß Dr. Hentschel.
Florierender Salzhandel
Der Salzbedarf im Mittelalter war entsprechend groß. Heringe aus der Ostsee wurden beispielsweise auf See direkt ausgenommen und gepökelt. Diese gesalzenen Fische wurden dann von der Küste ins Inland transportiert und waren ein wichtiger Bestandteil des Speiseplans, vor allem an den Fastentagen. „Für das Einlegen von Heringen war im Mittelalter das Lüneburger Salz besonders wichtig“, sagt Dr. Hentschel. Der Salzhandel bestimmte bereits im 12. Jahrhundert das Leben in der norddeutschen Stadt. Die örtliche Saline erlaubte eine Salzgewinnung in großem Maßstab. Überhaupt haben Salzproduktion und Salzhandel in Deutschland ihre Spuren hinterlassen. Unter www.vks-kalisalz.de erfährt man mehr zum Salzabbau in Deutschland. Viele Städte und Orte tragen das Wort Salz, das altdeutsche Sulz oder das keltische „Hall“ noch im Namen, etwa Salzgitter, Sulzbach oder Bad Reichenhall. Hier gab es Steinsalzvorkommen oder salzhaltige Quellen. Regelrechte Salzhandelsstraßen zogen sich durch Deutschland und Europa. Der florierende Salzhandel im 12. und 13. Jahrhundert sorgte beispielsweise dafür, dass in Bayern ein kleines Dorf zu einer bedeutenden Stadt anwuchs: München.
Vom Luxusgut zur Alltagsware
Während im Mittelalter Salz ein Luxus war, den sich nur Wohlhabende leisten konnten, ist es heute zu einer alltäglichen Ware geworden. Was sich hingegen nicht geändert hat: Auch heute noch hat Salz eine wesentliche Funktion beim Konservieren von Lebensmitteln – beim Pökeln von Fleisch und Fisch, bei der Fermentation von Gemüse wie Sauerkraut, bei der Herstellung von Käse, der Verarbeitung von Trockenfrüchten und Nüssen und vielem mehr.
Vom Industriebetrieb zum Industriedenkmal
„De Sulte dat is Luneborch“ („Das Salzwerk, das ist Lüneburg“), stellte 1461 der Lüneburger Bürgermeister Hinrik Lange fest. Tatsächlich bestimmte das Salz mehr als 1 000 Jahre lang das Leben der Stadt. Die Geschichte Lüneburgs ist die Geschichte des Salzes und seiner Saline. Die Struktur der Stadt Lüneburg war von ihrem wichtigsten Wirtschaftsbetrieb geprägt. Politische und wirtschaftliche Entscheidungen der Stadt orientierten sich an den Interessen des Salzwerkes. Zahlreiche bis heute erhaltene Sakral- und Profanbauten zeigen den damaligen Wohlstand der Stadt auf. Bis zum Ende des 16.Jahrhundets war das Lüneburger Salzwerk nicht nur der größte Salzproduzent Nordeuropas, sondern auch der älteste und größte europäische Industriebetrieb der Zeit. Die ungeheure Nachfrage nach dem Lüneburger Salz als Konservierungsmittel verschaffte der Stadt eine herausragende wirtschaftliche und politische Stellung in Norddeutschland. Das „weiße Gold“ verlieh Macht und Einfluss. Der politische Spielraum der Stadt stieg. Bürgermeister und Rat konnten ihre städtischen Interessen gegen ihren Stadt- und Landesherrn durchsetzen.
Im Verbund der Hansestädte hatte die Stadt als wirtschaftlich potentes Mitglied eine wichtige Stimme. Die Blütezeit Lüneburgs fällt in diese Epoche; das Lüneburger Stadtbild ist geprägt von der hansischen Tradition. Mit ihren 12 000 bis 14 000 Einwohnern konnte die mittelalterliche Stadt als Großstadt eingestuft werden. Die Stellung als bedeutendster Salzproduzent Nordeuropas verdankte die Lüneburger Saline der Qualität ihres Rohstoffes, der Sole. Solequellen unterhalb der Stadt bringen eine nahezu gesättigte Sole hervor und übertreffen damit fast alle europäischen Salinen. Durch mühsame bergmännische Arbeit wurde die Sole unterirdisch erschlossen, um dann oberirdisch in Pfannen zu Salz gesiedet zu werden. Das Produktionsverfahren blieb im Prinzip seit Anbeginn der geschichtlichen Betrachtung stets das gleiche. Durch sein besonderes Rohstoffvorkommen und die günstige Lage für den Ostseehandel, der über Lübeck abgewickelt wurde, verfügte Lüneburg lange Zeit über eine Monopolstellung im Salzhandel. „Lüneburg – ein Salzhaus“ heißt es entsprechend in einem Merkvers des 15.Jahrhunderts, der zwölf wichtige Hansestädte klassifiziert.
Ab wann die systematische Ausbeutung der Salzquellen erfolgte und damit der Beginn der Lüneburger Saline datiert werden kann, liegt im Dunkeln. Erstmalig erwähnt wird die Saline in einer Urkunde Königs Otto I. vom 13. August 956. Der König verfügt hierin die Schenkung des Salzzolls an die Benediktinermönche des nahen Klosters St. Michaelis. Gestützt auf dieses Dokument wird für das 10.Jahrhundert schon von einem gut funktionierenden Salinenbetrieb ausgegangen, der seinen Anfang mindestens 100 Jahre früher nahm. Am 12. September 1980 endete mit dem Erlöschen der Feuer unter den Siedepfannen die mehr als 1000jährige Geschichte eines Salzwerkes, dessen historische Bedeutung in der wissenschaftlichen Beurteilung als eine „der wichtigsten europäischen Salinen“ oder gar als „capital du sel au moyen ȃge“ eingestuft wird.
Der Grund für das Ende der Lüneburger Salzproduktion waren die hohen Energiekosten für die Befeuerung der großen Siedepfannen.
In den folgenden Jahren wurde in Lüneburg über eine angemessene Würdigung der „Keimzelle“ der Stadt diskutiert. Engagierte Lüneburger fanden sich als „Förderkreis Industriedenkmal Saline Lüneburg e.V.“ zusammen, um sich für die Erhaltung und Würdigung dieses bedeutenden Unternehmens einzusetzen. Unterstützung erhielten sie dabei von dem Direktor des Bochumer Bergbaumuseums D. Rainer Slotta, der in seinem Gutachten zum Erhaltenswert der Lüneburger Saline zusammenfasst: “Vom Salinenbestand in der Bundesrepublik Deutschland zu urteilen, wäre es fast ein ‚nationales‘ Unglück, wenn die Lüneburger Saline fallen würde.“ Der Einsatz hatte Erfolg. Im September 1989 wurde das „Deutsche Salzmuseum/ Industriedenkmal Saline Lüneburg“ offiziell eröffnet. Als eines der ersten Industriedenkmale in Deutschland gehört es zu den frühen Erfolgen einer Bewegung, die sich dem industriekulturellen Erbe widmet. Bereits zwei Jahre nach seiner Eröffnung wurde das Deutsche Salzmuseum für seine Arbeit ausgezeichnet. Es wurde mit dem Museumspreis des Europarlamentes für seinen Beitrag zum Verständnis der kulturellen Vielfalt Europas gewürdigt. Als Vorreiter einer neuen Museumsgeneration zählte das Europaparlament das Salzmuseum zur Avantgarde des neuen „hands on museums“. 2013 erhielt das Museum eine Auszeichnung für die erfolgreiche Teilnahme an der Museumsregistrierung für Museen in Niedersachsen und Bremen. Die mit der Auszeichnung einhergehende Registrierung bescheinigt dem Museum die Erfüllung der vom Deutschen Museumsbund/ICOM Deutschland formulierten Standards für Museen. Seit 2011 ist das Deutsche Salzmuseum in der Trägerschaft der Museumsstiftung Lüneburg.
Deutsches Salzmuseum | Industriedenkmal
Saline Lüneburg
Sülfmeisterstraße 1
21335 Lüneburg
Telefon: 04131-720 65 13
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Wir haben für Sie geöffnet: Dienstag bis Sonntag, von 10 bis 17 Uhr
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