Clay Mazing in Aktion ©Jeremy Running

Guillaume Vermette, Kira Paas und die “Clowns der Menschlichkeit” sind bei Ihnen, unseren Lesern, auf großes Interesse gestoßen. Darum stellen wir Ihnen heute eine weitere Initiative vor: der Emergency Circus (auf Deutsch etwa Notfallzirkus) Hier unser Interview mit Clay Mazing…

 

rantlos: Wie groß ist euer Zirkus?

Emergency Circus: Der Emergency Circus ist ein Zusammenschluss von Zirkusartisten aus der ganzen Welt. Wir sind oft eine kleine Gruppe von 2 bis 5 Menschen. Aber normalerweise arbeiten wir mit Zirkusartisten und Clowns aus jeder Gegend. die wir besuchen, zusammen. Wir haben Freiwillige in Athen, Berlin, Amsterdam, Beirut, Mexiko und vielen anderen Orten. Das Ziel ist, immer mit freundlichen und talentierten Menschen zu kooperieren. Zum Glück scheint es keinen Mangel an liebevollen, ehrenamtlichen Zirkusartisten zu geben.

rantlos: Habt ihr ein Zelt?

Sasha Tomic bei ihrer artistischen Vorführung ©Jeremy Running

Emergency Circus: Unser Zelt ist oft der Himmel. Wir sind auf großen Bühnen vor tausenden Menschen aufgetreten, in kleinen Räumen vor ein paar Dutzend Zuschauern, in Zugabteilen und Bussen, in winzigen Zelten für Familien und überall da, wo wir eine Veränderung der oft trostlosen Situation zum Guten bringen können. Wir verbreiten Spaß bei Regen, Schnee und auch in mörderischer Hitze und versuchen halt immer, einen Weg zu finden, um ein Lächeln hervorzulocken, egal wie die Lage auch ist. Wenn wir durch Süd-Amerika reisen, dann in einem farbenfrohen Wagen einer Zirkusambulanz die sh’zambulance heißt. Die ist wie ein mobiles Zelt. So können wir überraschend in einem Heim oder einer Obdachloseunterkunft ankommen, unsere Scheinwerfer aufbauen und im Superman-Kostüm auftreten, um Spaß zu verbreiten und zum Mitmachen zu inspirieren. Manchmal treten wir sogar  auf dem Dach von sh’zambulance auf.

rantlos: Was ist euer Ziel? Diese Initiativen, die traumatisierte Kinder zum Lachen bringen wollen, haben die eine religiöse Motivation?

Emergency Circus: Unsere Botschaft ist nicht religiös motiviert, wir wollen nichts anderes als Empathie und Liebe teilen. Oft begegnen sich beim Zuschauen von unseren Vorstellungen Menschen unterschiedlicher Religionen, Glaubensrichtungen und Sprachen. Auch miteinander verfeindete Menschen treffen so als Zuschauer aufeinander und lachen dann miteinander. Es ist großartig für uns, Türken und Kurden im Publikum zu sehen, Israelis und Palästinenser, Flüchtlinge und Polizisten- alle stehen begeistert nebeneinander, lachen, klatschen und singen gemeinsam. Wir lachen doch alle in derselben Sprache. Und wir als Emergency Circus sind der lebendige Beweis, dass es immer Dinge gibt,  die uns verbinden.

rantlos: Wo seid ihr jetzt gerade? Und was macht ihr?

Emergency Circus: Dieses Jahr an Weihnachten haben wir eine Reise durch die USA und Mexiko begonnen. Im Licht der Fremdenfeindlichkeit, die gerade durch Amerika geht, angestachelt besonders durch den neuen Präsidenten Trump, haben wir beschlossen, Brücken zu bauen und nicht Mauern zu errichten zwischen uns und unseren südlichen Nachbarn. Also werden wir hin und her über die Grenze reisen und für Migranten und Anwohner gleichermaßen auftreten, um Gemeinschaft zu bilden, Stress zu verringern und Vorurteile zu zerstören.

Zack Tastic als Batman ©Jeremy Running

rantlos: Was können wir von euch lernen? Wie können wir in Deutschland und in Europa Flüchtlinge in Zukunft wahrnehmen? Was sind eure Erfahrungen?

Emergency Circus: Wir haben so viel gelernt durch die Auftritte vor Flüchtlingen auf der ganzen Welt. Ich habe gesehen was sie ertragen mussten, um zu versuchen, ein besseres Leben für sich und ihre Familien zu bekommen. Ich habe ungezählte liebe, nette Menschen kennen gelernt, die einfach nur in Frieden leben wollen, und ich bin nie jemandem begegnet, der voller Hass und Bosheit war. Diese Menschen verdienen Respekt und Fürsorge. Sie sind hart arbeitende und treue Menschen, die ein Leben hatten und Karrieren – genau so wie viele von uns hier in der westlichen Zivilisation. Sie haben unglaublich schreckliche Dinge erlebt. Ich würde jeden, der die Möglichkeit hat, mit Flüchtlingen in Kontakt zu kommen, darum bitten, Ihnen mit liebevollem Herz und Offenheit entgegen zu treten. Angst ist das Letzte, was wir in der Welt brauchen. Wenn wir Menschen allein lassen, etwa wegen ihrer Kultur, dann entsteht mehr Teilung, Hass und Terror. Denkt nicht es reiche, freundlich über Flüchtling zu denken. Geht hinaus auf die Straßen und seid freundlich. Hört euch die Geschichten an. Ihr wwerdet nicht nur die Welt verbessern, in der wir alle leben. Jeder von uns wird davon profitieren.

In 26 Ländern waren wir während der vergangenen drei Jahre mit dem Emergency Circus und haben Freude und Lachen in Krankenhäuser, Obdachlosenheime, Altersheime, Flüchtlingslager und andere Plätzen gebracht, wo Menschen in Not waren. Im Herbst sind wir mit syrischen Flüchtlingen an der syrischen Grenze zur Türkei und im Libanon durch Griechenland und Osteuropa nach Deutschland, Frankreich und weiter gezogen. Wir waren in Zügen, haben Lieder gesungen, auf Bussen Zirkus-Aufführungen gemacht. In jedem Flüchtlingslager und an jedem Bahnhof, so oft wir konnten.

Glückliche Kinder, dafür lohnt es sich ©Jeremy Running

rantlos: Wie können wir Teil eures Projektes werden?

Emergency Circus: Wir brauchen immer Menschen, die uns mit Spenden unterstützen, damit wir weitermachen können. Es sind so viele Kosten, die das Reisen erfordert, wenn wir in die schrecklichsten Gegenden der Welt gehen wollen, um Licht und Freude zu bringen. Bisher haben wir es geschafft, uns selbst zu finanzieren durch Hilfen von Privatleuten, die an unsere Arbeit glauben. Aber wir können noch so viel mehr tun! Spenden sind immer nötig und willkommen über unsere Webseite www.emergencycircus.com

 

rantlos: Danke Clay Mazing für dieses Gespräch und alles Gute für eure wichtige Arbeit!

Die Fragen für rantlos stellte Birgit Steffani

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