Seit fast 120 Jahren bereitet die Glasfachschule Zwiesel im Bayerischen Wald das Fundament für die Glasentwicklung.
 
“Nimm 60 Teile Sand, 180 Teile Asche aus Meerespflanzen, 5 Teile Kreide – und du erhältst Glas.” Dieses Rezept ist über 2.700 Jahre alt und wurde in der Keilschrift-Bibliothek des assyrischen Königs Ashurbanipal gefunden. Entdeckt wurde die Glasherstellung vermutlich schon vor mehr als 7.000 Jahren durch Zufall. Noch immer aber hat der transparente Werkstoff nur einen Bruchteil seiner Geheimnisse und Möglichkeiten preisgegeben. Die Glasfachschule in Zwiesel zählt zu den bedeutendsten Bildungszentren für Glas weltweit. 
 

Hier, mitten im Bayerischen Wald, führen Glasexperten aus Handwerk, Design und Technik seit über 115 Jahren junge Menschen zu handwerklicher Präzision, gestalterischer Sicherheit in Form und Farbe und zu technischem Knowhow. Namhafte Größen der Glasindustrie, des Glasdesigns und aus der glastechnischen Forschung haben in den Lehrsälen des Zwieseler Bildungszentrums die Schulbank gedrückt. Dozenten offenbaren den etwa 280 Studierenden die bisher bekannten Geheimnisse des Glases und stellen so nicht selten Weichen für die künftige Glasentwicklung. “Die Glastradition ist hier urkundlich seit 1305 nachgewiesen und bis in unsere moderne Zeit ein wichtiger Impuls für die Glasindustrie, das Glashandwerk und die Glaskunst geblieben”, sagt Schulleiter Gunther Fruth.

Gläserner Bienenkorb – Flachglasarbeit aus der Glasfachschule Zwiesel für Kirchberg i.W. Foto: obx-news/Glasfachschule Zwiesel
 
1904 wurde mit dem Start der Schule für die Region ein Meilenstein gesetzt. Die Stadt Zwiesel selbst gab den Anstoß zur Gründung der “Fachschule für die Glasindustrie”. Die Glashütten des Bayerischen Waldes und im benachbarten Böhmen galten damals als eines der Zentren der europäischen Glasindustrie. In Sachen Berufsausbildung allerdings waren die nordböhmischen Fachleute ihren bayerischen Kollegen voraus. Heute ist die Glasfachschule in Zwiesel eine der modernsten und vielseitigsten Bildungsstätten ihrer Art in Europa. Vom kunsthandwerklichen Studioglasmacher, dem breiten Spektrum der Glasveredelung mit Malen, Schleifen und Gravieren, der Glasbläserei mit technischen Apparaten oder gestalteten Freiformen, dem technisch orientierten Feinoptiker für die Entwicklung von Scannern oder Ferngläsern bis zum Produktdesigner für die Gestaltung des Glases von morgen umfassen die dortigen Ausbildungsmöglichkeiten ein reichhaltiges Spektrum. 
 
Als Besonderheit dieses “Bildungshotspots für Glas” gilt die Lehr- und Versuchsglashütte, die neben der Ausbildung und Forschung auch als Produktionsstätte für die Manufaktur der “Firma Glasfachschule Zwiesel” wirkt und dabei in höchster Handwerkskunst gefertigte Glasobjekte für Galerien und Sammler herstellt. In der Fachschule für Glashüttentechnik, Optik und Glasgestaltung – dem einzigen glasspezifischen Weiterbildungsweg seiner Art im gesamten deutschsprachigen Raum – vertiefen auch Gastschüler aus der ganzen Welt die Theorie und die Praxis der unendlichen Glasvielfalt. 
- ANZEIGE -