Black
Robin Black

Bei einer Klausurtagung von Autorinnen entstand die Idee zu dem Debütroman, der sich um die Beziehung der Malerin Augusta (47), der Ich-Erzählerin, und des erfolglosen Schriftstellers Owen dreht. Beide stammen aus gefühlsarmen Familien. Er ist Sohn eines Archäologenpaares, das begeistert von einer Grabung zur anderen gezogen ist und für den Sohn wenig Zeit hatte. Sie ist jüngste Tochter eines Vaters, der vom plötzlichen Tod seiner 31jährigen Frau so traumatisiert war, dass er seinen Kindern verbot, sie jemals wieder zu erwähnen. Die älteste Tochter wurde eine rein vernunftgesteuerte lesbische Ärztin, die mittlere fantasierte sich ein warmherziges Bild der Mutter zurecht, die jüngste klammert sich an diese angeblichen Erinnerungen ihrer Schwester und malt sich eine andere Welt. Inzwischen lebt der an Alzheimer erkrankte Vater im Heim. Mit der Hoffnung, dass die Krankheit ihm die Abwehr raubt und endlich über die Mutter gesprochen wird, fühlt sich Augusta ihm näher als früher. Seine Erinnerungsbruchstücke stammen jedoch aus dem Ersten Weltkrieg.

Wir erfahren von einem zwei Jahre zurückliegenden Fehltritt Augustas, die sich in Bill, den Vater einer Kunstschülerin, verliebt hatte, nachdem sie sich von ihrem Freund Owen allein gelassen fühlte mit der Trauer über den Tod ihrer mittleren Schwester und der Diagnose, dass er zeugungsunfähig ist. Zu dem Zeitpunkt leben die beiden schon lange zusammen. Da Bill seine Frau nicht verlassen wollte, hat Augusta das Verhältnis beendet und ihrem Freund den Fehltritt gestanden. Warum Augusta und Owen als Reaktion darauf geheiratet haben, erstaunt. Er hat ihr zwar großzügig verziehen, aber ihr Verrat beeinträchtigt zuerst ihre, dann seine Kreativität.

Der Roman beginnt, als sich beide ein entlegenes Bauernhaus gekauft haben, fern jeder Versuchung. Augusta überwindet gerade eine schuldbedingte Schaffenskrise, während ihr Mann unter einer Schreibblockade leidet. Beide schleichen umeinander, beobachten und beneiden sich um ihre Kreativität und lavieren dabei über ein Minenfeld an Tabuthemen. Beides Menschen, die sich um klare Aussagen drücken, keine Grenzen ziehen können, ihre Wünsche verschweigen. Augusta erwartet und fürchtet gleichzeitig, dass Owen das moralische Gleichgewicht durch einen Seitensprung wiederherstellt.

In dieses „zauberhafte Idyll“ bricht unvermutet eine Hobbymalerin, Lehrerin im Sabatical, die das heruntergekommene Haus in der Nähe mietet. Diese drängt sich dem Künstlerpaar immer mehr auf. Widerstandslos lassen die den Dingen ihren Lauf. Während Owen eher skeptisch bleibt, freundet sich Augusta sogar mit der Nachbarin an, verrät ihr, dass sie mit der Tochter ihres Exgeliebten noch heimlichen Emailkontakt habe, nimmt sie zu Besuchen ihres Vaters mit. Die

Portraet einer Ehe von Robin Black
Portraet einer Ehe von Robin Black

neue Freundin berichtet von einem gewalttätigen Exmann, vor dem sie sich in der Wildnis versteckt, und einer erwachsenen Tochter, die auf einmal religiös geworden sei. Beide kreuzen eines Tages getrennt voneinander auf. Das demonstrative kritiklose Mutterglück der Nachbarin erregt den Neid der Malerin. Trotzdem lässt sie sich von der Nachbarin sogar zu Feiern drängen, denen das Ehepaar abgeschworen hatte.

Relativ bald ist abzusehen, dass Owen den Avancen der ihn anhimmelnden Tochter, die auch schreiben will, zu erliegen droht. Seine Schreibblockade endet. Im Gegensatz zu seiner Frau gesteht er jedoch nicht nach beendetem Intermezzo sondern lässt sie an seiner heldenhaften Gegenwehr, dem Hineinrutschen Anteil nehmen, sucht gewissermaßen vorauseilend Absolution. Das perfide Teilnehmen lassen gerät für sie zur Folter. Zumal Augusta sich dagegen schlecht wehren kann, denn er hält sich damit nur an ihren Vorschlag, dass sie einander immer warnen wollen, wenn eine Gefahr für die Beziehung auftaucht.

Offenbar meint die Autorin, bei dem Thema dürfe Sex als Zutat nicht fehlen, aber diesbezügliches wirkt wie ein Tätigkeitsbericht, da knistert keine Erotik. Der schlichte Stil passt andererseits zum Charakter der Protagonisten. Die Erzählerin betont zwar von Anfang an, dass ihre Verbindung einer Einheit gleiche, sie verschmolzen sei mit ihrem Mann, das wird nicht gezeigt sondern nur beschrieben. Black zieht die Arbeitsweise einer Malerin als Schablone heran, die beispielsweise auf Distanz gehen muss, um eine Landschaft zu malen. So tritt sie zurück, um ihre Ehe und diese Lebensphase zu analysieren. Die im Präsens eingeflochtenen Beschreibungen und Überlegungen zu Bildmotiven bremsen die Handlung.

Das Ende kommt völlig verblüffend und wird nicht durch Andeutungen, halbe Überlegungen und Ahnungen der Ich-Erzählerin, vorweggenommene Deutungen, ohne die Ursache zu benennen, vorbereitet. Was Spannungsbögen ausmacht, fehlt, weswegen der Roman nicht gerade vor Spannung explodiert und konstruiert wirkt. Die drei Personen bleiben seltsam substanzlos, Mit-Leiden wird verhindert. Das Tempo der Handlung entspricht jedoch dem ruhigen Leben der Beteiligten. Insofern ist der Aufbau schlüssig.

Rezension von Dr. Aide Rehbaum

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Gebundenes Buch mit Schutzumschlag ISBN: 978-3-630-87322-0