Wie ein Team aus Regensburg das ändern will

Die Erkenntnisse aus einem neuen „Bundesligaregister“ am Universitätsklinikum Regensburg sollen helfen, Spieler schneller zurück auf den Platz zu bringen – und sie erst gar nicht ausfallen zu lassen.

 

Professor Dr. Dr. Volker Alt und Dr. Dominik Szymski präsentieren das neue Verletzungs- und Erkrankungsregister für den deutschen Profifußball, das künftig zur Prävention und Optimierung der Spielergesundheit beitragen soll. Foto: obx-news/UKR/Franziska Holten

(obx) – Ein falscher Schritt, ein Ziehen im Oberschenkel – und das war’s. Spielpause. Für Tage, Wochen, manchmal Monate. Verletzungen und Erkrankungen gehören im Profi-Fußball zum Alltag – auch wenn auf und neben dem Platz alles getan wird, um sie zu vermeiden. Doch wie oft verletzen sich Spieler tatsächlich? Was genau passiert – und wie lässt sich das Risiko senken? Antworten darauf liefert jetzt ein bundesweit einmaliges Forschungsprojekt aus der Oberpfalz.

Die Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) hat gemeinsam mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) und der Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) ein umfangreiches Register ins Leben gerufen: das Bundesligaregister für ausfallrelevante Verletzungen und Erkrankungen. Es dokumentiert jede Verletzung und jede Erkrankung in der 1. und 2. Bundesliga, die Profis vom Spiel oder Training abhält. Ziel: Muster erkennen, Prävention verbessern – und Ausfallzeiten verringern.

Mehr als 1.800 dokumentierte Fälle – Muskelverletzungen an der Spitze
Seit dem Start der Datenerhebung zur Saison 2022/23 haben Ärzte und Physios der Bundesligavereine mehr als 1.800 Fälle anonymisiert gemeldet. Drei von vier Ausfällen gehen auf Verletzungen zurück, ein Viertel auf Erkrankungen wie Atemwegs- oder Magen-Darm-Infekte. Am häufigsten: Muskelverletzungen – sie sind für die meisten Fehltage verantwortlich. Besonders lang pausieren Spieler nach Knieverletzungen.

Gerade diese Erkenntnisse sind wertvoll für die medizinische Betreuung der Spieler. Die Idee: Wenn Spezialisten wissen, wo die Risiken liegen, lässt sich gezielter vorbeugen. Geleitet wird das Projekt von Professor Dr. Dr. Volker Alt, Direktor der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie am UKR gemeinsam mit Dr. Dominik Szymski, dem medizinischen Koordinator des FIFA Medical Centre am UKR.

Kopfverletzungen? Die Leitlinien werden eingehalten
Auch bei sensiblen Diagnosen wie Gehirnerschütterungen zeigt das Register: Die Clubs handeln verantwortungsvoll. Die Daten zeigen, dass die aktuellen medizinischen Leitlinien in der Bundesliga voll umgesetzt werden. Spieler kehren in einem gestuften Wiedereinstiegsprogramm kontrolliert auf den Platz zurück.

Dokumentiert wird alles – vom Auslöser bis zur Therapie
Das neue Register ist so detailliert wie nie zuvor: Es dokumentiert nicht nur Art und Umfang der Verletzung oder Erkrankung, sondern auch die Umstände des Geschehens, die durchgeführte Diagnostik, Therapie sowie mögliche Vorverletzungen. Die Daten sind anonymisiert und werden unter höchsten Datenschutz- und Ethikstandards erfasst.

Die Bundesliga-Clubs profitieren dabei direkt: Sie erhalten eigene Auswertungen – aber auch Einblicke in die anonymisierten Daten der Liga. Das ermöglicht es, die eigene medizinische Strategie im Kontext der gesamten Liga zu betrachten.

UKR ist Vorreiter in der Fußballmedizin
Mit dem neuen Register setzt das UKR eine lange Tradition fort: Bereits vor 15 Jahren wurde die Regensburger Klinik von der FIFA als Medical Centre of Excellence ausgezeichnet – als eine der ersten in Deutschland. Vor zehn Jahren folgte die Kooperation mit dem Bayerischen Fußball-Verband zur besseren medizinischen Betreuung im Amateurbereich. Der Fokus der UKR-Forscher liegt auf der Entwicklung und Evaluation von Präventionsprogrammen, beispielsweise bei Kreuzbandverletzungen. Auch das „Kreuzbandregister im Deutschen Sport“ ist ein Projekt aus Regensburg.

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