Die Ukraine spricht von den schwersten Angriffen seit Kriegsbeginn: Russland hat in der Nacht über mehrere Stunden vor allem die ukrainische Hauptstadt Kiew attackiert. Es gab Verletzte und Schäden in sechs der zehn Kiewer Bezirke.

Schwere russische Angriffe auf Kiew

Russland hat die Ukraine nach Angaben Kiews mit den schwersten nächtlichen Angriffen seit Kriegsbeginn im Februar 2022 überzogen. In der Nacht zum Freitag sei die „größte Zahl“ an Drohnen eingesetzt worden, „die der Feind jemals in einem einzelnen Angriff verwendet“ habe, sagte Armeesprecher Juri Ignat im ukrainischen Fernsehen. Die Armee erklärte, Russland habe in der Nacht mit 539 Drohnen und elf Raketen angegriffen. Hauptziel sei die Hauptstadt Kiew gewesen. Von den 550 Geschossen konnten im ganzen Land 478 abgefangen werden. Allerdings habe es entsprechend auch neun Raketen- und 63 Drohneneinschläge gegeben. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte auf X, der Angriff sei „absichtlich massiv und zynisch“ gewesen. „Es war eine brutale, schlaflose Nacht“, so Selenskyj. „Russland zeigt abermals, dass es nicht die Absicht hat, Krieg und Terror zu beenden.“

Ein Wohnhaus wurde von einer russischen Rakete getroffen

Die internationale Hilfsorganisation „Help – Hilfe zur Selbsthilfe“ warnt vor der sich deutlich weiter zuspitzenden Lage in der Ukraine. Besonders Großstädte wie Kyjiw waren in der vergangenen Nacht Ziel einer massiven Angriffswelle. Insgesamt wurden 550 Luftangriffe gezählt, darunter auch mittels schwerster Kampfdrohnen. Diese können doppelt so viel Sprengstoff wie vorherige Modelle tragen und selbst Räume hinter zwei Mauern noch beschädigen. Teilweise werden die Drohnen auch mit dem Brandkampfstoff Napalm ausgestattet. “Überall in Kyjiw sind in der Nacht Brände ausgebrochen, wichtige Infrastruktur wurde zerstört und mehr als 20 Menschen wurden verletzt – darunter auch Kinder. Insgesamt heulte 16 Stunden der Luftalarm”, berichtet Help-Landesdirektor Oleksandr Novykov von vor Ort. “Neben der Zerstörung wächst auch die psychische Belastung – vor allem bei Kindern. Deshalb leisten wir neben der Soforthilfe auch psychosoziale Unterstützung. Aber es ist sehr schwierig in der aktuellen Situation humanitäre Hilfe zu leisten.”

In der Frontstadt Cherson etwa wurde erst vor wenigen Tagen ein Krankenhaus bombardiert, an das Help im vergangenen Jahr medizinische Geräte geliefert hatte. “Auch wenn der Krieg derzeit international weniger Beachtung findet, gehören Angst und Ungewissheit für die Menschen in der Ukraine nach wie vor zum täglichen Leben. Nach wie vor werden in der Ukraine täglich zivile Ziele angegriffen und das Völkerrecht missachtet. Auch der Krieg hat Gesetze. Der Schutz der Zivilbevölkerung und humanitärer Helfer:innen muss gewährleistet bleiben.”

Hintergrund: Help ist bereits seit 2021 in der Ukraine aktiv und hat über 4,3 Millionen Menschen dabei unterstützt, die Folgen des Krieges zu bewältigen. Aktuell verteilen Help-Mitarbeitende gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen Hilfsgüter, leisten medizinische sowie psychologische Unterstützung und reparieren kritische Infrastruktur.

Für Spenden: https://www.help-ev.de/spenden-ukraine/

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