von Dr. Bernd Kregel

Dubais stürmischer Aufbruch in die Moderne

Jenseits intensiver Traditionspflege hat die Neuzeit in dem Emirat am Golf längst Einzug gehalten.

Dubai-Skyline vom Burj Khalifa aus

„Warum denn gleich in die Luft gehen?“ Es dauert nur wenige Augenblicke, bis die anfängliche Zurückhaltung beim Blick aus der Glaskanzel des Helikopters umschlägt in Sprachlosigkeit. Denn erst aus der Vogelperspektive erschließt sich der Bauboom, der in den letzten Jahren von Dubai Besitz ergriffen hat. Dazu geeignet, den einstmals bescheidenen Wüstenort in eine pulsierende Großstadt zu verwandeln.

Die beeindruckende Spitzenposition, in die sich Dubai im souveränen Umgang mit Stahlbeton und Glasfassaden zunehmend hinauf katapultiert, verfügt über ein Symbol. Schlank ragt das Burj Khalifa aus dem Morgendunst hinauf in den blauen Himmel. Die gerade Linienführung nur ab und zu unterbrochen durch halbkreisförmige Aussichtsplattformen. „Mit 826 Metern Höhe der einzige Wolkenkratzer der Welt, der diesen Namen wirklich verdient“, lässt Iwona, die junge Pilotin des Helikopters, über Kopfhörer verlauten. Ob es wohl stimmt, dass die Pläne für ein noch höheres Projekt bereits in den Schubladen der Stadtplaner auf ihre Umsetzung warten?

Utopie aus der Vogelperspektive

Denn zuzutrauen ist ihnen alles, den architektonischen Vor- und Querdenkern der Region. Wer sonst wäre wohl darauf gekommen, aus dem Meeresgrund heraus durch Aufschüttung von Kies und Sand eine gigantische „Palme“ erstehen zu lassen? Ebenfalls Inbegriff für den Modernitätsschub, der von dem Emirat Besitz ergriffen hat. Aus der Perspektive des Helikopters werden nun ihre geschwungenen weit ausladenden Blätter im Gegenlicht erkennbar. Übersät mit den modernen Villen einer futuristischen Wohnwelt, die jede für sich den Erfolg dieser eigenwilligen städtebaulichen Utopie unterstreicht.

Ausblick vom Madinat Jumeirah auf das Burj Al Arab

Ein Hingucker ist natürlich auch das einem Segelschiff nachempfundene Superhotel Burj Al Arab, dem man seine Größe auf den ersten Blick nicht ansieht. Immerhin soll, so meldet sich Pilotin Iwona erneut zu Wort, die New Yorker Freiheitsstatue mehrfach Platz darin finden. Nur schade, dass eine Landung auf der riesigen Rundscheibe des Hubschrauber-Landeplatzes in 300 Metern Höhe als Abschluss dieses Rundfluges nicht vorgesehen ist.

Windtürme im arabischen Stil

Stattdessen ein Bootsausflug durch die Marina, der offiziellen Anlegestelle für schnittige Boote aller Art, insbesondere für die Superyachten der Scheichs von Dubai. Insgesamt ein von Wasserstraßen durchzogenes Neubaugebiet, an dessen Ufern Büro-Hochhäuser mit glitzernden Glasfassaden wie Pilze aus dem Boden schießen. Ergebnis eines Baubooms, der nur in drei Arbeitsschichten rund um die Uhr bewerkstelligt werden kann, wie der philippinische Bootsführer Mark Antonio erklärt.

Und doch kann Dubai auch anders. Denn inmitten seiner oftmals Schwindel erregenden Kulisse finden sich alternative Zufluchtsorte, die es jenseits aller Hektik erst zu entdecken gilt. So zum Beispiel das Madinat Jumeirah, ein modernes und zugleich idyllisch gelegenes Strandresort unter Palmen, das sich mit seinen hoch aufragenden Windtürmen im arabischen Stil zugleich der heimischen Tradition verschrieben hat. Eine gelungene Mischung, die stets eine wohltuende Ruhe und Geborgenheit ausstrahlt.

Kulinarische Akzente

Für Gabriele Kurz aus Berchtesgaden ist das von Kanälen durchzogene Resort inzwischen zur zweiten Heimat geworden. Denn als Küchenchefin im Talise Spa kann sie entsprechend ihrer „flexitarischen“ Grundausrichtung mit ihren ausgefallenen Kreationen beim Lunch gezielt kulinarische Akzente setzen. Bei einer gesundheitlichen Ausgewogenheit für alle, die hier mit Tai Chi, Yoga oder Kung Fu ihrem Körper etwas Außergewöhnliches bieten möchten. Bis hin zur Sha Art eines Wiener Künstlers, dessen AlphaSphere-Liege den Körper bei fremdartigen Sphärenklängen gehörig durcheinander rüttelt.

Einladendes Madinat Jumeirah Resort

Bei vierzig über das Gelände verteilten Restaurants kommt das Essen im Jumeirah Madinat ohnehin nicht zu kurz. Angefangen beim orientalischen Frühstück in der Al Farouse Lounge mit allen Spezialitäten und Raffinessen, die die Arabische Halbinsel zu bieten hat. Bis hin zum abendlichen Auswahl-Dinner in mehreren internationalen Restaurants, beginnend mit einem Empfang im Koubbar sowie einer Vorspeise im Pai Tai, gefolgt von einem exquisiten Hauptgericht im mexikanischen Tortuga-Restaurant.

Stars und Sternchen der Filmfestspiele

Gekrönt nur noch vom Dessert im Pierchic, das – über der Wasseroberfläche auf Stelzen ruhend – über einen langen Holzsteg erreichbar ist. Auch hier wieder diese wundervolle Ruhe, die nur gelegentlich vom Rauschen der Wellen unterbrochen wird. Oder aber ganz unerwartet von einem Feuerwerk, das dem gegenüber liegenden Burj Al Arab bei jeder Explosion jedes Mal ein neues buntes Segeltuch überwirft.

Richtig munter wird es allerdings, wenn hier auf dem Hotelgelände alljährlich in vier Sälen die Internationalen Filmfestspiele angesagt sind. Tage, an denen es sich lohnt, so PR-Manager Alison Wilcox, die Augen offen zu halten, um sich Stars und Sternchen nicht entgehen zu lassen, die sich hier ein Stelldichein geben. In einer unerwartet toleranten Atmosphäre, wenn beispielsweise während des mit Spannung erwarteten Eröffnungsfilms kritisches westliches Gedankengut und modernes arabisches Publikum mit unglaublicher Selbstverständlichkeit aufeinandertreffen.

Waschbrettpisten und Dünenkämme

Wüstensafari im Geländefahrzeug

Eine weitere Möglichkeit, dem Bauboom der Großstadt zu entfliehen, bietet eine Wüstensafari unmittelbar vor den Toren Dubais. Sich mit Fahrer Eric auf einem vierradgetriebenen Geländewagen von einer Waschbrettpiste durchrütteln zu lassen oder sanft über feinsandige Dünenkämme hinweg zu gleiten, stellt ein intensives und zugleich begeisterndes Naturerlebnis dar. Schon während des Wettlaufs mit den plötzlich aus dem Nichts heraus auftauchenden weißen Gazellen nähert sich die Sonne dem Horizont. Dabei werden die Schatten der mit ihren Beduinenkopftüchern verwegen aussehenden Gestalten auf den Rückbänken immer länger. Der Weg als das Ziel?

Nicht ganz. Denn irgendwo an einer geschützten Stelle steht schon ein Falkner bereit, der auf die in dieser Gegend zum Kult erhobene Falkenjagd neugierig macht. Nur noch eine Handbreit ist die Sonnenscheibe vom Horizont entfernt, sodass sich die Silhouette seines Falken vor ihren sanfter werdenden Strahlen deutlich abhebt. Kaum ist die Lederkappe vor den Augen des zierlichen Wesens entfernt, hebt es sich in Windeseile empor, um mit Zielsicherheit die in die Luft geschleuderte Beuteattrappe mit seinen spitzen Krallen zu erhaschen. Stets mit unglaublichem Erfolg.

Leckerbissen aus dem Erdofen

Genau die richtige Zeit, um nun bei anbrechender Dunkelheit das nahe Beduinenlager aufzusuchen und sich der orientalischen Gastfreundschaft anzuvertrauen. In einem vom aufgehenden Mond und dezent angebrachten Fackeln erleuchteten Areal wie aus 1001 Nacht. Allein die Begrüßung ist ein Ritual: gekühlte Säfte aus Früchten der Umgebung und dazu ein noch warmes hauchdünnes Plättchen aus Beduinenbrot, unmittelbar zuvor aus flüssigem Teig auf einer heißen Metallplatte zubereitet.

Traditionelle Frauenkleidung in Dubai

Schon macht sich eine kühlende Abendbrise bemerkbar, sodass es nun an der Zeit ist, sich auf das vorbereitete Wüstendinner zu konzentrieren, serviert nach Art der Wüstenbewohner in langen schneeweißen Gewändern. Zunächst eine herzhafte Linsensuppe, gefolgt von Leckerbissen aus dem Erdofen, darunter zart gegartes Kamelfleisch und gut gewürzte Hammelkeule. Abschließend noch ein aromatischer Mocca, bevor dicke gemütliche Sitzkissen in die Nähe des Lagerfeuers einladen.

Virtuose Ausgelassenheit

Dort warten dekorative Schischas bereits auf ihren Einsatz, die sogleich mit blubbernden Geräuschen kleine Wölkchen unterschiedlicher Tabakaromen verströmen. So gelingt es mit ihrer Hilfe, die gefürchteten Wüstengeister, die hier nachts ihr Unwesen treiben sollen, vom Lager fernzuhalten. Und dazu die richtige Atmosphäre zu schaffen für ausgelassene Tänze, bei denen, heimischer Tradition folgend, allerdings nicht der Bauchtanz im Mittelpunkt steht.

Vielmehr kreisen in schwungvollen Folgen die langen schwarzen Haare der Tänzerin um ihren Kopf und vermitteln die Stimmung einer virtuosen Ausgelassenheit. Nicht jeder, so ist ringsum zu vernehmen, hätte in dem kleinen Emirat am Persischen Golf eine solche Fülle unterschiedlicher persönlicher Eindrücke erwartet.

 

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Reiseinformationen „Dubai“:

Anreise

Direktflüge, z.B. mit Emirates, ab Frankfurt oder anderen größeren deutschen Flughäfen.

Einreise

Mit einem mindestens noch 6 Monate gültigen Reisepass; Visum nicht erforderlich.

Reisezeit

Ganzjährig; von Mitte Juni bis Anfang September ist allerdings mit hohen Temperaturen zu rechnen.

Reiseveranstalter

FTI: www.fti.de; DSI-Reisen: www.dsi-reisen.de; Dubai-Sonne-Reisen: www.dubai-sonne-reisen.de; Marco Polo: www.marco-polo-reisen.com/Dubai ; Airtours: www.airtours.de

Unterkunft

Empfehlenswert ist das idyllisch gelegene und preislich angemessene Madinat Jumeirah mit Strandlage, Bootsfahrten, Waterpark, Souk, Wellness, Yoga zum Sonnenuntergang am Strand; interesante Sonderangebote; Tel. 00971-43668888, www.jumeirah.com;

Services

Helikopter: www.alphatoursdubai.com; Wüstensafari: www.platinum-heritage.com

Auskunft

Department für Tourismus und Wirtschaftsförderung des Emirats Dubai ( DTCM), Bockenheimer Landstraße 23, 60325 Frankfurt, Tel. 069-710002-0, Fax -34, dtcm_ge@dubaitourism.ae; www.dubaitourism.ae

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