Im klassischen Western gibt es wüste Schießereien und Männer, die um Einfluss und Geld streiten. Viggo Mortensen geht einen anderen Weg. In «The Dead Don’t Hurt» rückt er eine Frau in den Mittelpunkt.

Viggo Mortensen, Vicky Krieps © Marcel Zyskind / Alamode

In der Stadt hat es eine schwere Schießerei gegeben. Mehrere Männer sind tot, der Mörder konnte ungehindert entkommen. Der Sheriff war zu jener Zeit zu Hause auf seiner Farm, um seiner Frau im Todeskampf beizustehen. Jetzt bringt er sie unter die Erde, zahlt seine letzten Schulden zurück, gibt den Sheriff-Stern her und reitet mit seinem kleinen Sohn hinaus in eine ungewisse Zukunft.

Vicky Krieps © Marcel Zyskind / Alamode

Die ersten Minuten dieses neuen Wildwestfilms, der am 8. August in die deutschen Kinos kommt, markieren trefflich den melancholischen Unterton in der schmucklosen Bildgebung und die Bereitschaft zu brutaler Härte, sobald die Männer zum Schießeisen greifen. Man sieht Danny Huston in seiner Lieblingsrolle als korrupter Geschäftsmann und Bürgermeister. Solly McLeod ist Weston Jeffries, ein eiskalter Revolverheld, der alles, was ihm nicht passt, blindlings totmacht. Über allen strahlt mit desillusioniertem Gesicht Viggo Mortensen, der das Drehbuch schrieb, die Produktion stemmte und (zum zweiten Mal) Regie führte; er komponierte sogar die Musik zum Film. Keine Frage, hier hat einer sein Herzblut in ein Projekt gegossen und hält sich dennoch uneitel vor der Kamera zurück. Denn dieser Film, so ließ sich Mortensen im Vorfeld vernehmen, erzählt vor allem die Geschichte einer ganz normalen Frau im amerikanischen Westen in den 1860er-Jahren. Und damit fangen die Probleme dieses Films an.

Amerika, 1860: Kurz vor Beginn des Bürgerkriegs verlieben sich die emanzipierte Frankokanadierin Vivienne Le Coudy (Vicky Krieps) und der dänische Einwanderer Holger Olsen (Viggo Mortensen) ineinander. In einer kleinen Stadt in Nevada wollen sie sich ein gemeinsames Leben aufbauen. Doch als der Krieg ausbricht, beschließt Holger sich freiwillig zu melden. Vivienne ist fortan in dem korrupten Ort auf sich allein gestellt. Neben den Machtspielen des Bürgermeisters Rudolph Schiller (Danny Huston) muss sie sich vor allem gegen die aufdringlichen Avancen des Ranchers Weston Jeffries (Solly McLeod) zur Wehr setzen. Als Holger von der Front zurückkehrt, sind er und Vivienne nicht mehr dieselben. Sie müssen sich neu kennenlernen, um wieder zueinander zu finden. Mit seiner zweiten Regiearbeit nach FALLING aus dem Jahr 2020 ist Hollywoodstar Viggo Mortensen (GREEN BOOK, DER HERR DER RINGE) nach eigenem Drehbuch ein visuell beeindruckender und herausragender Film gelungen, ein überaus ungewöhnlicher Western, der sowohl episch als auch emotional ist, eine tragische Liebesgeschichte, wie auch eine nuancierte Darstellung eines brutalen Konflikts zwischen Rache und Vergebung. Es ist das Porträt einer leidenschaftlichen Frau, die entschlossen ist, in einer unversöhnlichen, von rücksichtslosen Männern beherrschten Welt für sich selbst einzustehen. Vicky Krieps (CORSAGE, DER SEIDENE FADEN) ist großartig in der Hauptrolle, an ihrer Seite ergänzen neben dem brillanten Viggo Mortensen bekannte Namen wie Danny Huston, Garret Dillahunt und Roy McKinnon das erlesene Schauspielerensemble. Seine umjubelte Weltpremiere feierte THE DEAD DON’T HURT beim Toronto International Film.

 

Drehbuch: Viggo Mortensen
Jahr: 2024
Land: Mexiko, Großbritannien, Vereinigte Staaten von Amerika
Genre: Drama, Liebesgeschichte, Western
Besetzung: Vicky Krieps, Viggo Mortensen, Solly McLeod, Garret Dillahunt, Danny Huston
 
Originaltitel: The Dead Don’t Hurt
Kinostart: 08.08.2024

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