Altersdepressionen lassen sich mit Bewegung vermeiden oder lindern

Man on exercise bike with his wife
Auf dem Display des Fahrradergometers können die Trainingszeit, die Umdrehungen pro Minute, die Leistung in Watt und die Pulsfrequenz abgelesen werden. Foto: djd/Biolectra Magnesium/ImageSource

Im Alter kommt es zu Veränderungen im Leben, mit denen viele Menschen hadern. Oft wird der Wechsel vom Beruf in den Ruhestand als belastend erlebt. Auch der Verlust des Partners oder die Angst vor Krankheit können Risikofaktoren für die Entwicklung von Depressionen sein. Wenn sich die Betroffenen immer mehr zurückziehen, verschlimmert sich häufig das Beschwerdebild. Die fehlende Anregung kann zudem auch ein Nachlassen der geistigen und körperlichen Fitness bewirken. Dabei wäre Aktivität gerade jetzt das beste Mittel, die Seele zu unterstützen: Wie eine Studie von Wissenschaftlern der Tübinger Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie ergab, kann sich beispielsweise Radfahren positiv auf die Stimmung auswirken.

Sport macht Muskeln fit

Im Rahmen der Erhebung normalisierte sich bei älteren Menschen mit wiederkehrenden Depressionen durch eine 30-minütige Ausdauerbelastung auf dem Fahrradergometer der Spiegel des Nervenwachstumsfaktors, der für die Depressionsentstehung eine zentrale Rolle spielt. Es konnte eine stabilisierende und stimmungsaufhellende Wirkung festgestellt werden. Das ist vor allem in der dunklen Jahreszeit, wenn durch Lichtmangel depressive Verstimmungen häufiger auftreten, ein guter Grund, um auf den Drahtesel zu steigen. Ungeübte sollten zunächst langsam einsteigen – sonst drohen Überlastungserscheinungen und Muskelkrämpfe, insbesondere wenn der Mineralstoffhaushalt des Körpers nicht im Gleichgewicht ist. Ausgewogen ernähren, viel trinken

Biochemische Wirkung

Dass man sich nach einem Dauerlauf, einer Radtour, Walking oder Wandern meist richtig gut ‚durchlüftet’ und entspannt fühlt, ist eine Binsenweisheit. Die stimmungshebenden Effekte insbesondere von Ausdauersport lassen sich sogar hirnorganisch nachweisen.

  • Zum einen wirkt sich regelmäßiger Ausdauersport ausgleichend auf die im vegetativen Nervensystem als Gegenspieler auftretenden Sympathikus und Parasympathikus aus: Der Sympathikus beruhigt sich und zeigt weniger Stressreaktionen wie Herzklopfen und hoher Blutdruck, während der Parasympathikus aktiver wird und die Körperfunktionen anregt. Durch dieses komplexe Zusammenspiel kommt der Körper in eine günstige Balance. Er wird stabiler und ruht mehr in sich gegenüber Situationen, die ansonsten übermäßig Angst und Stress machten.
  • Zum anderen harmonisiert sich die Produktion des Stresshormons Kortisol sowie der Gehirnbotenstoffe Dopamin (auch als „Glückshormon“ bekannt) und Serotonin, dessen Mangel oft mit einer Depression einhergeht.

Insgesamt ist erwiesen, dass regelmäßiger Ausdauersport die Kapazität von Körper und Seele erhöht, sich gegen psychischen Stress zu wappnen. Das tut er, indem er positiven Stress durch sportliche Belastungsreize selbststärkend verarbeitet. In der Folge hat er dann auch gegenüber anderen Belastungsreizen mehr entgegenzusetzen.

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Um in der kalten Jahreszeit so dem Radsport frönen zu können, muss man sich schon in südliche Gefilde begeben. Foto: djd/Biolectra Magnesium/ImageSource

Psycho-Soziale Wirkung

Die seelische und soziale Wirkung von Sport hängt eng mit den biochemischen Effekten von Ausdauersport zusammen. Sportliche Aktivitäten

  • lassen den Körper wieder etwas Positives spüren und steigern so das Zutrauen in die eigene Leistungsfähigkeit – ein durchaus gewichtiges Argument gegen die negative Selbstbewertung.
  • locken depressive Menschen in die Außenwelt, lenken von unentwegten Selbstgesprächen ab und bieten die Chance, sich mit anderen Sportaktiven zu vernetzen – was die Verbindlichkeit der Treffen und damit die Nachhaltigkeit der gesundheitlichen Wirkung erhöht.

Sepp Spiegl (Quelle: www.djd.de)

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