Michel Blanc, Julia Piaton © ADNP – Zinc – France 3 Cinéma – Photo Stéphanie Branchu

Die französische Regisseurin Mélanie Auffret erzählt von einer aufopferungsvollen Lehrerin und ihrem aufbrausenden, längst ins Rentenalter gekommenen Schüler. Ihre Komödie greift dringliche gesellschaftliche Probleme wie Analphabetismus und Landflucht auf, ohne die gute Laune zu verlieren.

Kaum jemand mag sich vorstellen, wie es sich in unserer von Schriftzeichen nur so wimmelnden Zeit anfühlt, nicht lesen und schreiben zu können. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, selbst in ländlichen Gegenden wie dem bretonischen Dorf Kerguen, einer Gemeinde von 400 Einwohnern. Hier staunt die Bürgermeisterin und Lehrerin Alice (Julia Piaton) nicht schlecht, als der 65-jährige Choleriker Émile (Michel Blanc) in ihre jahrgangsübergreifende Dorfschulklasse stapft. Er setzt sich genau in die Bank, die er als Kind letztmals gedrückt hatte, damals allerdings mit mäßigem Erfolg. Die restlichen zehn Schülerinnen und Schüler sind aus dem Häuschen, nicht nur wegen der willkommenen Überraschung, sondern auch, weil Émile kein Blatt vor den Mund nimmt und seinen Sitznachbarn sogleich als „Klugscheißer“ tituliert. Aber was noch schlimmer ist: Plötzlich soll die Schule geschlossen werden – ein existenzielles Problem nicht nur für Alice, sondern das gesamte Dorf. Also tun sich alle zusammen und versuchen so, das Schlimmste noch einmal abzuwenden.

Michel Blanc © ADNP – Zinc – France 3 Cinéma – Photo Stéphanie Branchu

„Es sind die kleinen Dinge“ (im Original „Les petites victoires“) ist ein Feelgood-Movie mit viel Einfühlungsvermögen und ohne Kitsch. Regisseurin Mélanie Auffret bettet Gesellschaftsthemen wie das langsame Sterben von Dörfern und Analphabetismus in eine charmante und unterhaltsame Komödie ein. In Frankreich lockte der Film knapp eine Million Zuschauer an. Ohne erhobenen Zeigefinger greift Auffret ernste Themen auf, die für das Kino eher ungewöhnlich sind. 

Besetzt hat die 32-jährige Regisseurin die Hauptrollen mit dem populären französischen Schauspieler Michel Blanc („Sie sind ein schöner Mann“) und Julia Piaton. Beide sind durch Komödien bekannt geworden. Blanc ist hier in die Rolle des schroffen Emile geschlüpft, Piaton („Monsieur Claude und seine Töchter“) in die der immer hilfsbereiten und aufopfernden Alice. 

Auffret spielt treffend mit den charakterlichen Gegensätzen und dem Generationsunterschied zwischen den beiden Hauptfiguren. Ebenso mit dem Altersunterschied zwischen Emile und den Schülern. Der 65-Jährige raucht in der Pause Zigaretten, schimpft und flucht, fügt sich nur schwer in die Klassenordnung ein. Die Erst- bis Viertklässler nehmen ihn mit Misstrauen auf. Doch bald schon entstehen unerwartete Freundschaften und eine ungeahnte Solidarität. Als der Schule wegen zu wenig Schülern die Schließung droht, hat Emile einen Plan. Es ist der zweite Langfilm der Regisseurin. Er spielt in der Bretagne, ihrer Heimatgegend – so wie „Roxane“, der die Geschichte eines Eierproduzenten erzählt, der seinen Hühnern Passagen aus dem Klassiker „Cyrano de Bergerac“ vorträgt.

 

  • Kinostart: 18.04.2024
  • Dauer: 89 Min
  • Genre: Komödie
  • FSK: ab 12
  • Produktionsland: Frankreich
  • Filmverleih: 24 Bilder
Regisseur: Mélanie Auffret
Darsteller:
  • Julia Piaton,
  • Michel Blanc,
  • Lionel Abelanski,
  • Marie Bunel

 

 

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