Trotz des Titels ist diese liebenswerte französische Komödie kein Tanzfilm, sondern vor allem in der zweiten Hälfte eher eine Vater-Tochter-Geschicht.
Nachbarin Fanny (Marie-Philomène Nga) bringt Tony (Franck Dubosc) ein wenig Rumba bei – sonst landet er nicht in dem Tanzkurs, den seine Tochter leitet, die ihn noch nie gesehen hat. Foto: Neue Visionen/Arnaud Borrel

Mittfünfziger Tony (Franck Dubosc) ist ein einsamer Wolf wie er im Buche steht: Morgens tingelt er als lässig rauchender Schulbusfahrer durch das Pariser Umland, abends träumt er von der großen Freiheit im fernen Amerika. Nachdem ihm ein Herzinfarkt die Vergänglichkeit des Lebens bewusst macht, beschließt der mürrische Einzelgänger, seine Tochter Maria (Louna Espinosa) aufzusuchen, die in Paris als Tanzlehrerin arbeitet und deren Mutter er vor Marias Geburt sitzen ließ. Tony möchte seiner Tochter näher kommen, scheut sich aber, sich zu erkennen zu geben. So meldet er sich unter falschem Namen zum Rumba-Kurs an. Doch Maria nimmt in ihren Kurs nicht jeden auf. Talent ist gefragt! Mit seiner Nachbarin Fanny (Marie-Philoméne Nga) trainiert Tony Tag und Nacht Hüftschwünge, Leidenschaftsposen und Cha-Cha-Rhythmen und ergattert sich einen Platz in Marias Rumba-Klasse. Doch lässt sich die jahrelange väterliche Abwesenheit so einfach wegtanzen?

Louna Espinosa und Franck Dubosc © Neue Visionen/Arnaud Borrel

Dramaturgisch ist Die Rumba-Therapie zweifellos formelhaft – von der Etablierung der Lebenssituation eines überzeugten Einzelgängers über die allmählichen Schritte einer charakterlichen Entwicklung, ausgelöst durch eine gesundheitliche Krise, bis hin zur finalen Reifeprüfung. Dem Werk gelingt es aber, den Figuren und dem Umfeld Tiefe zu verleihen, was nicht zuletzt den Nebenplots zu verdanken ist. Wenn Tony mit den Kindern im Schulbus interagiert oder wenn er einen Einblick in den Alltag seiner Nachbarin erhält, die als Lehrerin tätig ist, zeigt der Film einen charmanten Humor. Obendrein nimmt er das Tanzen bei aller Skepsis, die der Protagonist anfänglich dagegen hegt, als emotionalen Ausdruck ernst – bis hin zur schönen Schlusssequenz, in der Tony in einem ganz persönlichen Vater-Tochter-Moment demonstrieren darf, was er von Maria gelernt hat.

Mit DIE RUMBA-THERAPIE verschafft Regisseur Franck Dubosc nicht nur dem Skandal-Autor Michel Houellebecq in der Gastrolle eines kardiologisch geschulten Schamanen einen unvergesslichen Kino-Auftritt. In seinem Film gelingt es ihm, die Lebensfreude lateinamerikanischer Tänze vom Parkett auf die große Leinwand zu bringen. Feurige Rhythmen und absurd-französischer Humor garantieren beste Unterhaltung in dieser opulenten und äußerst tanzbaren Feelgood-Komödie über das Glück der Verantwortung und die Hoffnung auf ein Happy End.

 

PRODUKTION: FRANKREICH 2022
LÄNGE: 102 Min
REGIE: Franck Dubosc
BESETZUNG: Louna Espinosa, Jean-Pierre Darroussin, Catherine Jacob, Marie-Philomène Nga
FSK 6

 

 

 

 

 

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