Filmtipp: Loro – Die Verführten
Ein Film von Paolo Sorrentino
Loro: Meisterregisseur Paolo Sorrentino porträtiert die italienische Gesellschaft unter Silvio Berlusconi als finsteres Schlangennest voller Gier und Korruption.
Italien. Jeder korrumpiert jeden, und alles kreist um den ewig gutgelaunten Cavaliere: Silvio Berlusconi, der geniale Traum-Verkäufer eines Paradieses, das er hemmungslos vorlebt. Als skrupelloser Immobilienverkäufer hat er es vom Schnulzensänger zum Multimilliardär, Medienzar, umjubelten Volkstribun und mächtigsten Mann des Landes gebracht. Jetzt will sich jeder seinen versprochenen Anteil schnappen, angetrieben von maßloser Gier nach Reichtum und Beifall, rauschafter Entgrenzung, und ewiger Jugend: Sergio, der kleine Zuhälter aus der apulischen Provinz mit seiner schönen Helfershelferin Tamara ebenso wie die Politgreise Roms, die es nicht lassen können, sich hinter seinem Rücken zur Macht durchzustechen.
In Wahrheit brütet der Cavaliere mit dem perückenhaft gefärbten Haar einsam auf seiner gigantischen Sommerresidenz in Sardinien. Abgewählt, ausgebrannt, zahn- und ratlos, verfolgt von zahllosen Anlagen. Seine Frau Veronica hat seine billigen Tricks längst durchschaut und will nur noch ihre Würde zurück. Als er jedoch von den Intrigen gegen ihn erfährt, erwacht sein genialer Verkäuferinstinkt zu neuem Leben. Er weiß wie kein Zweiter, wie die Gierigen und Dekadenten, die Eitlen wie die Verzagten sich verführen und kaufen lassen. Während es Sergio mithilfe Dutzender seiner nackten, zugekoksten Mädchen endlich gelingt, sich Zugang zu seinem Anwesen zu verschaffen, macht sich Silvio Berlusconi wie magisch verjüngt daran, die Macht erneut an sich zu reißen.
Mit einem Star-Ensemble und Créme de la Créme der italienischen Schauspielkunst verknüpft der große Lyriker des Gegenwartskinos – Oscar-Preisträger Paolo Sorrentino (LA GRANDE BELLEZZA, EWIGE JUGEND, IL DIVO) – seine paradigmatischen Charaktere mit beißender Komik zu einem bildmächtigen, schönheitstrunkenen und zugleich abgrundtief verzweifelten Fresko unserer Existenz. Ein episch wilder, anrührender Schlussgesang auf unsere vor der eigenen Sterblichkeit zitternden Epoche der grenzenlosen Begierden, der trotz allem nicht abrechnen will, sondern, jeden Zynismus hinter sich lassend, uns voller Wärme und Zärtlichkeit eine Geschichte der Liebe erzählt.
„Loro“ — Hintergründe
Nachdem sich Paolo Sorrentino mit den beiden Filmen „Il Divo“ und „La Grande Bellezza – Die große Schönheit“ als kritische Stimme des italienischen Kinos etabliert hat, überrascht der Regisseur mit einem eigenwilligen Blick auf den viermaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Der Titel „Loro“, der auf übersetzt so viel wie „Sie“ bedeutet, spielt bereits darauf an, dass Berlusconi zwar im Zentrum des Filmes steht, es darin viel mehr aber um die vielen Nutznießer und Weggefährten geht, die sich von der Macht haben korrumpieren lassen.
Ausgehend von Berlusconi zeichnet Sorrentino nach, wie Gier und Korruption die italienische Gesellschaft vergiftet haben. Der Ministerpräsident wird dabei von Sorrentinos Stammdarsteller Toni Servillo („Viva la libertà„) gespielt, der in einer Doppelrolle außerdem als Geschäftsmann Ennio Doris zu sehen ist. Von der internationalen Presse wurde „Loro“, obwohl der Film im Ausland aufgrund der langen Laufzeit zweigeteilt wurde, sehr positiv aufgenommen. Ob „Loro“ auch in Deutschland als Zweiteiler erscheint, ist noch unklar.
Ab 15. November 2018 im Kino
Dauer157 Min
Genre Komödie
FSK ab 12
Produktionsjahr 2018
Produktionsland Italien
Filmverleih DCM