Rezension von Dr. Aide Rehbaum

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Peter Kuhlbrodt: Einer von drei Männern kehrte nur zurück

Der Historiker und Archivar Kuhlbrodt hat mit seinem Buch einen wertvollen Beitrag zur Geschichte des Nordthüringer Raums vorgelegt. Zwar wurde seine Arbeit erheblich dadurch erleichtert, dass das Nationalarchiv in Den Haag die Schiffssoldbücher der Ostindischen Companie online zugänglich gemacht hat, aber auch so ist genug akribische Detailarbeit notwendig, um die verfügbaren Daten zu verifizieren. Selbstverständlich wurden alle einschlägigen Werke zum Thema herangezogen.

Im 17.-18. Jh. wurden sowohl die Personennamen, als auch die Herkunftsangaben rein nach niederländischem Gehör verzeichnet. Man muss also bei der Suche sämtliche möglichen Varianten der Schreibweise berücksichtigen, dann noch gleichlautende Ortsnamen eliminieren. Es bleibt einem dann nichts Anderes übrig, als die Namen in den Kirchenbüchern zu suchen. Ausreisende haben manchmal den Geburtsort, manchmal auch nur den letzten Aufenthaltsort angegeben. Die meisten fuhren in militärischer Funktion nach Batavia, aber auch Ceylon und China kommen als Ziele vor.

Nach Verifizierung hat Kuhlbrodt 286 Namen auf seiner Liste. Die Überlebensquote lag im 18. Jh. deutlich unter 30 Prozent. Wirklich plastisch macht Kuhlbrodt die Schicksale durch überlieferte Tagebücher oder nachträglich verfasste Erlebnisberichte, die die Zeitläufe überstanden haben. Eigentlich mussten Aufzeichnungen nach der Rückkehr abgeliefert werden, weil sich die Kompanie auch Sorgen um ihren guten Ruf machte. Sie brauchte schließlich Nachschub an Menschen. Aber die Kapitäne verstanden wohl kein Deutsch bzw. konnten die Schrift nicht lesen und beurteilten die Papiere falsch. So freuen wir uns über Schilderungen des Alltags, der Strapazen in der Fremde und auf den Schiffen. Kuhlbrodt untersucht die Motive, so sie sich rekonstruieren lassen, hat ausgiebig zitiert und ein Verzeichnis aller Namen mit Funktion, Reisedauer, Schiffsname und Ausgang der Fahrt angehängt, eine wertvolle Materialsammlung auch für Familienforscher. Ähnliches wäre wünschenswert auch für andere deutsche Regionen.

 

Peter Kuhlbrodt wurde am 18. Mai 1941 geboren und war seit 1965 in Nordhausen als Lehrer in den Fächern Deutsch, Latein und Geschichte tätig. Er promovierte in Leipzig im Fach Geschichte von 1978 bis 1981 und von 1986 bis 1989. Von 1989 bis 1990 leitete Dr. Kuhlbrodt die Gedenkstätte Mittelbau-Dora und seit 1990 das Nordhäuser Stadtarchiv. Seit 2006 lebt er als Rentner in Nordhausen.

 

          Atelier Veit | Verlag

  • 1. Auflage 2017, 175 Seiten, 49 Abbildungen
  • Erscheinungsdatum: Mai 2017
  • Fadenbindung
  • ISBN: 978-3-930558-32-2
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