Der weiße Diamant von Alba
Von Sepp Spiegl

Alljährlich im Herbst ist der kleine, im Norden Italiens gelegene, Ort Alba ein Wallfahrtzentrum für eine besondere Art von Pilgern. Vom 7.Oktober bis 26.November fallen ungezählte Gourmets aus allen Teilen der Erde in die spätmittelalterlich geprägte Stadt ein. Anlass ist der Weltmarkt für Weiße-Alba-Trüffel. Es ist die weltweit größte Messe für Trüffel aus der piemontesischen Hügellandschaft Langhe, Roero und Monferrato. Die Schau lockt jährlich mehr als 600.000 Feinschmecker und sonstige Neugierige in diese Provinz und ist damit eine der wichtigsten wirtschaftlichen Faktoren der Region.
Weltweit größte Messe
Während dieser, über acht Wochen gehenden, Messe wird einzig und allein dem Kult um die Trüffel gehuldigt: Roh gehobelt über Pasta und Spiegelei, konserviert in Gläschen, eingebaut in getrocknete Nudeln oder zusammen mit Reis, innig verbunden mit Käse oder Honig, auch in Schokolade oder zusammen mit Haselnüssen, ebenso mit Salz und anderen Gewürzen sowie in Gebäck – alles geht mit der kleinen Knolle, deren Duft jeden einnimmt, der einmal ausprobiert hat, welcher Geschmack sich darin verbirgt und dann sein Leben lang nicht mehr davon lassen mag.

Schon am Eingang des Messezeltes empfängt den Besucher der betörende Duft der Pilzknolle, und er kann die ganze Pracht unter Glasvitrinen der Händler bestaunen. Wenn man Glück hat, öffnet ein Händler mal seine Vitrine und lässt einem den aufregenden Duft schnuppern. Um die Qualität der Ware zu garantieren, überprüft eine Kommission sämtliche Funde, bevor sie zum Verkauf zugelassen werden. Alle Trüffel über 10 Gramm werden in nummerierten Säckchen verkauft. Das ist eine Garantie für den Verbraucher, sollte er mit der Qualität nicht zufrieden sein und den Trüffel umtauschen wollen.
Paradies für Schlemmer
Im Messezelt bieten vor allem lokale Produzenten an zahlreichen Ständen alles an, was sich auch nur annäherungsweise mit Trüffeln verbinden lässt: Pasta, Honig, Käse, allerhand Süßigkeiten und Gebäck. Dazu Salami, eingelegte Antipasti, aber auch Wein und Grappa oder frische sowie getrocknete Steinpilze, ja sogar ein wenig Kunsthandwerk und Naturkosmetik. Überall kann der Besucher probieren und damit italienisch schlemmen.
Das „Erdjuwel“ steht zudem im Mittelpunkt eines reichhaltigen Veranstaltungsprogramms. Es gibt zahlreiche „Show-Cooking-Events“ mit Spitzenköchen und der Verkostung von Trüffelgerichten. Darüber hinaus sorgt ein buntes Rahmenangebot mit Ausstellungen, Folklore und Konzerten für Abwechslung. Einige Veranstaltungen finden in der Altstadt von Alba statt.
Edles und teures Essvergnügen

Der Trüffel ist der teuerste Speisepilz: ein Kilogramm weiße Trüffel kostet bis zu 9.000, in Japan sogar bis 15.000 Euro. Allerdings variiert der Preis stark. Zum einen ist dies abhängig vom Vorkommen und der Nachfrage. Je nach Witterung und Klima gibt es „bessere“ und „schlechtere“ Jahre. Die Größe und Form der Knollen hat ebenfalls Einfluss auf den Preis: Eine runde Trüffel besitzt im Verhältnis zum Volumen weniger Oberfläche als eine anders geformte. Eine „normale Portion“ Trüffel für zwei Personen (ca. 20–25 Gramm) kostet ungefähr 40–60 Euro.
Teurer als Gold

Weiße Trüffel sind manchmal mit Gold nicht aufzuwiegen. So wurde im Jahr 2007 ein gigantischer weißer Trüffel mit einem Gewicht von 1, 5 Kilogramm und einem Aussehen, das sehr an ein menschliches Gehirn erinnerte auf einer Auktion versteigert. Der Gewinner der Auktion war Casino-Mogul vobn Macao, Stanley Ho, der das monumentale Gewächse für sage und schreibe 330.000 US-Dollar ersteigerte und damit andere Bieter wie Damien Hirst und Scheich Mansoor Bin Zayed al Nahyan aus Abu Dhabi überbot. Es geht das Gerücht, dass Stanley Ho den Trüffel am selben Abend mit seinen 200 besten Freunden verspeisen wollte, aber leider zur eigenen Party krank war. Trüffel dieser Größe sind äußerst selten. Der 1,5 Kilogramm Trüffel von 2007 wird in der Größe nur von einem im Jahr 1954 gefundenen Exemplar mit einem Gewicht von 2,5 Kilogramm überboten, das damals noch US-Präsident Dwight D. Eisenhower präsentieren durfte.
Schon der französische Schriftsteller Jean-Louis Vaudoyer (1883 – 1963) unterschied zwei Charaktere von Menschen die Trüffel genießen: „Solche, die glauben, Trüffeln seien gut, weil sie so teuer sind, und solche, die wissen, daß sie so teuer sind, weil sie so gut sind.“
Weltmarkt für Weiße Alba-Trüffel:
8. Oktober – 27. November, jeden Samstag und Sonntag
Sonderöffnung: 31. Oktober, 1. November
Samstag und Sonntag: 9.30 – 20.00 Uhr
Eintritt Trüffelmarkt und AlbaQualità: kostenpflichtig
Eintritt: 3 €
Reduzierter Eintritt für Gruppen über 30 Personen: 2,50€
Kinder bis 15 Jahre: GRATIS
Weinregion – Piemont

Nicht weit von Alba entfernt, liegt der kleine Ort San Rocco Seno d’Elvio. Hier liegt das Weingut der Familie Adriano. In den 80er Jahren übernahmen die Brüder Marco und Vittorio den Betrieb von ihren Eltern Giuseppe und Teresa Adriano. Sie verbesserten die Produktion und expantierten auf internationalen Märkte.
Heute produziert das kleine Gut auf 27 Hektar insgesamt 160.000 Flaschen pro Jahr. Davon sind 80 Prozent Rot- und 20 Prozent Weißweine. Die Preisspanne liegt von EUR 6,- (Dolcetto simple) bis EUR 20,- (Barbaresco Riserva).
Das Weingut ist auf das Modernste eingerichtet: Edelstahltanks für die Gärung und Lagerung, Eichenfass-Verfeinerungsbereich im mittleren Alter und eine Abfüll- und Verpackungsanlage. Eine umweltfreundliche Photovoltaikanlage produziert den Strom für das Unternehmen. Darüber hinaus reinigt eine innovative Phyto-Kläranlage das Abwasser des Kellers.
Die Liebe zu unserem Gebiet

Familie Adriano freut sich immer, Wein-Enthusiasten zu bewirten. Bei Verkostungen und Führungen im Keller bringen sie den Besuchern die Vielfalt ihres Weines näher. Besonders gerne organisieren sie Ausflüge in die Weinberge der berühmten Weine Barbaresco und Barolo. Das sind zwei der bedeutendsten Rotweine Italiens und gehören zu den wenigen in der Welt, die nur aus einer einzigen Rebsorte gewonnen werden: der Nebbiolo. Die Nebbiolo-Traube ist eine alte, einheimische Sorte, die wahrscheinlich aus dem Aosta-Tal stammt und heute praktisch nur im Piemont angebaut wird.
Die Weinberge von Barbaresco beginnen schon an den nordöstlichen Ausläufern des Stadtgebiets von Alba und ziehen sich über das Gebiet von drei Gemeinden hin: Treiso, Neive und Barbaresco. Es ist ein noch kleineres Anbaugebiet als das von Barolo. Mehr als 2,5 Millionen Flaschen werden praktisch nie erzeugt. Die Barbaresco-Weine werden traditionell in großen, alten Fässern aus slawonischer Eiche ausgebaut, in denen sie mindestens ein Jahr reifen müssen, bevor sie nach zwei Jahren verkauft werden dürfen.
Fazit: Das Weingut Adriano ist ein kleiner Geheimtipp, ein Familienbetrieb, wo man merkt, dass mit viel Liebe ein exellenter Wein produziert wird.
Anschrift:
Adriano
Marco und Vittorio
San Rocco Seno d’Elvio
13A – 12051 Alba
Tel.: 0039 173.362294
Mail: info@adrianovini.it
Web: www.adrianovini.it
Besuchszeiten:
Montag bis Samstag – Vormittag 10.00 – 12.30
Nachmittag 14.30 – 18.00 Uhr
Sonntag: 10.00 -12.30 Uhr