© Karin Friedrich

Hochschulabsolventen stellen sich spätestens mit ihrem Abschluss die Frage: Was kommt danach? Neben dem klassischen Einstieg in die Erwerbstätigkeit als Angestellter kommt dafür immer häufiger die Gründung eines Unternehmens in Betracht, eines Start-Up. Übersehen wird jedoch oft eine weitere sehr gute Option – die Unternehmernachfolge.

Absolventen sind Unternehmer

Studenten zeigen schon während ihres Studiums unternehmerische Eigenschaften. Spätestens im Rahmen der Abschlussarbeiten werden oft innovative Verfahren, Produkte oder Dienstleistungen entwickelt, die eine Grundlage für eine Unternehmensgründung (Start-Up) mit hohem Wachstumspotenzial darstellen. Dennoch zeigen Zahlen, dass nur ein sehr kleiner Teil dieser Gründungen langfristig existiert. Grund dafür ist in der Regel vor allem mangelndes Vertrauen bzw. eine zu niedrige Kapitalausstattung, die die Dauer einer Weiterentwicklung der Innovationen bis zur Marktreife und/oder die Dauer zur Erzielung des notwendigen Bekanntheitsgrads der Innovationen nicht hinreichend berücksichtigen. Zudem fehlt es an der Erkenntnis, dass Gründer auch während dieses Zeitraums von dem betriebswirtschaftlichen Überschuss angemessen leben müssen. Je nach Produkt, Dienstleistung und Branche kann die Weiterentwicklung sogar länger als drei bis fünf Jahre dauern.

Etablierten Unternehmen fehlen geeignete Nachfolger

Die Wenigsten werden als geeignete Fach- und Führungskr.fte geboren. Die Entwicklung einschlägiger Eigenschaften durch das Bildungssystem ist in den vergangenen Jahren besser, aber bei weitem noch nicht hinreichend vorgenommen worden. Auch dies ist ein Grund für das unzulängliche Vertrauen in den Erfolg von Innovationen im Zeitalter zunehmender Baselkriterien.
Folge: Inhaber von nachhaltig erfolgreichen Klein- und Mittelbetrieben (KMU) finden keine Nachfolger für ihre Betriebe, da auch eine familieninterne Nachfolgelösung immer seltener in Betracht kommt. Etablierte KMU zeichnen sich jedoch oft durch eine sehr hohe Innovationskraft, Flexibilität sowie vernünftiges bzw. nachhaltiges Wirtschaften aus. Einige dieser Unternehmen haben es bis zum Hidden Champion geschafft. Aufgrund fehlender Nachfolger müssen solche Betriebe dennoch zum Teil liquidiert oder sogar im Rahmen einer Insolvenz abgewickelt werden. Beides führt zur Vernichtung von Arbeitsplätzen in dem für den Standort Deutschland vor allem wegen der gelebten Nachhaltigkeit systemrelevanten Mittelstand. Dies möchten die Unternehmensinhaber schon aufgrund gelebter Verantwortung mit regionalem Bezug in der Regel vermeiden.

Gründer übernimmt etabliertes Unternehmen

Einen Ansatz zur Lösung dieser Situation liegt in der Übernahme von KMU durch Start-Up-Gründer. Voraussetzung dafür ist, dass die Start-Up-Geschäftsidee ausgereift ist und eine strategische Ergänzung/Weiterentwicklung des Geschäftsmodells des zu übernehmenden Betriebes darstellen kann (Spin-off). Mit einer solchen geplanten Übernahme zu einem angemessenen Preis kann der Start-Up-Gründer seine Ideen in die Marktumsetzung bringen und gleichzeitig mit den bestehenden Kundenumsätzen (Grundumsatz) des KMU weitere Erträge erzielen.

Chancen und Risiken

Diese Art der Unternehmernachfolge ermöglicht dem Gründer einen risikominimierteren Fortgang seiner Start-Up-Idee. Gleichzeitig wird der übernommene KMU strategisch weiterentwickelt und hat eine bessere Chance auf eine erfolgreiche Zukunft. Die größten Unwägbarkeiten liegen in den menschlichen Befindlichkeiten und Grundwerten. Im Idealfall treffen zwei Unternehmer-Charaktere (Alpha-Tierchen) aufeinander, die nur dann gute Lösungen finden können, wenn sie sich vertrauensvoll begegnen.

Zusammenfassung:

Die Aufnahme einer Start-Up-Unternehmerschaft in Verbindung mit einer Nachfolgeregelung stellt eine sehr gute Chance im Sinne eines für die Beteiligten erheblichen Mehrwertes dar. Falls sich die Protagonisten gut verstehen und gemeinsam das Vorhaben wollen, werden stets gute Lösungen gefunden. Im Ergebnis kann sich der Gründer mit seiner Geschäftsidee verwirklichen und das unternehmerische Risiko einer Neugründung minimieren. Der Altinhaber erlebt eine erfolgreiche Weiterführung seines Lebenswerkes und erfährt in der Regel auch von den Mitarbeitern eine hohe Anerkennung durch sein Bemühen um den Erhalt der Arbeitsplätze.

 

Der Autor: Bernd Friedrich, Jahrgang 1966, studierte Wirtschaftsingenieurwesen (Maschinenbau) an der TH/TU Darmstadt und TU Berlin. Er wirkte 18 Jahre lang in Personalabteilungen von technischen Unternehmen. Seit 2012 berät er Inhaber von technischen KMU beim Nachfolgeprozess.

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