Charlotte Gainsbourg © Pyramide Distribution

Paris, 1981: Kurz nach der Wahl von Francois Mitterand zum vierten Staatspräsidenten der Fünften Französischen Republik befindet sich das Land in einem Freudentaumel. Mit dem Sozialisten als Staatsoberhaupt scheint es vielen Franzosen und Französinnen so, als ob nun ein neuer, frischerer und positiverer Wind im Land wehen würde. Mit Originalaufnahmen aus dieser Zeit beginnt Mikhaël Hers’ Film „The Passengers of the Night“. Es ist freilich einer der wenigen Bezüge zur politischen wie gesellschaftlichen Lage im Land, vielmehr beschäftigt sich der Film mit den Binnenverhältnissen einer Familie, die sich wie ihr Heimatland in einer Phase des Wandels und des Umbruchs befindet.

Das Zentrum dieser Familie ist die Mutter Elisabeth (Charlotte Gainsbourg), die gerade erst eine Scheidung hinter sich gebracht und eine Brustkrebserkrankung überstanden hat. Gemeinsam mit ihren beiden Kindern wohnt sie in einer großzügigen Wohnung in einem Hochhaus mit einem atemberaubenden Ausblick über Paris, die beinahe wie ein Nest anmutet, so schwindelerregend hoch ist sie mit ihren großen Glasfronten. 

Ophelia Kolb, Charlotte Gainsbourg, Noée Abita © Pyramide Distribution

Elisabeth (Charlotte Gainsbourg), die von ihrem Mann verlassen wurde, ist allein für das tägliche Leben ihrer beiden Teenager Matthias (Quito Rayon Richter) und Judith (Megan Northam) verantwortlich. Sie bekommt einen Job in einer nächtlichen Radiosendung und lernt Talulah (Noée Abita) kennen, eine junge, arbeitslose Außenseiterin, die sie unter ihre Fittiche nimmt. Judith studiert und geht zur Armee, Matthias verliebt sich in Talulah und träumt davon, Schriftsteller zu werden. Elisabeth findet ihren eigenen Weg, vielleicht zum ersten Mal. Sie alle lieben sich, kämpfen miteinander… beginnt ihr Leben neu?

„Passagiere der Nacht“ ist ein schöner kleiner und doch großer Film. Einer, der seine Geschichte erst nach und nach entwickelt. Und eigentlich sind es, wie in der Radiosendung auch, mehrere Geschichten. Zuvorderst die zweier ganz unterschiedlicher Frauen, der Alleinerziehenden und der Streunenden.

Didier Sandre, Charlotte Gainsbourg, Noée Abita © Pyramide Distribution

Als Elisabeth noch glaubt, dass ihre Familie zerbricht, erlebt Talulah hier eine Wärme und Zugehörigkeit, wie sie sie nie gekannt hat. Es ist aber auch die Geschichte des 16-jährigen Sohns Matthias (Quito Rayon Richter), der Poet werden will, der sich in Talulah verliebt. Zarte Gefühle, die das fragile Idyll indes gleich wieder belasten.

Der Film von Mikhaël Hers („Mein Leben mit Amanda“) ist wie ein langer, ruhiger Fluss, der ganz von einzelnen Szenen und Stimmungen, Emotionen und Enthüllungen lebt, immer wieder untermalt und unterbrochen von nostalgischen Fahrten durch die Stadt, mit körnigen Amateuraufnahmen aus den 80er-Jahren, in denen er auch spielt.

Für Regisseur und Drehbuchautor Mikhaël Hers ist Passagiere der Nacht der siebte realisierte Spielfilm. Er schrieb das Skript wie auch bei seinem vorangegangenen preisgekrönten Film Mein Leben mit Amanda (2018) gemeinsam mit Maud Ameline. Auch arbeitete Hers erneut mit Kameramann Sébastien Buchmann, Filmeditor Marion Monnier und Filmkomponist Anton Sanko zusammen. Die Hauptrollen wurden mit Charlotte Gainsbourg und Noée Abita besetzt, mit denen der Filmemacher zum ersten Mal drehte.

Produziert wurde der Film von Pierre Guyard für Nord-Ouest Films. Er hatte neben Mein Leben mit Amanda auch Hers Film Dieses Sommergefühl (2015) in gleicher Position betreut. Als Koproduzent trat Arte France Cinéma in Erscheinung. Weiterhin wurde das Projekt von der Region Normandie, sowie von den SOFICA-Unternehmen Cinémage, Cofimage, Cinéventure, La Banque Postale Image, SG Image, Cinecap und Palatine Etoile unterstützt. Die Produktionskosten werden mit 4,3 Mio. Euro angegeben

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