Rezension von Dr. Aide Rehbaum
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Frank Salewski: Der Tag, an dem der Schmetterling starb

In einem süddeutschen Kleinverlag, der seit 1995 u,a. Erstlingsautoren und ausgefallenen Neuauflagen eine Plattform bietet, hat der hauptberufliche Lehrer Salewski mit diesem Roman wieder einen Text veröffentlicht, der auf historischen Grundlagen basiert.

Die Dialoge von Prolog und Epilog sollen wohl beispielhaft die Erziehung eines Jungen illustrieren, der später im KZ Dachau an Menschen experimentiert. Protagonisten sind Dr. Rasmus, (alias Dr. Frank Smith) Arzt am Luftfahrtforschungsinstitut der Luftwaffe, und sein Kollege und „Versuchsobjekt“ Dr. Levi Goldblum.

Ein zweiter Handlungsstrang schildert im Nachkriegsdeutschland die Suche der Joint Intelligence Objectives Agency nach Dr. Rasmus. Dabei erfährt der Leser etwas über die Rivalitäten innerhalb dieser Einheit des Militärs. Nicht alle Beteiligten sind auf demselben Kenntnisstand über Sinn und Zweck dieser Suche. Besonders engagiert ist Dr. Lydia Fisher, die glaubt, es ginge darum, spezielle Nazis zur Rechenschaft zu ziehen. Da sie nicht locker lässt und erfolgreich scheint, wird sie beruflich kalt gestellt.

Denn in Wirklichkeit geht es darum, das Wissen spezieller Wissenschaftler zu nutzen, um die Sowjets zu übertrumpfen. Wie auch im wahren Fall von Wernher von Braun, der nur erwähnt wird, spielten die Amerikaner ein doppeltes Spiel. Für jeden sichtbar führten sie Verbrecher einem Gericht zu. Aber wenn es ihnen nutzte und im Geheimen, dann schaute man großzügig über Gerechtigkeit und Moral hinweg, gab dem Betreffenden eine neue Identität und machte ihn zum Nationalhelden. Dr. Fisher muss Wahrheit und Glück abwägen.

Verschieden lange Passagen mehrerer Zeitstränge wechseln sich ab, jeweils nur mit Datum und Schauplatz überschrieben. Manche Textstücke bestehen nur aus Dialog, dann wieder nur aus einem Brief oder Tagebuchzitat. Die üblichen Werkzeuge eines Romans werden hier nicht angewandt, die Sinne wenig angesprochen und auch mit der metaphorischen Beschreibung der Schauplätze hält sich Salewski nicht auf. Ein verbindender Spannungsbogen wird ebenso vermieden wie die Identifikationmöglichkeit mit einem Protagonisten. Der Leser bleibt bis zum Ende Beobachter. Der Autor beschränkt sich auf ein Konzentrat des möglichen Ablaufs. Leider schlüsselt er nicht auf, aus welchen Quellen er geschöpft hat und wie viel Fiktion ist. Mit Schlaglichtern auf Krieg, Nachkriegszeit und Kalten Krieg entsteht ein Gerüst, das durch seine Bruchstückhaftigkeit einen Sog entwickelt.

Frank Salewski wurde 1967 in Schleswig-Holstein geboren. Nach der Lehre zum Elektriker arbeitete der Autor zwei Jahre als Elektromechaniker bei Lufthansa in Hamburg, um dann mit 23 Jahren unter 15-17jährigen Mitschülern wieder regulär die Schulbank eines Gymnasiums zu drücken. Nach dem Abitur und einem Geschichts- und Politikstudium in Kiel und Bremen absolvierte er das Referendariat in Braunschweig. Danach folgte die Rückkehr nach Bremen, um für sieben Jahre an einer Sonderschule mit verhaltensauffälligen Schülern in einem Brennpunkt zu arbeiten. Seit August 2009 unterrichtet der Autor an einer Oberschule mit dem Schwerpunkt gymnasiale Oberstufe. 2012 stellte er auf der Frankfurter Buchmesse Debütroman „Heimgekehrt – Wäre er doch gefallen“ vor, der ins Englische übersetzt wurde und am 2.07.2024 als Taschenbuch unter dem Titel „Back home – why?“ bei KILLROY media erschienen ist.
„Der Tag an dem der Schmetterling starb“ ist der fünfte Roman von Frank Salewski.

Frank Salewski
Der Tag, an dem der Schmetterling starb
ISBN 978-3-931140-14-4

KILLROY media, 2024
KILLROY Roman
148 Seiten