Die Nekropole von Monterozzi
von Sepp Spiegl
Die etruskischen Gräber in Tarquinia, einer antiken Stadt in der Region Latium in Italien, gehören zu den bedeutendsten archäologischen Stätten der Welt. Sie sind ein außergewöhnliches Zeugnis der etruskischen Zivilisation, die in Mittelitalien von etwa dem 9. bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. blühte. Insbesondere die Gräber von Tarquinia, die aufgrund ihrer Wandmalereien berühmt sind, bieten einzigartige Einblicke in das Leben, den Glauben und die Kunstfertigkeit der Etrusker.
Der Friedhof erscheint heute als flache Ebene, doch waren die Gräber in der Antike von Tumuli (Grabhügel) gekrönt. In der Antike verliefen heute nur noch schwer nachzuverfolgende Straßen und Wege zwischen den Tumuli. Es gibt etwas 70 dekorierte Blöcke aus der Nekropole, die ans Ende des siebten und an den Beginn des sechsten Jahrhunderts v. Chr. datiert werden und wahrscheinlich die Eingänge oder Fassaden der Tumuli schmückten. Ein Großteil der älteren Kammern war wahrscheinlich für Paare bestimmt, die hier vielleicht in Holzsärgen beigesetzt wurden. Wegen der starken Beraubung der Grabkammern ist wenig von den Beigaben und deren Aufstellung bekannt. Die letzten bemalten Grabkammern stammen aus dem dritten Jahrhundert v. Chr. Neben den Kammergräbern gab es Beisetzungen in Steinkisten, die meist Brandbestattungen enthielten. Es wurden auch zahlreiche Urnen gefunden, meist schwarzfigurige Gefäße, die aus lokaler Produktion stammten oder attische Importware repräsentieren. Ab dem vierten Jahrhundert v. Chr. finden sich in den Gräbern Steinsarkophage, auf deren Deckeln die Verstorbenen liegend dargestellt wurden, dazu Reliefs an den Sarkophagseiten.
Die Etruskische Nekropole von Tarquinia
Die Etrusker errichteten ihre Städte auf Hügeln, und unterhalb dieser Städte fanden sich oft große Nekropolen (Totenstädte), in denen die Verstorbenen beigesetzt wurden. Eine der bekanntesten Nekropolen ist die Nekropole von Monterozzi in Tarquinia, die sich über eine Fläche von etwa 750 Hektar erstreckt. Diese Nekropole enthält mehr als 6.000 Gräber, von denen viele aus Fels gehauen wurden.
Die meisten dieser Gräber stammen aus dem Zeitraum zwischen dem 7. und 2. Jahrhundert v. Chr. und zeigen die Entwicklung der etruskischen Bestattungskultur. Während die frühen Gräber einfacher gestaltet sind, zeigen die späteren Gräber aufwendige architektonische Strukturen und Wandmalereien, die Szenen des alltäglichen Lebens, religiöse Rituale und mythologische Darstellungen abbilden.
Wandmalereien und ihre Bedeutung
Besonders berühmt sind die etruskischen Gräber in Tarquinia wegen ihrer farbigen Wandmalereien, die einen unvergleichlichen Einblick in die Welt der Etrusker geben. Die Malereien zeigen Darstellungen von Banketten, Tänzern, Musikern, Jagdszenen und verschiedenen religiösen Riten, was auf die Bedeutung dieser Themen im etruskischen Leben hindeutet. Viele dieser Szenen spiegeln den Glauben der Etrusker an ein Leben nach dem Tod wider, wobei die Verstorbenen in einem freudvollen und üppigen Jenseits weiterleben.
Einige der bekanntesten Gräber in Tarquinia mit diesen Wandmalereien sind:
- Tomba della Caccia e Pesca (Grab der Jagd und des Fischfangs): Dieses Grab zeigt Szenen von Menschen, die fischen und jagen, und gibt einen lebhaften Einblick in das tägliche Leben und die Freizeitbeschäftigungen der Etrusker.
- Tomba dei Leopardi (Grab der Leoparden): Die Wände dieses Grabes sind mit fröhlichen Szenen von Festmahlen verziert, während zwei Leoparden das Grab bewachen. Es wird angenommen, dass diese Tiere symbolische Beschützer der Toten sind.
- Tomba della Fustigazione (Grab der Geißelung): Diese Malereien zeigen erotische und religiöse Szenen, die von einer rituellen Natur sind.
Die kunstvollen Darstellungen in diesen Gräbern sind von unschätzbarem Wert, da sie nicht nur das tägliche Leben und die religiösen Vorstellungen der Etrusker darstellen, sondern auch eine der wenigen erhaltenen Belege der etruskischen Kunst sind.
Anzahl und Entdeckung der Gräber
Bisher wurden in Tarquinia über 200 Gräber mit Wandmalereien entdeckt, was diese Stätte weltweit einzigartig macht. Die meisten dieser Gräber wurden im 19. und frühen 20. Jahrhundert entdeckt, obwohl einige bereits im Mittelalter bekannt waren. Archäologische Ausgrabungen und Untersuchungen dauern bis heute an, und es werden noch immer neue Entdeckungen gemacht. Die Gräber sind in ihrer Bauweise und Ausstattung sehr unterschiedlich. Einige bestehen nur aus einer einzigen Kammer, während andere aus mehreren Räumen bestehen, die kunstvoll dekoriert und mit Grabbeigaben ausgestattet sind. Die reicheren Gräber enthalten oft Beigaben wie Goldschmuck, Keramik, Waffen und andere wertvolle Gegenstände, die dem Verstorbenen auf seinem Weg ins Jenseits mitgegeben wurden.
Bedeutung für die Archäologie und das UNESCO-Welterbe
Die Nekropolen von Tarquinia, zusammen mit denen von Cerveteri, wurden 2004 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Sie gelten als herausragende Zeugnisse der etruskischen Zivilisation und als eine der bedeutendsten archäologischen Stätten Italiens. Die Wandmalereien in Tarquinia sind besonders wertvoll, da sie die einzige großflächig erhaltene Malerei der etruskischen Kunst sind und aufgrund ihrer Detailgenauigkeit und Lebendigkeit einen direkten Einblick in das etruskische Leben ermöglichen. Die Gräber von Tarquinia sind nicht nur ein Fenster in die Vergangenheit, sondern auch von unschätzbarem Wert für das Verständnis der etruskischen Kultur, die lange Zeit als “rätselhaft” galt, da nur wenige schriftliche Zeugnisse der Etrusker erhalten sind. Ihre Kunst, Religion und Gesellschaft können dank dieser Gräber besser verstanden werden. Die Etrusker glaubten an ein Leben nach dem Tod, in dem die Verstorbenen in einer ähnlichen Welt weiterleben würden wie in der irdischen. Daher wurden die Gräber oft mit Alltagsgegenständen und symbolischen Darstellungen des Lebens ausgestattet, um sicherzustellen, dass die Toten im Jenseits gut versorgt waren. Die Gräber selbst wurden oft als „Häuser für die Toten“ konzipiert, mit einer Architektur, die an die Wohnhäuser der Lebenden erinnerte.
Auch der Tod wurde bei den Etruskern mit Feierlichkeiten begangen. Es gab aufwendige Begräbnisriten, bei denen es zu Festmahlen, Musik und Tänzen kam, wie es die Wandmalereien in den Gräbern zeigen. Diese Darstellungen deuten darauf hin, dass die Toten nicht in Trauer, sondern in Feierlichkeit verabschiedet wurden.
Die etruskischen Gräber von Tarquinia sind eine außergewöhnliche archäologische Fundstätte, die nicht nur wegen ihrer schieren Anzahl und des Alters der Gräber von Bedeutung ist, sondern auch wegen der einzigartigen Wandmalereien, die tiefe Einblicke in das Leben, den Glauben und die Kunst der Etrusker bieten. Diese Gräber, die heute zum UNESCO-Welterbe gehören, sind ein unschätzbarer kultureller Schatz und ein zentraler Bestandteil unseres Verständnisses einer der faszinierendsten antiken Zivilisationen Europas.
Um die etruskischen Gräber in Tarquinia zu besuchen, hast du verschiedene Möglichkeiten, je nachdem, wo du deine Reise startest. Tarquinia liegt etwa 90 Kilometer nordwestlich von Rom und ist sowohl mit dem Auto als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Hier sind die gängigsten Reisemöglichkeiten:
1. Mit dem Auto
Wenn du flexibel und unabhängig reisen möchtest, ist das Auto eine der bequemsten Möglichkeiten, um nach Tarquinia zu gelangen.
- Von Rom: Fahre auf der Autobahn A12 in Richtung Civitavecchia. Bei der Ausfahrt Tarquinia verlässt du die Autobahn und folgst den Schildern in Richtung der Stadt und der etruskischen Nekropole. Die Fahrt dauert etwa 1 bis 1,5 Stunden, je nach Verkehr.
- Parken: In Tarquinia gibt es mehrere Parkmöglichkeiten, darunter auch in der Nähe der Nekropole von Monterozzi.
2. Mit dem Zug
Tarquinia ist auch mit dem Zug gut erreichbar, insbesondere aus Rom.
- Abfahrt von Rom (Roma Termini oder Roma Trastevere): Nimm einen Regionalzug in Richtung Pisa oder Grosseto, der in Tarquinia hält. Die Züge fahren regelmäßig, und die Fahrt dauert etwa 1 Stunde und 15 Minuten.
- Ankunft am Bahnhof Tarquinia: Vom Bahnhof aus kannst du ein Taxi zur Nekropole nehmen oder den lokalen Bus in Richtung Stadtzentrum oder zur Nekropole. Die Entfernung vom Bahnhof zur Nekropole beträgt etwa 5 Kilometer, also etwa 10 Minuten mit dem Taxi.
3. Mit dem Bus
Es gibt auch Busverbindungen nach Tarquinia, insbesondere aus Rom und der Umgebung.
- Von Rom: Busse der Gesellschaft Cotral fahren regelmäßig von verschiedenen Haltestellen in Rom (z. B. von der Metrostation Cornelia) nach Tarquinia. Die Fahrtzeit beträgt etwa 2 Stunden.
- In Tarquinia: Sobald du in der Stadt ankommst, kannst du zu Fuß oder mit einem Taxi zur Nekropole fahren.
4. Geführte Touren
Wenn du lieber eine geführte Tour machen möchtest, werden in Rom und in der Region Latium verschiedene Tagesausflüge nach Tarquinia angeboten. Diese Touren beinhalten oft auch Besuche der Nekropole, des Museo Nazionale Tarquiniense und andere Sehenswürdigkeiten in der Umgebung. Viele dieser Touren bieten Transport, Eintrittsgelder und Führungen an, was eine bequeme Option sein kann, wenn du dich nicht um die Details kümmern möchtest.
Besuch der Nekropole
Ticket: 6,00 € – 8,00 € stärker integrierten Ticket-Museum Nekropole
Ermäßigungen: Gratis bis 18 und über 65 Jahren, die Hälfte zwischen 18 und 25 Jahren
Tage und Öffnungszeiten Sommer: Di Sun 8,30 bis 1 h vor Sonnenuntergang
Tage und Öffnungszeiten Winter: Di Sun 8.30 bis 14.00 Uhr
Geschlossen am Montag – Closures Feiertage: 1. Januar und 25. Dezember
Tipp
Es lohnt sich, nicht nur die Nekropole, sondern auch die Altstadt von Tarquinia zu besuchen, die mit ihren mittelalterlichen Gebäuden und dem Museum ein wunderbares Gesamtbild der Region bietet.
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