von Sepp Spiegl

Unter einer Decke ist es warm und gemütlich. Was darunter passiert, kann man von außen nicht sehen. Es bleibt geheim. Doch was bedeutet es, wenn mehrere Personen unter einer Decke stecken? Oft nichts Gutes …

© Vanessa SG auf Pixabay.com

Wenn man mit jemandem unter einer Decke steckt, dann heißt das, dass man in einem geheimen Einverständnis steht. Dieser Ausdruck kann sich auf zwei oder mehrere Personen beziehen, die von einer Sache wissen, die sie vor anderen verborgen halten. Im Mittelalter waren es Braut und Bräutigam, die gemeinsam unter einer Decke steckten. Nach damaligem Brauch war eine Ehe erst dann rechtmäßig vollzogen, wenn die frisch Vermählten im Ehebett eine Decke teilten. Zugleich bezieht sich der Ausdruck auf Waffenbrüder und Freunde, die allen Lebenslagen zusammen durchstanden: Gemeinsam Gefahren überstanden und sich eben – beispielsweise auf Grund von Platzmangel – das Nachtlager teilen und unter einer Decke schlafen mussten.

Herkunft der Redewendung

Die Redewendung „unter einer Decke stecken“ hat ihre Wurzeln im Mittelalter. In dieser Zeit war es üblich, dass Menschen in kalten Gegenden ihre Schlafstätten miteinander teilten, um sich gegenseitig zu wärmen. Vor allem auf Reisen oder in einfachen Behausungen, in denen Heizquellen begrenzt waren, schliefen Menschen oft unter einer gemeinsamen Decke. Das Teilen einer Decke stand dabei nicht nur für körperliche Nähe, sondern symbolisierte auch ein enges Vertrauensverhältnis zwischen den Beteiligten. Ein weiterer Ursprung dieser Redewendung könnte in den mittelalterlichen Geheimbünden oder Zusammenschlüssen von Kaufleuten, Handwerkern oder sogar Verschwörern liegen. Hier wurden in abgeschotteten Räumen oder unter dem Schutz der Dunkelheit geheime Absprachen getroffen. Die Decke könnte dabei als Sinnbild für Verschwiegenheit und die Vertraulichkeit solcher Zusammenkünfte stehen. Die Vorstellung, dass zwei oder mehr Personen sich „unter einer Decke“ verstecken, um nicht entdeckt zu werden, liegt nahe. Auch in rechtlichen und politischen Zusammenhängen des Mittelalters finden sich Hinweise auf die Metapher. Geheime Bündnisse zwischen Adeligen oder Politikern, die nicht öffentlich bekannt werden sollten, wurden im übertragenen Sinne als „unter einer Decke steckend“ beschrieben. Oftmals trafen sich Verschwörer oder Interessengemeinschaften heimlich, um Einfluss auf politische oder wirtschaftliche Entscheidungen zu nehmen. Mit der Zeit wandelte sich die Bedeutung der Redewendung und wurde immer stärker mit Geheimniskrämerei und verdeckten Machenschaften assoziiert. Heute hat sie überwiegend eine negative Konnotation und wird meist dann verwendet, wenn es um Vetternwirtschaft, Korruption oder verschwörerische Aktivitäten geht.

Gebrauch und Bedeutung im modernen Sprachgebrauch

Heute wird die Redewendung vor allem in negativen Zusammenhängen verwendet. Sie deutet darauf hin, dass Personen im Verborgenen Absprachen treffen oder einander begünstigen. Besonders häufig findet sie in der Politik und Wirtschaft Anwendung, wenn es um Korruption, Vetternwirtschaft oder geheime Machenschaften geht. Ein Beispiel: „Die beiden Geschäftsführer stecken doch unter einer Decke! Kein Wunder, dass der Auftrag ohne Ausschreibung an seine Firma gegangen ist.“ Doch auch im Alltag begegnet uns diese Redewendung in verschiedenen Situationen. So kann sie beispielsweise im sozialen Umfeld genutzt werden, wenn zwei Personen oder Gruppen auffällig eng zusammenarbeiten oder sich gegenseitig unterstützen, oft zum Nachteil anderer.

Beispielsweise: „Die beiden Kollegen stecken unter einer Decke – sie decken sich gegenseitig, wenn einer zu spät kommt.“

Im schulischen Umfeld könnte man sagen: „Der Lehrer und der Direktor stecken unter einer Decke, deshalb bekommen manche Schüler bevorzugte Behandlungen.“

„Es würde mich nicht wundern, wenn die beiden unter einer Decke stecken und gemeinsame Sache machen.“

„Die beiden stecken doch unter einer Decke!“

„Natürlich können wir uns beschweren, aber bei wem? Die stecken doch alle unter einer Decke!“

Auch in der Medienwelt findet sich die Redewendung wieder, etwa wenn Journalisten oder Medienhäuser kritisiert werden, weil sie einer bestimmten politischen oder wirtschaftlichen Gruppe zu nahe stehen: „Die Zeitung und die Regierung stecken unter einer Decke – kein Wunder, dass es keine kritischen Berichte gibt.“ Allerdings kann die Redewendung in seltenen Fällen auch positiv genutzt werden, etwa wenn zwei Personen oder Gruppen konstruktiv zusammenarbeiten und dies für Außenstehende nicht sofort ersichtlich ist. Zum Beispiel könnte ein Unternehmen und eine gemeinnützige Organisation „unter einer Decke stecken“, um ein soziales Projekt voranzutreiben.

Vergleichbare Redewendungen in anderen Sprachen

Auch in anderen Sprachen gibt es ähnliche Ausdrücke, die das Prinzip geheimer Zusammenarbeit oder Verschwörung verdeutlichen:

  • Im Englischen sagt man „to be in cahoots with someone“, was ebenfalls eine verschwörerische Verbindung nahelegt.
  • Im Französischen existiert die Redewendung „être de mèche avec quelqu’un“, was wörtlich bedeutet, mit jemandem eine Absprache oder ein Komplott zu haben.
  • Im Spanischen gibt es den Ausdruck „estar compinchados“, was ebenfalls eine geheime Absprache oder ein gemeinsames Interesse andeutet.

Die Redewendung „unter einer Decke stecken“ ist ein fester Bestandteil der deutschen Sprache und wird überwiegend in negativen Zusammenhängen genutzt, wenn es um geheime Absprachen oder Mauscheleien geht. Ihre Wurzeln reichen bis ins Mittelalter zurück, als das Teilen einer Decke eine enge Verbindung zwischen Menschen symbolisierte. In vielen anderen Sprachen gibt es ähnliche Formulierungen, die zeigen, dass dieses Konzept universell ist. Dennoch bleibt es stets situationsabhängig, ob die Zusammenarbeit als illegitim oder schlicht als geschickte Kooperation betrachtet wird.

 

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