Rezension von Dr. Aide Rehbaum

Alexa Thiesmeyer ©Udo Giesen

Es ist der vierte Krimi der Autorin mit denselben Hobbyermittlern, Privatdetektiv Freddy Stieger und seine Freundin Pilar Alvarez-Scholz, und ein typischer Regionalkrimi. Wenn man Bonn kennt und liebt, kommt man auf seine Kosten, denn die Schauplätze werden mit historischen Informationen gewürzt, die sorgfältig recherchiert sind.

Als zusätzliche Ermittlerin fungiert eine ehemalige Lehrerin, Margot Mohn, die vor Jahrzehnten in der Nachbarschaft der Hauptpersonen, Dörte, Nina, Inga und Ute, wohnte. Die vier Mädchen bildeten in der Kindheit eine Bande, die zahlreiche Streiche spielte. Als die zweite einem Unglücksfall erliegt, läuten die Alarmglocken. Selbst die Verdächtigen, die Todesart und die Ermittlungsmethoden erinnern an die sechziger Jahre, als es im Krimi noch mehr ums Rätselraten als um Gewalt ging. Die Ähnlichkeit zu Miss Marple ist beabsichtigt. Im Unterschied zu Agatha Christie verzichtet die Autorin darauf, mit den vielen nebenbei erwähnten Lokaldetails zusätzliche Spannung zu erzeugen oder mit ihnen auf falsche Fährten zu locken.

Das Buch versucht einen Spagat. Die Morde geschehen im Stil Agatha Christies und werden mit ähnlichen Methoden aufgeklärt. Mit einem Motiv, das in der Terrorszene der RAF wurzelt, hat sich die Autorin aber ein brisantes Thema vorgenommen, einerseits politisch (was nur angedeutet wird), andererseits psychologisch (im Tagebuch von Dörte geht es um emotionale Vernachlässigung). Die ersten dreißig Seiten des Romans bauen dementsprechend eine hohe Erwartung auf. Der Stoff böte Potential für einen Thriller. Kühn verknüpft die Autorin Bonn mit Island, wo Pilar Urlaub machen möchte. Relativ früh wird jedoch klar, dass Gerda, Dörtes Mutter, 1986 in Island untergetaucht ist, weil sie nicht ins Fadenkreuz des BKA geraten wollte. Ihre Person bleibt ebenso vage wie die Atmosphäre im Umkreis des Terrorismus. Es ist gewagt, die Brutalität der Terrorszene mit Bridgedamen vor hundert Jahren zu verknüpfen.

Gerdas Tochter Dörte, der Prototyp einer nervigen Zicke, steht im Fokus der Geschichte. Sie besucht die alten Bekannten aus der Schulzeit und reizt sie bis aufs Blut. Als Typ ist sie herrlich überzeichnet. Der Krimi wird Leser überzeugen, die humorvolle Bettlektüre suchen, gewürzt mit einer Prise Spannung, ein wenig Psychologie und viel Heimatgefühl.

Alexa Thiesmeyer, Jahrgang 1949, Jura-Studium in Bonn, seitdem freie Journalistin und Schriftstellerin. Verfasserin von zahlreichen Theatertexten (Komödien, Sketche und Satiren), Kriminalromanen und Kurzkrimis.

 

Titelfoto: Odo Giesen

CMZ-Verlag
Alexa Thiesmeyer
Venusberg
Rheinland-Krimi
ca. 280 Seiten, 13,5 × 21 cm
Paperback
ISBN 978-3-87062-252-7

- ANZEIGE -