Kurt Biedenkopf (1989) ©seppspiegl

Gut elf Jahre lang war Kurt Biedenkopf Ministerpräsident – eine Zeit, die Sachsen stark geprägt hat. Nun ist der CDU-Politiker im Alter von 91 Jahren gestorben. Kanzlerin Merkel würdigte ihn als “herausragenden politischen Kopf”.

Der frühere sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf ist tot. Biedenkopf stand mehr als elf Jahre lang an der Spitze des Freistaates Sachsen – der Höhepunkt seiner Karriere, die in den 1970er-Jahren begann.

Biedenkopf kam am 28. Januar 1930 in Ludwigshafen zur Welt. Mit 37 Jahren wurde der Jurist und Ökonom an der Ruhr-Universität Bochum Deutschlands damals jüngster Universitätsrektor. 1973 wurde der Rechtsprofessor auf Vorschlag des damaligen Parteichefs Helmut Kohl Generalsekretär der CDU, galt lange als Hoffnungsträger der Partei. Später avancierte er zum Rivalen Kohls, es kam zum Bruch zwischen beiden.

“Unterschiedliche Auffassungen über Politik”, gab Biedenkopf als Grund dafür an. In den 1980er Jahren sorgte er nur noch bei der CDU Nordrhein-Westfalen für Schlagzeilen. Dann war eigentlich Schluss mit der Politik. Fortan wollte sich der Professor nur noch der Wissenschaft widmen.

Die Wende in der DDR änderte diesen Plan. Da es der ostdeutschen CDU an geeigneten Führungskräften mangelte, wurden dringend West-Importe benötigt. Für Biedenkopf bot sich die Chance, es alten Widersachern in der Partei noch einmal zu zeigen. Tatsächlich sorgte er in den 1990er Jahren für die besten Wahlergebnisse der Union im Osten. Die Sachsen-CDU herrschte 14 Jahre lange allein.

“Ich bin damals freiwillig nach Sachsen gekommen, um zu helfen – nicht um zu regieren”, sagte der Mann, der Modelleisenbahnen liebte und den die Sachsen bald “König Kurt” nannten, im Rückblick. Ehefrau Ingrid übernahm die Rolle der Landesmutter, wurde zur Mitregentin. Legendär ist ihr Ausspruch “Seit wir Ministerpräsident sind…”. Ingrid Biedenkopf wurde zu einer Art Kummerkasten der Bevölkerung. Viele wandten sich persönlich an sie, wenn sie etwa eine Wohnung brauchten oder der Telefonanschluss zu lange auf sich warten ließ.

Affären beschleunigten seinen Fall

Das Ende von Biedenkopfs Amtszeit war allerdings weniger rühmlich. Affären wie die um Rabattkäufe beim Möbelhaus Ikea beschleunigten seinen Fall. Schon zuvor war der Konflikt um seine Nachfolge offen ausgebrochen. Letztlich unterlag Biedenkopf in einem parteiinternen Machtkampf seinem früheren Finanzminister Georg Milbradt.

Im April 2002 schied Biedenkopf im Alter von 72 Jahren aus dem Amt. Dennoch blieb er in der Sachsen-CDU präsent – vor allem, wenn es mal nicht so lief in der Partei. Er arbeitete später wieder als Rechtsanwalt und publizierte. Auch der Politik blieb er verbunden, etwa als Ombudsrat für Hartz-IV-Beschwerden.

Zuletzt waren die Auftritte von Kurt Biedenkopf seltener geworden. Doch im Landtagswahlkampf der sächsischen Union im Sommer 2019 mischte “König Kurt” noch einmal kräftig mit. Auch als Schlichter im Tarifkonflikt bei der Bahn oder als “Elder Statesman” bei Treffen pensionierter Spitzenpolitiker fühlte er sich trotz seines Alters wohl. Auch der privaten Dresden International University blieb er als Gründungspräsident bis zuletzt treu. Am Donnerstagabend (12. August) starb der CDU-Politiker mit 91 Jahren in Dresden.

- ANZEIGE -