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Ein Darmstädter in Ägypten
Die vorliegende Arbeit ist Bestandteil einer Dissertation der Autorin, die die ägyptischen Sammlungen der Museen in Darmstadt und Wiesbaden bearbeitete. Sehr ausführlich wertet und kommentiert sie das Reisetagebuch eines Samengroßhändlers aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, als Ägypten noch zum Osmanischen Reich gehörte.
Elisabeth. Ein Abschied
So lapidar wie der Titel des preisgekrönten Autors ist der Text, der mit stark redundantem Inhalt ein Protokoll des Verfalls ist. Schonungslos beobachtet Buselmeier die Anzeichen des Alterns zunächst bei sich, genauso sind auch die Tagebucheinträge über seine, mit der Pensionierung in Depression verfallenden Ehefrau. Der Klappentext suggeriert, es handle sich um ein fiktives Ehepaar. Der Text wirkt aber sehr autobiographisch.
Das Glück wohnt in Lissabon
Der Eyecatcher für dieses Buch war das Foto einer Kinderschar von etwa 1911. Sofort entstand die Frage, was die porträtierte Frankfurter Familie während der Kaiserzeit veranlasste, nach Portugal auszuwandern? Die Autorin war sogar vor Ort
auf Spurensuche und hat erfolgreich nach Schauplätzen, Arbeitgebern und Zeitzeugen ihrer Schwiegerfamilie gesucht. Entsprechend sind Fotos der Firmengeschichte eingefügt. Diese Familiengeschichte hat Potential für einen Roman.
Afrikas Kampf um seine Kunst
Man stelle sich das mal vor: Da werden Schätze geraubt, (von den Erben) einem Versteigerungshaus übergeben, verhökert und der neue Besitzer behauptet allen Ernstes und keineswegs aus Unkenntnis, alles sei legal erworben. Die Autorin, Bénédicte Savoy, ist spezialisiert auf Kunstraub und Beutekunst und hat Museen, ihre Archive, bei der UNESCO und Ministerien im In- und Ausland nach Dokumenten durchforstet, um mit ihren Fundstücken nachzuzeichnen, in welcher Art und Weise seit dem zweiten Weltkrieg mit dem Problem der Rückgabe von Beute umgegangen wurde.
Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte
Der Journalist Jonasson hat auch schon in seinen anderen Romanen Absurdität auf die Spitze getrieben. Diesmal nimmt er sich den Kunstbetrieb vor. Aufgehängt an Bildern der tatsächlich existierenden Malerin Irma Stern, die 1894 als Tochter deutsch-jüdischer Einwanderer in Südafrika geboren wurde, greift der Autor den frauenfeindlichen, Empathie freien und rassistischen Protagonisten Viktor heraus, der mit einer Galerie zu Geld kommen will und sich die Gier seiner Umgebung zunutze macht.
Barracoon
Das wissenschaftliche Debüt der später anerkannten afroamerikanischen Völkerkundlerin Hurston wurde 1931 fertiggestellt. Es ist auch ein forschungsgeschichtliches Dokument. Die Autorin recherchierte im Auftrag von Dr. Franz Boas, dem Vater der
amerikanischen Anthropologie. Da sie sich der Problematik subjektiver Erinnerungen aus 67 Jahren Rückschau bewusst war, benutzte sie zur historischen Absicherung weitere Quellen, gab diese aber nicht ordnungsgemäß an. Das ist wohl einer der Gründe, weshalb der Text nie veröffentlicht wurde. Sie hätte ihre Karriere aufs Spiel gesetzt.



