Netz-Gift im Wahlkampf
„Lügen haben kurze Beine“ sagt das Sprichwort. In der heutigen Welt, die informationstechnisch zum globalen Dorf zusammenschmilzt, haben Lügen, Halbwahrheiten und dreiste Falschmeldungen allerdings oft die Begabung zum Langstreckenläufer.
Die Habsburger waren schneller als Trump
Seit Donald Trumps Niederlage bei den jüngsten amerikanischen Präsidentschaftswahlen ist der Begriff "fake news" in aller Munde, ist quasi zu einem geflügelten Wort geworden. Doch für die hinter dem Begriff steckende Strategie kann der egomanische US-Milliardär nicht die Urheberschaft beanspruchen. Ein habsburger Herzog war bedeutend schneller. Mit einer erfand er für sich und sein folgendes Geschlecht den "Erz"herzog. Mittelalterliche "fake news" - Gegenstand einer Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz in Speyer.
Gesellschaftsfähig: Platons „edle Lüge“
Auch Politiker sollen nicht lügen. Tun sie es dennoch, sollten sie sich dabei nicht erwischen lassen. Denn werden sie erwischt, droht ihnen Ungemach. Das gilt aber nur für die Demokratie. In einer Diktatur ist das anders. Der russische Präsident Putin kann seinen Krieg gegen die Ukraine hartnäckig eine „militärische Spezialoperation“ nennen, und Patriarch Kyrill runzelt noch nicht mal die Stirn. Ist die Bewertung der Lüge demnach eine Systemfrage? Ganz so einfach ist das nicht; man denke an Trump, den amerikanischen Lügenbaron. In unserer ehrenwerten Demokratie kommt eine Version der Unwahrheit vor, die sogar die Segnungen des Zeitgeistes genießt: die „edle Lüge“.
Putins Krieg und seine Propaganda
Jedermann weiß, dass in einem Krieg die Wahrheit als erstes stirbt. Das ist auch im aktuellen Krieg zu beobachten, der durch den anlasslosen Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine ausgelöst wurde. Er tobt seit mehr als einem Monat. Militärexperten in aller Welt und solche, die sich dafür halten, nehmen mit Erstaunen zur Kenntnis, wie sehr und wie schnell Wladimir Putins Grundannahmen sich als reine Erfindungen herausgestellt haben: Ungeachtet der massiven russischen Überlegenheit an Menschen und Material konnte der militärische Überfall auf die Ukraine – anders als 2008 in Georgien – nicht mit einem Sieg im Blitzkrieg abgeschlossen werden. Moralisch, politisch, militärisch und wirtschaftlich hat sich der Kreml-Machthaber in eine Sackgasse manövriert. Wie findet er da wieder hinaus?
(A)Soziales Netzwerk?
Ein Leben ohne Social Media? Für viele Menschen ist das heute undenkbar. Auf den Plattformen pflegt man Freundschaften, lässt seine Kontakte an jeder Lebenslage teilhaben und informiert sich vielleicht sogar über das Tagesgeschehen. Den wenigsten sind die Risiken bekannt, die mit den schnelllebigen Medien einhergehen.
Möge die Soft Power mit uns sein
Die derzeit intensiv geführte Debatte um „Fake News“, „Filter Bubbles“, Echoräume und Wunschwirklichkeiten – „gefühltes Wissen“ nannte der Berliner Kabarettist Horst Evers dies einmal – erinnert an den ebenfalls hartnäckigen wissenschaftlichen Streit um den Wahrheitsanspruch verschiedener Textsorten. Heute zeigt sich diese faktische Wucht vor allem an den in den sozialen Medien „geteilten“, also zumeist kritiklos verbreiteten „Fake News“.