Der österreichische Regisseur Ulrich Seidl wurde schon oft wegen seiner Arbeitsmethoden kritisiert – aber noch nie so hart wie beim Kinofilm „Sparta“. Vorwürfe richteten sich vor allem gegen den Umgang mit seinen Kinderdarstellern. Jetzt kann man das Drama über einen Mann mit pädophilen Neigungen endlich sehen.

Vor Jahren hat es den Österreicher Ewald (Georg Friedrich) nach Rumänien verschlagen. Dort hat er eine Lebensgefährtin (Florentina Elena Pop) und eine Arbeit. In der alten Heimat hält ihn nur noch sein seniler Vater (Hans-Michael Rehberg), den er ab und an im Pflegeheim besucht und sich liebevoll um ihn kümmert. Doch dann wagt Ewald einen Neuanfang. Er trennt sich von seiner Freundin, hängt seinen Beruf an den Nagel und zieht in eine arme Gegend, wo er ein verfallenes altes Schulgebäude in eine Judoschule umbauen will. Dafür rekrutiert Ewald Jungen aus der Gegend, mit denen er das Gebäude zu einer Art Fort umbaut, das er “Sparta” nennt. Darin unterrichtet er die Jungen umsonst im Judo. Ein Refugium scheinbarer Unbeschwertheit, weit weg von strengen Eltern und einem prügelnden Vater, der seine Söhne zwingt, ihr Kaninchen zu schlachten. Sie sollen lernen, „böse und brutal“ zu sein. Die Kinder, denen es in “Sparta” oft besser geht als in ihren Elternhäusern, verbringen bald ihre komplette Freizeit dort.

Ewald lebt seine Gefühle nicht aus. Er fotografiert die pubertierenden Jungs mit nacktem Oberkörper und projiziert die Aufnahmen abends an die Wand. Das Verbotene spielt sich im Kopf des Betrachters ab, so wie das Begehren im Kopf Ewalds. Fast hat man Mitleid mit ihm, wenn er tieftraurig auf einer Kinderschaukel sitzt. Er ist ein in sich Gefangener, herausgeschleudert aus dem Kokon der Lebenslüge.

Die Dorfbewohner sind dagegen stark argwöhnisch und beobachten das Geschehen mit verhaltenen Blicken. Es dauert nicht lang, bis Ewald mit ihnen konfrontiert wird, obgleich er nur Gutes wollte. Dies ist jedoch nicht das einzige Problem, da ihn auch seine Vergangenheit immer weiter einholt, bis er sich einer lang verdrängten Wahrheit stellen muss.

 

 

  • Ulrich Seidl, Veronika Franz
  • Wolfgang Thaler, Serafin Spitzer
  • Monika Willi
  • Klaus Kellermann
  • Tanja Hausner
  • Andreas Donhauser, Renate Martin
  • Georg Friedrich, Florentina Elena Pop, Hans-Michael Rehberg, Marius Ignat, Octavian-Nicolae Cocis
  • Filminstitut, Filmfonds Wien, Filmstandort Austria, Land Niederösterreich
  • ORF (Film/Fernseh-Abkommen), Bayrischer Rundfunk/Arte, Arte France Cinéma in Zusammenarbeit mit Arte France

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