Ein ganzes Leben
Regisseur Hans Steinbichler („Das Tagebuch der Anne Frank“) bringt das Werk nun auf die große Leinwand. Nach dem Drehbuch von Ulrich Limmer („Schtonk“) wird die Geschichte von Andreas Egger in drei verschiedenen Lebensphasen von drei verschiedenen Darstellern verkörpert. In jungen Jahren sieht man Newcomer Ivan Gustafik, als Erwachsener ist Stefan Gorski („Contra“) zu sehen und August Zirner („Die Fälscher“) übernimmt die Rolle des älteren Andreas Egger. Außerdem gehören Andreas Lust („Schachnovelle“), Julia Franz Richter („Undine“), Marianne Sägebrecht („Out of Rosenheim“), Robert Stadlober („Das Boot“) Maria Hofstätter („Kaiserschmarrndrama“) und Thomas Schubert („Roter Himmel“) zum weiteren Ensemble.
Die österreichischen Alpen um 1900. Niemand weiß genau, wie alt der Waisenjunge Andreas Egger ist, als er ins Tal auf den Hof vom Kranzstocker (Andreas Lust) kommt. Dem gottesfürchtigen, aber gewalttätigen Bauern taugt er allenfalls als billige Hilfskraft. Allein die alte Ahnl (Marianne Sägebrecht) bringt ihm etwas Fürsorge entgegen. Als sie stirbt, hält den inzwischen erwachsenen Egger (Stefan Gorski) nichts mehr zurück. Strotzend vor Kraft und Entschlossenheit schließt er sich einem Arbeitstrupp an, der eine der ersten Seilbahnen baut, die auch Elektrizität und Touristen ins Tal bringen soll. Mit seinem Ersparten pachtet Egger vom Wirt (Robert Stadlober) eine schlichte Holzhütte hoch oben in den Bergen, wo er sich und seiner großen Liebe Marie (Julia Franz Richter) ein Zuhause schafft. Doch das gemeinsame Glück ist nur von kurzer Dauer. Hitlerdeutschland stürzt die Welt in den Krieg und Andreas muss den Dienst an der Waffe antreten, bis er schließlich in sowjetischer Kriegsgefangenschaft landet. Vom einst erträumten Leben ist danach nicht mehr viel übrig, doch ist Marie noch ein letztes Mal ganz nah bei ihm und der alte Egger (August Zirner) blickt mit Staunen auf die Jahre, die hinter ihm liegen …
Basiert auf dem gleichnamigen Roman von Robert Seethaler.
EIN GANZES LEBEN ist das Sinnbild einer epochalen Romanverfilmung, malerisch wie die beeindruckende Landschaft, aber rau und kalt in der Härte des Alltags der Familien. Steinbichler schafft ein realistisches Bild des frühen 20. Jahrhunderts und zeichnet neben dem Leben der Hauptfigur auch die Industrialisierung einer abgeschiedenen Bergregion nach. Mit der Seilbahn, dem motorisierten Verkehr und den Straßen hielt auch der Strom ins Tal Einzug und dann kamen die Touristen. So rückt nicht nur das Leben der Hauptfigur Andreas Egger, in jedem Altersabschnitt sehr überzeugend dargestellt durch Ivan Gustafik, Stefan Gorski und August Zirner, in den Mittelpunkt, sondern auch die Domestizierung der Alpen mit der Wandlung des Tals vom Bauerndorf zur asphaltierten Touristenhochburg mit Gletschertouren. Dabei verschweigt der Film auch nicht die Opfer des Fortschritts und zeigt das Leid, auf dem manches Fundament erbaut wurde. Die Kameraarbeit von Armin Franzen lässt viel Raum zum Atmen der Bergluft, die beim Anschauen des Films spürbar durch das Kino zu gleiten scheint. So wird der Film auch zu einem Loblied auf die Natur und die alles umgebende Landschaft, vor der selbst die Hauptfiguren ganz demütig und andächtig werden. Wo der Hilfsarbeiter Andreas Egger schlussendlich staunend vor seinem Leben steht, steht der Zuschauende staunend vor diesem monumentalen Zeitkolorit.