Der Druidenstein – ein faszinierendes Naturdenkmal im Westerwald, dessen Geschichte, Geologie und kulturelle Bedeutung Besucher bis heute in ihren Bann zieht.

Geologie & Entstehung

Nationaler Geotop „Druidenstein“, die Südwestseite ©seppspiegl

Der Druidenstein, auch Herkersdorfer Köppel genannt, ist ein kegelförmiger Basaltfelsen, der rund 20 Meter über seine Umgebung hinausragt und etwa 100 m² Fläche einnimmt. Geologisch entstand er vor rund 25 Millionen Jahren im Jungtertär, als Lava durch das devonische Grauwacke-Grundgebirge gedrungen und dort abgekühlt ist – dabei formten sich charakteristische prismatische Basaltsäulen. Während die weicherer Umgebungsformationen erodierten, blieb der harte Basaltkern als markanter Felsen zurück und schrumpft durch weitere Erosion auch heute noch.

Bereits die Kelten sollen den Druidenstein als Kultstätte und Versammlungsort genutzt haben; es wird vermutet, dass auch die germanischen Chatten ihn später als Thingstätte oder Sonnenverehrungsstätte nutzten. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Spitze des Felsens aus taktischen Gründen abgebrochen, um feindliche Truppen zu desorientieren. Zudem diente der Stein als Steinbruch für den Straßenbau. 1979 wurde der Druidenstein von einem Blitz getroffen – mit so großer Wucht, dass er anschließend mit sechs Stahlbetonbalken gestützt werden musste.

Kultur & Mythen

Zahlreiche Legenden ranken sich um die Gestalt der Druidin Herke (auch Herka), der der Ort Herkersdorf seinen Namen verdankt: Ihr zugeschrieben wird eine tragische Liebesgeschichte, in deren Folge sie Opfer eines Rituals am Druidenstein wurde. In der Region gelten der Druidenstein und seine Umgebung als mystische Kraftorte, an denen die Druiden mit Naturgeistern und beseelten Bäumen in Verbindung traten. Im 1920er-Jahren wurde ein Kreuzweg zum Druidenstein errichtet, eingeweiht am 16. Oktober 1927, mit Kreuzigungsgruppe und Marienstatue – ein Ausdruck der christlichen Neuinterpretation des heidnischen Ortes. In den 1950er-Jahren fanden am Fuße des Basaltkegels Freilicht-Festspiele statt; heute gibt es gelegentlich Freiluftkonzerte – seit 2022 ist sogar ein Musical zur Geschichte des Druidensteins in Vorbereitung. Zudem führt jedes Jahr an Himmelfahrt eine Prozession von Herkersdorf entlang des Kreuzwegs zum „Köppel“ mit anschließender Messe.

Schutz & Geotouristisches Interesse

Am Druidenstein endet ein Kreuzweg ©seppspiegl

Schon 1869 wurde der Druidenstein unter Naturschutz gestellt; heute zählt er zu den rund 3.000 Naturdenkmälern in Rheinland-Pfalz. Seit 2006 trägt er zudem die Auszeichnung „Nationaler Geotop“ – ein Zeichen seiner Bedeutung als geowissenschaftlich und landschaftlich wertvolle Stätte. Der Druidenstein ist Teil des Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus und zahlreicher Wanderwege – darunter Rundwege und Fernwanderabschnitte wie der Druidenstein-Wanderweg (~16 km) sowie Einschlüsse im „Druidensteig“ und „Natursteig Sieg“.

Für Wanderer, Kulturinteressierte und Geologiebegeisterte ist der Druidenstein ein lohnendes Ausflugsziel: Die imposante Basaltformation mit markanten Säulen, Gipfelkreuz und historischem Kreuzweg bietet Fotomotive und mystische Atmosphäre zugleich – das Landschaftskino des Westerwaldes inklusive.

Der Druidenstein ist weit mehr als ein geologisches Kuriosum. Er vereint 25 Millionen Jahre Erdgeschichte mit keltischen Ritualen, mittelalterlicher Strategie, religiöser Adaption und moderner Tourismusattraktion zu einem einzigartigen Denkmal im Westerwald.

Die Sage der Herke – Hintergrund, Bedeutung und lebendige Legenden

Ursprung und Kern der Sage

Die Sage der Herke rankt sich um eine keltische Druidin namens Herke (oder Herka), der sogar der Ortsname Herkersdorf zugeschrieben wird. Sie war – so die Legende – die Tochter eines Stammesfürsten und entbrannte in Liebe zu einem jungen Mann aus ihrem Stamm. Da sie jedoch ein Gelübde zur Reinheit zum Amt der Priesterin abgelegt hatte, war diese Liebe ein tabubrecherischer Konflikt zwischen Pflicht und Herz. Herke folgte dem Ruf ihrer Gefühle, heiratete heimlich ihren Geliebten – beides wurde als Verrat gewertet. Der Jüngling wurde von Verfolgern getötet, Herke selbst zum Druidenstein gebracht und dort dem Opfer gewidmet.

Seit jenem tragischen Ereignis berichtet die Legende, man könne bei Vollmond das Jammern und Wehklagen der Opfer noch immer vom Druidenstein ins Tal hallen hören. Unglücklich Verliebte, so heißt es, vernehmen in solchen Nächten sogar Herkes tröstende Stimme – daher gilt sie als Beschützerin bedrängter Liebe.

Mythologische Einordnung

Nationaler Geotop „Druidenstein“, die Südwestseite ©seppspiegl

Die Sage könnte sich auch auf eine kultische Figur beziehen: Eine Göttin namens Herka, möglicherweise eine regionale Variante der germanischen Frau Holle, wird ebenfalls mit dem Druidenstein in Verbindung gebracht. Oft symbolisieren solche Figuren Urgötter, die auf jungsteinzeitliche Muttergöttinnen zurückgehen.

Symbolik entlang des Wanderwegs

Der Sage und Region wird heute im ökologischen und touristischen Kontext ein lebendiger Ort verliehen:

  • Holzskulpturen am Wanderweg zeigen Herke und ihren Geliebten in räumlicher Trennung – ein Sinnbild für ihren inneren Zwiespalt.

  • Weitere Figuren wie die Eule symbolisieren die doppelte Bedeutung – Totenvogel des Unglücks, aber auch Mittlerin zwischen den Welten, Hoffnungsträgerin für die Seelen.

Kultische Fortführung

Schon in keltischer Zeit war der Druidenstein mutmaßlich ein kultischer Versammlungs- und Opferort. Bäume, etwa Eschen oder Birken, waren damals – und auch in späteren Interpretationen – als beseelte Wesen von zentraler Bedeutung. Die Christen haben später den Ort christianisiert: In den 1920er Jahren entstand ein Kreuzweg zum Fels, der heute noch zu Prozessionen an Christi Himmelfahrt genutzt wird.

Blick auf den Druidenstein ©seppspiegl

Anfahrt zum Druidenstein bei Kirchen (Herkersdorf, Stadt Kirchen/Sieg)

Mit dem Auto

  • Aus Richtung Köln / Bonn:
    Über die A4 Richtung Olpe, Ausfahrt Eckenhagen/Waldbröl → über B256 und B62 Richtung Kirchen/Sieg → in Kirchen der Beschilderung Herkersdorf und weiter zum Druidenstein folgen.

  • Aus Richtung Siegen:
    Über die B62 Richtung Betzdorf/Kirchen, in Kirchen auf die L280 nach Herkersdorf abbiegen. Beschilderung „Druidenstein“ beachten.

  • Parkmöglichkeiten: Kleiner Wanderparkplatz in der Nähe des Felsens (ca. 5–10 Minuten Fußweg).

Mit der Bahn

  • Bahnhof Kirchen (Sieg) auf der RE9- bzw. RB90-Linie (Köln–Siegen).

  • Vom Bahnhof ca. 3 km Fußweg oder mit dem Bus weiter (Linie Richtung Herkersdorf).

Mit dem Bus

  • Regionale Busverbindungen bis Herkersdorf Ortsmitte.

  • Von dort aus ausgeschilderter Fußweg zum Druidenstein (~10 Minuten).

Zu Fuß / per Rad

  • Zahlreiche Wanderwege führen zum Druidenstein, u. a. Druidensteig, Natursteig Sieg und der örtliche Rundwanderweg Druidenstein-Wanderweg (ca. 16 km).

  • Für Radfahrer ist der Weg über Herkersdorf möglich, der letzte Abschnitt ist ein kurzer, aber steiler Anstieg.

Tipp: Der Zugang ist ganzjährig frei, festes Schuhwerk wird empfohlen – besonders bei Nässe, da der Basaltfels und die Waldwege rutschig sein können.