Nur im Kino kann man Filme richtig fühlen

Großen Erfolg hatte Tom Schilling auch mit der Hauptrolle in der Serie „Ich und die Anderen“ von David Schalko. Foto: highgloss.de

<Berlin> (cat). Wer Schauspieler werden will braucht einen starken Willen, viel Talent und Durchhaltevermögen – das glauben viele. Doch Tom Schilling sieht das ganz anders. „Ich würde behaupten, die Qualität der Schauspieler ist immer gleich gut. Man wird als Schauspieler geboren, das kann man nicht lernen. Man kann es verfeinern, Techniken lernen, sich in verschiedene Richtungen entwickeln, aber ein gewisser Hang, eine Berufung dafür ist angeboren. Begnadete Schauspieler und Schauspielerinnen kommen immer wieder nach, die Frage ist nur, ob die Qualität bei den tatsächlich verfilmten Drehbüchern da ist“, sagte der Film-star gegenüber der „FAZ“. Auf die Frage, wie er mit Schaffenskrisen umgehe, antwortete der Schauspieler: „Ich arbeite immer weniger. Ich muss mir bei Rollen sehr sicher sein. Es gibt zwei Wege. Man dreht wirklich alles und legt einen gewissen Anspruch ab. Oder aber man wartet lange auf die richtigen Stoffe, die richtigen Rollen,“ erklärte der „Werk ohne Autor“-Star. „Nur führt dieser Weg bei mir dazu, dass ich seit einem Jahr keinen Film mehr gedreht habe. An dieser Stelle sollte ich meiner Frau danken, die sehr viel arbeitet und das Geld verdient.“ Aktuell spielt Tom im Kinofilm „Fabian“ den gleichnamigen Protagonisten. Die Anfrage zur Verfilmung des „Kästner“-Stücks bekam er schon vor drei Jahren und las damals den Originalroman „Der Gang vor die Hunde“. „Ich habe das Buch im Hinblick darauf gelesen, ob ich daraus etwas für meine Darstellung der Rolle ziehen kann“, so Schilling gegenüber „Bang Showbiz“. Es sei ein forderndes Lesen. „Ich höre immer wieder, dass Leute sagen, das ist ihr Lieblingsbuch. Ich bin ganz offen: Mich hat es nicht vom Stuhl gehauen. Ich finde, dass es durchaus Stellen gibt, die nicht gut gealtert sind, und dann gibt es wiederum Kapitel, die so zeitgeistig sind.“ Der Roman sei ziemlich postmodern und er habe Schwierigkeiten gehabt, in die Rolle hineinzufinden. Zur Zeit des Drehs befand sich der Vater von zwei 15-, und 6-jährigen Jungs „auf Suche“. „Ich habe vieles und vor allem mich selbst infrage gestellt. Und ich hatte Schwierigkeiten, meinen Drive zu entwickeln, den ich zum Drehen brauche. Dann sucht man jeden Anker, den man findet. Und in diesem Buch habe ich eher Fragen gefunden als die Hilfe, die ich gesucht habe.“ Dass der Film auf der Berlinale gezeigt wurde, freute Schilling zwar, aber durch die Pandemie sei alles anders. „Der Film ist drei Stunden lang, und der Sog, den er meiner Meinung nach entfaltet, kann nur im Kino gespürt werden, wo man völlig absorbiert ist. Davon hat man nichts mitbekommen“, so der Schauspieler und Musiker enttäuscht.

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