Neues über die eigene Sexualität zu entdecken, kann magisch sein. Ob zusammen oder solo – erotisches Spielzeug dient der Entdeckung der Lust. Lange Zeit war dieses Thema aber mit einer ungeheuer großen Scham besetzt. Und doch schienen sich die Menschen immer schon mit ihrem Körper und der eigenen Fantasie zu beschäftigen.

Historische Funde

© Victoria_Borodinova/pixabay.com

Ein kurzer Exkurs in die Geschichte zeigt schnell: Dildos sind keineswegs eine neumodische Erfindung. Archäologen fanden deutlich geformte Steine aus der Steinzeit. Die Forschung wird sich zunehmend sicherer, dass diese ausschließlich dem sexuellen Vergnügen dienten. An den Steinen fand man erstaunliche Details, wie Andeutungen von Vorhaut, Eichel, Tätowierungen und Narben. Der Hilfsgegenstand wurde zudem glatt poliert und besaß die Größe eines lebensechten Glieds.

Die mysteriöse Krankheit der Frauen

In den 2000 Jahren darauf, verlagerte sich die Nutzung dieser Gegenstände einzig auf medizinische Behandlungen. Die in der Allgemeinheit als “Hysterie” bekannte Frauen-Krankheit sollte so ein Ende finden. Symptome variierten von Bauchweh bis Verwirrung, vaginaler Feuchtigkeit oder einer ausgeprägten Fantasie. Vor allem Nonnen kümmerten sich damals mit Dildos aus Holz, verschiedenem Gemüse oder den eigenen Fingern um das Leiden. Ehefrauen empfahl man den Koitus.

Das Ende der Masturbation

Wo vorher vaginale Behandlungen ausdrücklich verschrieben wurden, änderte sich die Meinung der Mediziner um das 18. Jahrhundert schlagartig. Das Einführen von Gegenständen, außer die des männlichen Geschlechtsorgans, wurde als schädlich eingestuft – die sexuelle Potenz und das Wohlergehen sei gefährdet. Forschende Männer kamen später zu einer kühnen Annahme: zu wenig Befriedigung, in Form von Penetration, sei die Ursache der Hysterie. Unverheiratete Frauen waren demnach am meisten betroffen oder Ehen, in denen Coitus Interruptus betrieben wurde. Masturbation wurde für Frauen daraufhin verboten. Es würde im schlimmsten Falle homosexuell machen, garantiert aber zu frigider Persönlichkeit führen. Die Selbstbefriedigung der Frau galt als Auflehnung gegen die Ehe. Stimulierende Aktivitäten wie das Nutzen von elektrischen Nähmaschinen oder das Fahren eines Rades wurde Ehefrauen ebenfalls verboten.

Die Erfindung des Vibrators

Die Doktoren dieser Zeit waren sich sicher: Die hysterischen Symptome seien eine Zumutung für die Gesellschaft. Aber Heilung nahte: gut betuchte Damen konnten sich bald einer neuen, vielversprechende Behandlung unterziehen. Diese bestand aus klitoraler Stimulation und wurde vom behandelnden Arzt durchgeführt. Die wurde allerdings mit der Zeit zur gesundheitlichen Belastung für die Praktizierenden selbst – Überbelastungen im Armen und Händen waren die Folge. 1869 dann die Erlösung: die “Bewegungsmaschine” wurde erfunden. Der durch Pedal oder Dampf betriebene Massagestab reduzierte die Behandlungszeit auf fortschrittliche 10 Minuten und erzielte effektive Ergebnisse. Mehr Frauen als je zuvor wurden in den Praxen kuriert und verließen diese mit spürbar gehobener Stimmung. Etwa ein Jahrzehnt später erschien der Freudenstab dann praktisch für die Hausfrau. Die Modelle, die üblicherweise mit Haushaltsgeräten wie Fön oder Mixstab kombiniert wurden, waren im normalen Einzelhandel erhältlich und garantierten diskrete Nutzung.

Befreiende Neuzeit

In den 20er Jahren verlor der Vibrator seinen Ruf als Heilmittel für weibliche Krankheit. Mit Zunahme der ersten Pornofilme, erlebten ihn die Menschen als Mittel, welches schlicht Genuss bringt. Seine Repräsentation hatte bedeutenden Einfluss auf Frauen und die Eigenermächtigung ihrer Lust. Sie wandten sich ihr erstmals offener und mutiger zu. Mit der Öffnung der ersten Erotikshops in den 60er Jahren, bestärkte sich das Bild der lustempfindenden Frau. Die auferlegte Scham und die Fehlinformationen wurden zum ersten Mal sichtbar. In den 1970er Jahren wurden die Spielzeuge offiziell als erotische Hilfen zur Stimulation betitelt.

Fazit

Dildos und Co. waren zum Entdecken der eigenen Sexualität schon früh beliebt. Antike Funde aus den Anfängen der Menschheitsgeschichte machen dies deutlich. Die Entwicklung von Medizin brachte mit der Zeit allerdings abstrakte Annahmen hervor – vor allem über die weibliche Lust. Mittlerweile haben Bewegungen der Gleichberechtigung den Weg geebnet für die Liberalisierung der Lust. Was so lange im Verborgenen bleiben sollte, darf sich heutzutage so authentisch zeigen wie noch nie – ob in der Selbstbefriedigung oder in Liebesspielen mit anderen Personen: die eigene Lust wird von Sextoys angeregt, unterstützt und intensiviert.

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