Rezension von Dr. Aide Rehbaum
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Scott Alexander Howard © veronica-bonderud

Der Science Fiction von Scott Alexander Howard kreist um das Zeitparadoxon. Er entwirft ein idyllisches Bergdorf, das Teil eines totalitären Staates ist. Die Bewohner haben nur beschränkten Einfluss auf die Berufswahl und keinen auf ihre Bewegungsfreiheit, sind jedoch angepasst, ducken sich vor den Gendarmen und trinken Unmengen von Alkohol. Rundum ist ihr Tal durch einen Zaun eingeschlossen. In Paralleltälern leben dieselben Menschen zwanzig Jahre in der Vergangenheit bzw. in der Zukunft. Der Besuch dieser Täler muss beantragt werden und wird nur selten im Falle der Trauer unter strenger Aufsicht gestattet, damit niemand in die Handlung eingreift und dadurch die Geschichte ändert, evtl. sogar sich selbst auslöscht.

Der Autor schildert das Leben der besonders schüchternen sechzehnjährigen Odile, die sich auf Wunsch ihrer Mutter für eine Ausbildung beim Conseils bewirbt. In dieser Institution laufen die Besuchsanträge zusammen. Mutter und Tochter stehen sich wenig nahe, echte Gespräche kommen nicht auf. Sie leben aneinander vorbei. Odile verliebt sich in den gleichaltrigen Edme und bevor sie weiß, ob das auf Gegenseitigkeit beruht, passiert etwas, dass ihr Leben für immer verändert. Und alles kreist um ihre Beobachtung von Besuchern, die sie ihm verschwiegen hat. Odile wird freiwillig Gendarmin, ein öder Job mit Grenzpatrouillen hauptsächlich unter Männern. Eines Tages erfährt sie von alten Freunden etwas über die Vergangenheit, was sie zur Übertretung der Gesetze bewegt. Erst da nimmt die Geschichte etwas an Fahrt auf.

Der Autor ergeht sich sehr langatmig in Beschreibungen der Landschaft, der Einrichtungen und Handlungen, so dass der Leser an sich halten muss, den Text nicht streckenweise zu überfliegen. Der Spannungsbogen verliert sich darüber, denn auf die Handlung haben die Schilderungen kaum Einfluss. Die Dialoge sind zudem nicht durch Anführungszeichen kenntlich gemacht. Sprachlich wirkt vieles sehr holprig, was möglicherweise an der Übersetzung liegt.

Zwar ist der Plot interessant, der Autor hätte aber mehr daraus machen können. Erst das Ende wartet mit einer Überraschung auf.

 

Scott Alexander Howard lebt in Vancouver, British Columbia. Er wurde an der Universität von Toronto in Philosophie promoviert und war Postdoktorand in Harvard, wo er sich mit der Beziehung zwischen Erinnerung, Emotionen und Literatur beschäftigte. Das andere Tal ist sein erster Roman.

 

Diogenes Verlag AG

Hardcover Leinen
464 Seiten
erschienen am 20. März 2024

978-3-257-07282-2
€ (D) 25.00 / sFr 34.00* / € (A) 25.70
* unverb. Preisempfehlung

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