Kinotipp: Einfach mal was Schönes
“Einfach mal was Schönes” – Karoline Herfurths neue Komödie
Die biologische Uhr der Radiomoderatorin Karla (Karoline Herfurth) tickt, und das mittlerweile sehr laut und deutlich. Doch egal, was sie auch tut, sie findet einfach keinen passenden Mann, mit dem sie sich auch eine Familie vorstellen könnte. Kurz vor ihrem 40. Geburtstag fällt sie die Entscheidung, alleine ein Kind zu bekommen. Wenn sich eben kein Mann findet, muss es auch so gehen. Doch sie hat nicht mit ihren Eltern Marion (Ulrike Kriener) und Robert (Herbert Knaup) und ihren Schwestern Jule (Nora Tschirner) und Johanna (Milena Tscharntke) gerechnet, die ihre Entscheidung nicht nachvollziehen können – und das, obwohl sie allesamt selber in ihren komplizierten Lebensentwürfen feststecken und nicht weiter wissen. Die Einzige, die Karla wirklich unterstützt, ist ihre beste Freundin Senay (Jasmin Shakeri). Dazu kommt, dass Karla sich in den viel zu jungen Ole (Aaron Altaras) verliebt hat. Wieso tritt ausgerechnet jetzt Karlas Traummann in ihr Leben, wo sie doch gerade ihre Zukunft geplant hat? Das Chaos scheint perfekt…
Einfach ist in “Einfach mal was Schönes” wirklich gar nichts, auch nicht die Beziehungen, von denen Karoline Herfurth erzählt. Gerade erst hat die Regisseurin mit “Wunderschön” (2021) ihr Talent für haarsträubende Komik und derben Körperklamauk bewiesen, es ging um die irren Verwindungen, die Frauen anstellen, um den widersprüchlichen Anforderungen an sie gerecht zu werden. Unvergessen die Szene in “Wunderschön”, in der eine stillende Mutter – gespielt von Herfurth selbst – vor einem Bewerbungsgespräch mit einer Milchpumpe an beiden Brüsten auf dem Firmenklo hantiert. Ein treffender Kommentar zur Doppel- und Dreifachbelastung junger Mütter.
“Wunderschön” war ein Überraschungserfolg mit mehr als anderthalb Millionen Zuschauer im Kino, “Einfach mal was Schönes” knüpft nicht nur im Titel daran an. Wieder geht es um weibliche Lebensentwürfe, die aus feministischer Perspektive oft einfach nur grotesk wirken. Radiomoderatorin Karla, eine Frau Ende dreißig (Karoline Herfurth), ist so versessen darauf, ihren Mr. Right für eine Familiengründung zu finden, dass sie noch beim beklopptesten Date mitmacht und mit einem Extrem-Sportler durch einen Freizeitpark klettert, rutscht und robbt wie durch ein militärisches Übungsgelände.
Was Herfurth recht clever macht: Sie nutzt Klischees – etwa von der Frau, die vermeintlich keinen abbekommt – und kontrastiert diese Vorstellungen mit neuen Ideen. Im Film hätte sie das noch konsequenter durchziehen können, denn am Ende geht es zwischen Berliner Pfaueninsel und Babelsberger Schloss natürlich doch auch um eine Liebesgeschichte. Parallel zum Kinderprojekt lernt Karla nämlich einen Mann kennen. Manches geht also doch recht glatt aus. Aber vielleicht ist das auch der Teil, den das Kino an Illusion liefern soll. Einfach mal was Schönes halt.