Roger Azar und Canan Kir ©Neue Visionen Filmverleih

Die Welt wird eine andere sein ist ein deutsch-französischer Spielfilm von Anne Zohra Berrached aus dem Jahr 2021. Das Beziehungsdrama stellt eine deutsch-türkische Studentin (gespielt von Canan Kir) in den Mittelpunkt, die sich in einen libanesischen Kommilitonen (Roger Azar) verliebt und diesen trotz Einwände ihrer Familie heiratet. Erzählt aus der subjektiven Perspektive der Frauenfigur, folgt der Film dem Paar über fünf Jahre in fünf Kapiteln. Die immer stärker werdende islamistische Radikalisierung des Mannes stellt die Ehe der beiden auf eine harte Probe und mündet schließlich in eine Katastrophe weltweiten Ausmaßes. Regisseurin Berrached arbeitete sehr intuitiv und ließ viel improvisieren, um von ihren Darstellern größtmögliche Authentizität zu erhalten.

Das fiktionale Werk ist angelehnt an die Biografie des Terroristen Ziad Jarrah, ohne direkt darauf zu verweisen. Jarrah war als Pilot an den Anschlägen am 11. September 2001 in den USA beteiligt. Im Jahr seiner Veröffentlichung wurde Die Welt wird eine andere sein ins Programm der 71. Internationalen Filmfestspiele Berlin aufgenommen. Eine Kinoveröffentlichung in Deutschland ist für den 12. August 2021 geplant.

Deutschland, im Jahr 1996: Die Deutsch-Türkin Asli studiert Medizin. An der Universität lernt sie ihren libanesischen Kommilitonen Saeed kennen, der auf Wunsch seiner Eltern das Fach Zahnmedizin belegt hat. Lieber würde er aber Pilot werden und nennt Asli fortan seine „Kopilotin“. Asli ist fasziniert von Saeeds Charisma, der auch selbstbewusst am Badestrand dem FKK frönt. Beide werden ein Paar, obwohl Aslis Mutter Zeynep gegen einen arabischen Freund für ihre Tochter ist. Anfänglich verheimlicht Asli zum Ärger Saeeds die Beziehung vor ihrer Familie. Saeed, der sich mit Asli aufgrund ihrer unterschiedlichen Muttersprachen auf Deutsch und Englisch verständigt, besucht die örtliche Moschee und knüpft dort neue Kontakte. Im zweiten Jahr ihrer Beziehung lässt er sich einen Bart wachsen und verweigert den Sex mit ihr, solange sie nicht verheiratet sind. Heimlich zieht Asli mit Saeed in eine Wohnung nach Hamburg, wo er Flugzeugbau studieren möchte. Er lehnt in „wilder Ehe“ wie „die Deutschen“ zu leben ab und besteht auf eine Heirat in der Moschee. Nach der Hochzeit widmet er sich dem Koranstudium.

Canan Kir ©Neue Visionen Filmverleih

Im dritten Jahr radikalisiert sich Saeed noch mehr. Er beginnt den Konsum von Alkohol zu meiden. Antizionistische Äußerungen von ihm führen zu Unverständnis und Streit im gemeinsamen Freundeskreis. Er verbietet Asli das Rauchen und verlässt nachts das Haus, um eine abgelegene Telefonzelle aufzusuchen. Durch Zufall findet Asli heraus, dass Saeed in den Jemen reisen möchte. Sie droht ihn daraufhin zu verlassen, Saeed bittet sie um Geheimhaltung. Als Asli erstmals seine wohlhabende Familie in Beirut besucht, verheimlicht sie vor ihr Saeeds Sinneswandel. Als die Familie nach einem Brief von Saeed aus dem Jemen die Polizei einschalten möchte, kann Asli diese vorübergehend beruhigen. Sie kehrt nach Hamburg zurück und zieht bei ihrer Mutter ein. Auch macht sie sich in den örtlichen Moscheen auf die Suche nach Saeed.

Im vierten Jahr studiert Asli erfolgreich Humanbiologie, als nach viermonatiger Abwesenheit Saeed zurückkehrt. Er gibt an, dass ihm während seines Aufenthalts im Jemen Telefongespräche untersagt wurden. Auch hat er Verletzungen an den Händen. Er verspricht Asli, neu anzufangen und sein bisheriges Studium abzubrechen, um seinen Traumberuf Pilot zu ergreifen. Saeed rasiert seinen Bart, weigert sich aber weiterhin Alkohol zu trinken oder mit ihr auszugehen. Während Kommilitonen ihr raten zur Polizei zu gehen, liebt Asli ihren Ehemann immer noch.

Im fünften und letzten gemeinsamen Jahr besucht Saeed eine Flugschule in Miami, wo ihn Asli nach einem Nervenzusammenbruch besucht. Beide verbringen unbeschwerte Tage in Florida. Saeed unternimmt mit Asli einen gemeinsamen Flug in einem Motorsportflugzeug. Sie schöpft neue Hoffnung und schlägt eine gemeinsame berufliche Zukunft in den USA vor. Allein nach Deutschland zurückgekehrt, muss sich Asli einer Operation am Rachen unterziehen. Kurz vor dem Eingriff erhält sie einen Anruf von Saeed, der ihr mehrfach seine Liebe gesteht. Als Asli aus der Narkose aufwacht, erfährt sie durch das Fernsehen von den Terroranschlägen an der nordamerikanischen Ostküste. Schockiert nimmt sie Kontakt mit der Polizei auf. Über Saeeds Flugschule findet sie heraus, dass er vom FBI gesucht wird und an den Anschlägen beteiligt war. Sie zieht sich zu ihrer Mutter zurück und muss sich Vorwürfe von ihrer Familie gefallen lassen. In der Folge bittet Asli um Zeugenschutz. Am Ende erhält sie durch die deutschen Behörden ein Paket, das Saeed kurz vor den Anschlägen aufgegeben hatte. Es enthält persönliche Dinge aus ihrer Vergangenheit und einen Abschiedsbrief. Darin bedankt sich Saeed bei ihr für die gemeinsame Zeit, bezeugt abermals seine Liebe und das sie eine „Stütze“ für ihn auf seinem Lebensweg war. Er gesteht ihr das Recht zu, erneut zu heiraten und glücklich zu werden. Saeed glaubt, dass die Welt eine andere sein werde und sich alle darüber freuen würden. Asli bleibt nach dem Lesen konsterniert zurück.

 

2016 versetzte Regisseurin Anne Zohra Berrached mit ihrem Hardcore-Abtreibungsdrama “24 Wochen” die Berlinale in Angst und Schrecken. Auch in ihrem neuen Film geht es wieder darum, dass Politisches und Privates nicht zu trennen sind. In einer kleinen Welt der Studenten-WGs stellt der ambitionierte Film große Fragen nach Schuld und Verantwortung.

 

Titel: Die Welt wird eine andere sein (2021)
Internationaler Titel: Copilot
Startdatum:
FSK 12
Regie
Anne Zohra Berrached
Genre
Drama

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