Ausstellung: Ägypten in frühen Fotografien 1849–1875

Die Kabinettausstellung der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien gibt mit rund 60 Originalabzügen einen Einblick in die Zeit der frühen Fotografie, 1849−1875.

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MEMNONSKOLOSSE, GURNA 1869 Frank Mason Good (1839–1928) Albuminabzug vom Glasnegativ, 15,8 x 20,9 cm Originalabzug, signiert im Negativ

Schon sehr bald nach der Erfindung der Fotografie (1839) reisten erste Fotografen nach Ägypten, um dort Aufnahmen der altägyptischen Monumente zu machen. Meist warenes Künstler, die sich des »neuen« Mediums angenommenhatten und ihre Werke publizierten und bei verschiedenenAusstellungen präsentierten. Neben Ägypten wurden meist auch die Gebiete des heutigen Israel, Syriens und des Libanon besucht. In Ägypten reisten die Fotografen mit Booten bis nach Abu Simbel im Süden oder sogar noch weiter nach Nubien oder in den Sudan.

Diese Reisen mögen uns heute nicht mehr sehr spektakulär und die Größe des daraus resultierenden fotografischen Œuvres mag uns eher marginal erscheinen; wenn man aber bedenkt, unter welchen Bedingungen und mit welchen Mitteln damals gereist und gearbeitet wurde, erscheinen die Ergebnisse in einem anderen Licht.

Zu den mit Originalabzügen präsentierten Fotografen zählen u. a.: Maxime Du Camp (Frankreich, 1822−1894), Louis de Clercq (Frankreich, 1836−1901), John Beasley Greene (USA, 1832−1856) und Francis Frith (England, 1822−1898), deren Werke heute u. a. im Metropolitan Museum of Art in New York oder im Getty Center in Los Angeles zu sehen sind.

125 Jahre, Kunsthistorisches Museum Wien

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Das Kunsthistorische Mueum in Wien ©KHM

Das Jahr 2016 steht ganz im Zeichen des 125. Geburtstages des Kunsthistorischen Museums Wien. Dieses Festjahr gilt auch für die Ägyptisch-Orientalische Sammlung, die gemeinsam mit den anderen Sammlungen hier im Haus im Jahr 1891 feierlich eröffnet wurde. Das Interesse an den Altertümern des Alten Ägypten reicht freilich sehr viel weiter in die Vergangenheit zurück. Die Initialzündung für die methodische Beschäftigung mit dieser alten Hochkultur gab schließlich der Feldzug Napoleons nach Ägypten (1798–1801). Dieser Feldzug, der zugleich auch eine wissenschaftliche Expedition war, führte zur systematischen Untersuchung der alten Kultur, der Geologie, Geografie, aber auch der zeitgenössischen Kultur des Landes. Die Ägyptologie – die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Jahrtausende alten Kultur der Ägypter – war damit ins Leben gerufen worden.

Indirekt verdankt die Menschheit dieser Expedition auch noch etwas anderes, das uns besonders in der heutigen Zeit auf Schritt und Tritt begleitet, das für uns zu einer nicht mehr wegzudenkenden Selbstverständlichkeit geworden ist: die Fotografie. Als im Jahr 1839 die Erfindung dieses neuen Mediums in Paris vorgestellt wurde, nahm der Politiker François Arago Bezug auf Napoleons Expedition und die zahlreichen Maler und Zeichner, die alle Entdeckungen bildlich dokumentiert hatten. Ein einziger Mann, der mit dem neu entwickelten Apparat arbeitet, könne alle Zeichner ersetzen. Überdies wären die fotografischen Ergebnisse exakter, naturgetreu und detaillierter, als es Zeichnungen oder Grafiken sein können. Das wäre eine große Zeit-, aber auch Geldersparnis.
Vor allem letzteres Argument führte wohl dazu, dass der französische Staat mit großer Mehrheit beschloss, das Patent für die Fotografie zu erwerben und der Menschheit zur Verfügung zu stellen. Davon profitieren wir bis heute. In dieser Kabinettausstellung des Kunsthistorischen Museums zeigen wir Fotografien,
die in den ersten Jahrzehnten nach der Erfindung dieses Mediums in Ägypten geschaffen wurden. Wir können uns selbst von der Präzision und vom Detailreichtum überzeugen, von denen Arago 1839 gesprochen hat.

Das Patent der Fotografie

Die Ägyptologie wäre ohne die Fotografie wohl nicht das, was sie heute ist. Der Erfindung der Fotografie allerdings wäre ohne das Alte Ägypten niemals so schnell der Durchbruch gelungen. Diese – etwas überspitzt formulierte – Aussage mag zwar sonderbar klingen, hat aber durchaus ihre Berechtigung.
Als im Jahr 1839 die Fotografie vorgestellt wurde, hielt der französische Abgeordnete François Arago eine flammende Ansprache. Er argumentierte für das neu entwickelte Medium der Fotografie unter Bezugnahme auf den Feldzug Napoleons nach Ägypten. Diese kriegerische Aktion war gleichzeitig eine Expedition gewesen, die zum Ziel hatte, Ägypten in alle Richtungen – historisch, geografisch, geologisch, ökonomisch etc. – zu erforschen. Zu diesem Zweck hatten zahlreiche Zeichner den Feldzug begleitet, die unter anderem die antiken Denkmäler Ägyptens grafisch festhielten. Arago wies nun darauf hin, dass ein einziger Fotograf dieselbe Arbeit schneller, präziser und detailgetreuer hätte vollbringen können. Das Argument der Zeit- und vor allem der finanziellen Ersparnis
überzeugte die französischen Abgeordneten, sodass sie mit nur drei Gegenstimmen dafür stimmten, das Patent der Fotografie zu erwerben und kostenlos der gesamten Welt zur Verfügung zu stellen. Bereits wenige Wochen nach der offiziellen Geburtsstunde der Fotografie am 19. August 1839 fuhren die ersten Künstler nach Ägypten, um dort Denkmäler, Architektur und Landschaft fotografisch zu dokumentieren. Die Ausstellung Von Alexandria nach Abu Simbel gibt nun einen Einblick in jene Meisterwerke, die wir der Fotografie der ersten Jahrzehnte, genauer dem Zeitraum von 1849 bis 1875, verdanken.

Weitere Informationen: http://www.khm.at/besuchen/ausstellungen/von-alexandria-nach-abu-simbel/

HIER GEHTS ZUR FOTOSTRECKE:

7. Juni 2016
bis 25. September 2016

Ägyptisch-Orientalische Sammlung
Kunsthistorisches Museum Wien
Hochparterre
Maria Theresien-Platz, 1010 Wien

Öffnungszeiten
Juni bis August
täglich 10 – 18 Uhr
Do bis 21 Uhr

September bis Mai
Di – So, 10 – 18 Uhr
Do, 10 – 21 Uhr