Manchmal reibt sich der aufmerksame Zeitungsleser die Augen angesichts der Unaufmerksamkeit von Diktatoren. Das, was Russland am soeben erlebt hat, war vorauszusehen. Putin hat es zugelassen, dass eine Reihe von Privatarmeen in seinem Land entstanden, die mit staatlicher Unterstützung in zunächst verdeckten und dann offenen militärischen Konflikten eingreifen. Allein die Wagner-Truppe unter ihrem immer schon großmäuligem Chef Jewgeni Prigoschin kostet den russischen Steuerzahler jährlich umgerechnet 900 Millionen Euro. Ähnliches gilt auch für die Tschetschenen-Bataillone von Ramson Kadyrow und für andere privat angeworbene Milizen. Sie haben einige Gemeinsamkeiten: Sie sind in der russischen Verfassung nicht vorgesehen, sie zerschlagen das Gewaltmonopol des Staates, sie setzen auf ungesetzliche Gewalt, sie konkurrieren miteinander und mit dem staatlichen Militär und können deshalb vom obersten Chef Putin gegeneinander ausgespielt werden. Das aber musste irgendwann schief gehen.