Zukunft statt Angst

Dieter Weirich

Angst als Kopfputz des deutschen Zeitgeistes ist nicht neu. Man braucht nur an die NATO-Nachrüstung oder den Kampf gegen die friedliche Nutzung derAtomenergie zu denken. Der aus dem links-grünen Milieu gespeiste Widerstand erweist sich in der Retrospektive als naiv. Die in den Regierungen und Parlamenten angekommene alternative Bewegung hat – sieht man von der Nuklearenergie ab – denn auch viele ihrer Grundsätze über Bord geworfen.

Die „letzte Generation“ nennt sich aktuell jene Bewegung, die sich auf Straßen festklebt, Gemälde beschmiert oder gerade erst die Räumung des Weilers Lützerath verhindern will. Dieser wurde in zwischen vollständig abgerissen, um (wie schon vor Jahren mit grüner Zustimmung vom Düsseldorfer Landtag beschlossen) den Tagebau Garzweiler für die Gewinnung von Kohle auszudehnen. Der, endzeitliche Assoziationen weckende, Name sollte – so die Hoffnung der Demonstranten – Weltuntergangsstimmung unter den Bürgern verbreiten. Die aber finden die ihr Alltagsleben störenden Aktionen zunehmend lästig.

Die deutsche Politik ist sich der Bedeutung des Klimawandels bewusst. Lützerath droht allerdings die Grünen, deren Sympathisanten in vorderster Linie des Protestes stehen, deren Minister und Parlamentarier aber gleichzeitig Verantwortung für die politische Entscheidung haben, zu zerreißen.  Wie lange sie noch das „doppelte Lottchen“ zu spielen in der Lage sind, wird man sehen.

Der Philosoph Karl Popper, Begründer des Kritischen Rationalismus, hat uns die Weisheit hinterlassen, dass es zum „Optimismus keine Alternative“ gibt. Gerade weil sich so viele auf dem Boden der Angst gewachsenen Kampagnen als Irrungen von Bedenkenträgern erwiesen haben, ist die Zeit für eine „Generation Zukunft“ auch bei uns reif.

Es gibt vielversprechende Innovationen, die uns hoffen lassen. Man denke an den wohl historischen Durchbruch von Forschern in den USA bei der Kernfusion, mit dem es gelingen könnte, die Energieerzeugung zu revolutionieren. Man denke an Innovationen bei der grünen Gentechnik zur Nutzung gentechnischer Verfahren in der Landwirtschaft, an die Entwicklung kleiner Modul-Kernreaktoren der nächsten Generation, die das Potential haben, Atommüll als Energiequelle zu nutzen. Und man  denke an die Möglichkeiten, die sich aus der Entdeckung Seltener Erden in Schweden für Europa ergeben. Wo bleibt die Renaissance deutscher Kreativität?

 

Dieter Weirich (Jg. 1944), gelernter Journalist, kommentiert jede Woche mit spitzer Feder seine Sicht auf das aktuelle Geschehen in rantlos; mit freundlicher Genehmigung der “Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO)”. Weirich war von 1989 bis 2001 Intendant des deutschen Auslandsrundfunks Deutsche Welle. Zuvor gehörte er eineinhalb Jahrzehnte als CDU-Abgeordneter dem Hessischen Landtag und dem Deutschen Bundestag an, wo er sich als Mediensprecher seiner Partei und als Wegbereiter des Privatfernsehens einen Namen machte. Außerdem nahm er Führungspositionen in der PR-Branche in Hessen wahr. Weirich, der sich selbst als “liberalkonservativen Streiter” sieht, gilt als ebenso unabhängig wie konfliktfreudig.

 

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